Hausaufgaben ohne Ende? Spaniens Schüler und Eltern klagen

09.11.2015 - Meike von Lojewski / Madrid und Barcelona für Deutsche 

Spanische Kinder kehren jeden Tag mit einer Schultasche voller Hausaufgaben nach Hause. Darüber beschweren sich derzeit Eltern in Spanien, die von der “Organización para la Cooperación y el Desarrollo Económicos” (OCDE) unterstützt werden. Diese hat eine Studie darüber veröffentlicht, wie viele Stunden Hausaufgaben in einem Land gemacht werden. Bei einer Liste von 38 Nationen liegt Spanien auf Platz fünf. Pro Woche sind die Kinder 6,5 Stunden damit beschäftigt - im Durchschnitt sind es 4,9 Stunden. Lediglich in Polen (6,9 Stunden), Irland (7,3 Stunden), Italien (8,7 Stunden) und Russland (9,7 Stunden) büffeln die Kinder mehr als in Spanien. Am Ende der Liste stehen Finland (2,8 Stunden) und Südkorea (2,9 Stunden) - zwei Nationen, die in der Pisastudie mit die besten Ergebnisse aufweisen.

 

Die Organisation kritisiert, dass spanische Kinder früher eingeschult würden, länger Schule hätten, 1,6 Stunden mehr pro Woche am Schreibtisch sässen und dennoch in internationalen Vergleich schlechter abschnitten als Gleichaltrige im Ausland. Ein Zeichen dafür, dass es am spanischen Schulsystem kranken würde. Zu Hause müsste oftmals noch das aufgeholt werden, wofür in der Schule keine Zeit gewesen sei und Eltern hätten das Gefühl, dass sie mehr Zeit mit ihren Kinder lernen müssten als spielen könnten. Das führe vielerorts zu Spannungen innerhalb der Familie.

 

Auch die “Confederación Española de Asociaciones de Padres y Madres de Alumnos” (Ceapa) untermauert diese Ansicht und ist sich mit der OCDE einig: “Es kommt zu vielen Streitereien in den Familien. Die Eltern sehen sich oftmals nicht fähig oder haben keine Zeit, ihren Kindern zu helfen und müssen diese in Nachhilfeschule oder zu -lehrern schicken. Nur wer das Geld hat, kommt weiter”, klagt Jesús Salido, Präsident der Ceapa.

 

Weiter zeigt die Studie auch auf, dass Schüler an Privatschulen im Durchschnitt 7,2 Stunden pro Woche mit Hausaufgaben verbringen, während an öffentlichen Schulen nur 6,2 Stunden damit verbracht werden. Es gibt ebenfalls einen Unterschied zwischen Stadt (6,6 Stunden) und Land (6,3 Stunden). Daniel Salinas von der OCDE bekräftigt, dass es durchaus einen Zusammenhang zwischen der Zeit, die den Hausaufgaben gewidmet wird, und den akademischen Ergebnissen gebe. Allerdings ging es nicht immer nur um die Zeit, sondern vor allem darum, wie diese Zeit qualitativ genutzt worden sei. Auch andere Faktoren wie zum Beispiel die Motivation durch die Lehrer oder die Bereitstellung von Lehrmaterial würden den Erfolg beeinflussen.

 

Eine positive Tendenz lässt sich jedoch feststellen: Seit 2003 ist die Zeit, die für Hausaufgaben pro Woche aufgebracht wird, in Spanien von 7,4 Stunden auf 6,5 Stunden zurückgegangen. Die OCDE meint: Vielleicht ist dies ein Zeichen, dass selbst die Lehrer gemerkt haben, dass Hausaufgaben nicht das Mass aller Dinge sind.

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