HINTERGRUND: Scheinbar liegt das Glück in Sort

Wie jedes Jahr kurz vor Weihnachten findet auch in diesem Jahr die Ziehung der großen spanischen Weihnachtslotterie, der Sorteo extraordinario de Navidad, am 22. Dezember statt. Dabei gibt es in Spanien Verkaufsstellen, die besonders beliebt sind, wie die kleine katalanische Pyrenäen-Ortschaft Sort. Dort gibt es eine Lottostelle, vor der die "Bruja de Oro" (die goldene Hexe) steht, von der die Spanier glauben, dass das Berühren der Figur zum großen Hauptgewinn verhilft. Sort bedeutet auf Deutsch Glück und scheinbar trägt der Ort nicht nur diesen Namen, sondern verhilft tatsächlich zum großen Lotterieglück.

Wie es das Schicksal wollte, wurden im Jahr 2005 alle 195 Lose der Hauptgewinnnummer 54600 dort erstanden und in einem Zeitraum von zehn Jahren gab es insgesamt fünf Hauptgewinner, die ihr Los dort gekauft haben. So gerne man auch an das sagenhafte Glück der Stadt glauben möchte, die Fakten lassen die Seifenblase schnell zerplatzen. Da sich zahlreiche Spanier, sobald der Verkauf der Lose begonnen hat, auf den Weg nach Sort machen, um dort welche zu erstehen, werden an der Verkaufsstelle überdurchschnittlich viele Lose verkauft. Dementsprechend werden dort relativ viele Gewinne erstanden, aber eben auch Nieten.

Die Ziehung in Spanien geht auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Zum ersten Mal fand die Lotterie im Jahre 1763 auf Geheiß von Carlos III. statt, wobei damals nur fünf Gewinnzahlen aus 90 Nummern gezogen wurden und der Gewinn einer gemeinnützigen Einrichtung gespendet wurde. Die heutige Weihnachtslotterie, die erst mal im Jahre 1812 al Sorteo de Navidad bezeichnet wurde, bewegt sich in ganz anderen Dimensionen. Sie gilt, gemessen an der ausgespielten Gewinnsumme, als größte Lotterie der Welt. So wurden im Jahr 2006 2,14 Milliarden Euro ausgespielt, was 70 Prozent der Einsätze entspricht.

Auf den Hauptpreis, El Gordo, entfiel ein Gesamtgewinn von 540 Millionen Euro. Jedes Los hat eine fünfstellige Nummer, wobei die einzelnen Lose in 195 Serien aufgelegt werden. Hauptgewinn für ein ganzes Los sind drei Millionen Euro, welche demnach 195mal verteilt werden. Man kauft normalerweise nur ein décimo, also ein Zehntel des Loses, da ein ganzes inklusive 195 Serien 38 000 Euro kosten würde, so zahlt man umgerechnet 20 Euro.

Die Ziehung selbst findet am 22. Dezember ab 9 Uhr morgens im Hauptsaal der staatlichen Lotteriegesellschaft in Madrid statt. Zwei große Trommeln sind mit Holzkugeln gefüllt, eine mit Losnummern und eine mit Gewinnummern. Zwei Kinder ziehen zur gleichen Zeit jeweils eine Los- und eine Gewinnnummer, die dann dem Publikum von Schülern der Madrider Schule „San Ildefonso“ vorgesungen werden. Die ganze Veranstaltung dauert drei Stunden, bis alle 200 Preiskugeln vergeben sind, wobei die Ziehung des El Gordo den Höhepunkt darstellt.