HINTERGRUND: Sachversicherungen, nicht nur für deutsche Rentner in Spanien

29.10.2013 - Philipp Dyckerhoff, pd@pecuniaconsult.com 

Deutsche gelten als sehr versicherungsfreudig. Das führt dazu, dass die viele Deutsche teilweise überversichert sind.

Wenn Deutsche nach Spanien kommen, treffen sie auf eine ganz andere Welt in Bezug auf Versicherungen. Die Spanier versichern sich generell viel weniger. Einem Spanier zu erklären, warum eine Privathaftpflichtversicherung sinnvoll ist, ist eine schwierige, vielleicht sogar unlösbare Aufgabe.

Dieser Artikel gibt einen Überblick über die deutschen Sachversicherungen und die Pendants in Spanien, sowie verschiedene Tipps zum Thema.

Wenn man in Spanien lebt, muss man im allgemeinen private Sachversicherungen in Spanien abschließen. Nur in Ausnahmefällen kann man auch eine deutsche Versicherung in Spanien abschließen, und das nur bei ganz wenigen Versicherungsgesellschaften. Andererseits gelten aus Deutschland mitgebrachte Sachversicherungen meist noch ein paar Jahre auch im Ausland, im europäischen Ausland teilweise auch unbegrenzt.

Übersicht über die wesentlichen privaten Sachversicherungen:

Privathaftpflicht

Sie springt ein, wenn man Dritten einen Schaden zufügt. Die Grundlagen für diese Haftung sind in Deutschland im Bürgerlichen Gesetzbuch enthalten. Generell besteht ein in der Höhe unbegrenzter Anspruch des Geschädigten auf Wiederherstellung des Zustandes, der vor der Schädigung bestand. Daher werden in Deutschland auch sehr hohe Versicherungssummen angeboten, teilweise bis zu 10 Millionen Euro und mehr. Allerdings gilt z.B. bei Sachschäden, dass entweder die Reparatur oder der Zeitwert der zerstörten Sache ersetzt werden, also nicht der ursprüngliche Neuwert.

In Spanien spielt die Privathaftpflichtversicherung eine untergeordnete Rolle. Die Haftung ist je nach Art der Schädigung gesetzlich begrenzt auf sechsstellige Summen, daher gibt es nur geringe Versicherungssummen. Die Privathaftpflicht ist in Spanien in den meisten Hausratversicherungen mit integriert, man kann sie allerdings auch alleine abschließen. Bei spanischen Privathaftpflichtversicherungen sollte man auf jeden Fall die Auslandsgültigkeit prüfen. Auch sollte einem klar sein, dass zwar in Spanien die private Haftung begrenzt sein mag, wenn man aber z.B. in Deutschland einen Schaden verursacht, dann reicht die spanische Versicherungssumme bei großen Schäden, insbesondere auch Personenschäden, nicht aus. Man denke nur an einen Skiunfall mit entsprechenden Folgen für den Geschädigten.

Gute deutsche Privathaftpflichtversicherungen haben mehrere Jahre oder sogar unbegrenzte Gültigkeit im europäischen Ausland, wenn man sie vor Beginn des Auslandsaufenthaltes abgeschlossen hat. Allerdings bezieht sich das Wort ‚unbegrenzt’ meist nur auf vorübergehende Auslandsaufenthalte. Das klingt etwas paradox, zeigt aber die auch seitens der Gesellschaften teils recht unklaren Regelungen. Es kommt immer wieder vor, dass Deutsche in Spanien noch eine deutsche Privathaftpflichtversicherung haben, deren Gültigkeit auf einige Jahre begrenzt war und die tatsächlich schon abgelaufen ist. Dies kann um Zweifelsfall unangenehme Folgen haben, weil dann möglicherweise gar kein Versicherungsschutz mehr besteht.

In Spanien sollte man sich immer genau die Risiken ansehen, die tatsächlich versichert werden. Einige Gesellschaften bieten ‚Sparversionen’ an, die keinen ausreichenden Versicherungsschutz bieten. Für Haustiere, Pferde und auch Boote gilt die normale Privathaftpflicht normalerweise nicht. Bei Bedarf kann man Zusatzbausteine abschließen.

Hausratversicherung
In Deutschland bietet die Hausratversicherung eine Neuwertentschädigung für die Grundrisiken Einbruchdiebstahl, Feuer, Leitungswasser, Sturm/Hagel. Als Erweiterung können z.B. auch Glasbruch und Fahrräder versichert werden. Zum Hausrat gehören Sachen, die einem Haushalt zur Einrichtung, zum Gebrauch oder Verbrauch dienen.

Eine Hausratversicherung kann nur lokal abgeschlossen werden. Die deutsche Hausratversicherung kann (und sollte!) bei Wegzug ins Ausland außerordentlich gekündigt werden. Auch hier kommt es immer wieder vor, dass Leute schon jahrelang in Spanien leben, aber immer noch ihre deutsche Hausratversicherung bezahlen! Falls jemand in Deutschland allerdings seine Wohnung beibehält, sollte natürlich auch die Hausratversicherung beibehalten werden. Wichtig: wenn die Wohnung länger nicht bewohnt ist, sollte das auf jeden Fall dem Versicherer gemeldet werden. Dieser erhöht wegen Erhöhung des Risikos (z.B. Einbruch) dann normalerweise die Prämie.

In Spanien sollte man sich auch bei der Hausratversicherung die Risiken genau ansehen, die tatsächlich abgedeckt sind. So kann es z.B. sein, dass Schäden durch Strom nur mit einer Versicherungssumme von wenigen Tausend Euro abgedeckt sind.

Wohngebäudeversicherung

Sie ist das Pendant zur Hausratversicherung und versichert das Gebäude gegen die Grundrisiken Einbruchdiebstahl, Feuer, Leitungswasser, Sturm/Hagel. In Spanien heißt sie „continente“ und ist häufig mit der Hausratversicherung („contenido“) kombiniert.

Wichtig ist die Prüfung des Deckung insbesondere bei Gebäuden mit mehreren Wohneinheiten, die häufig über die Eigentümergemeinschaft versichert sind. Häufig bieten die spanischen Versicherer ‚Sparversionen’ an, und auch die Versicherungssumme ist zu gering.

Rechtsschutzversicherung
Sie bietet eine Kostenübernahme bei Wahrnehmung rechtlicher Interessen. In Deutschland ist die Rechtsschutzversicherung fast zu einem Modeprodukt geworden. Wer eine hat, der klagt gerne mal…

Gute deutsche Rechtsschutzversicherungen gelten nach Wegzug aus Deutschland meist 2 bis 3 Jahre im europäischen Ausland. Man ist also gut beraten, mit dem Versicherer zu bestätigen, ob die bestehende Rechtschutzversicherung noch gilt. Auch sollte geklärt werden, ob z.B. eine spanische Mietwohnung im Falle eines Rechtsstreits mit dem Vermieter mitversichert ist.

In Spanien ist die Rechtsschutzversicherung weniger verbreitet, es gibt aber auch hier gute Anbieter, teilweise auch deutsche Gesellschaften. Die Versicherungssummen sind allerdings recht gering.

Unfallversicherung

Sie schützt vor den finanziellen Folgen von durch Unfälle verursachter Invalidität. Es gibt nur wenige Versicherer in Deutschland, die auch durch Krankheit verursachte Invalidität versichern. Gute deutsche Versicherungen bieten unbegrenzten weltweiten Schutz. Man kann sie aber nur dann abschließen, wenn man bei Abschluss noch in Deutschland wohnt.

Auch in Spanien gibt es gute Anbieter für Unfallversicherungen. Zum Teil sind sie kombiniert mit Risikolebensversicherungen oder sogar Berufsunfähigkeits-versicherungen.

KFZ-Versicherung
Die KFZ-Haftpflichtversicherung kennt jeder – ohne sie kann man in Deutschland sein Auto gar nicht zulassen. Auch in Spanien ist sie Pflicht, allerdings kann man auch ohne Versicherung fahren, weil beim Zulassungsprozess kein Versicherungsnachweis verlangt wird. Es gibt aber empfindliche Strafen, wenn man erwischt werden sollte.

Bei der Ummeldung eines aus Deutschland mitgebrachten Autos in Spanien sollte man darauf achten, eine Gesellschaft zu wählen, die den deutschen Schadensfreiheitsrabatt anerkennt.

Darüber hinaus gibt noch andere Sonderversicherungen (Surfbrett, Fotoapparat…). Häufig besitzen Deutsche, die vor Jahren nach Spanien gekommen sind, solche Policen noch. In den meisten Fällen gelten diese Versicherungen gar nicht mehr, dies ist den Betroffenen nicht bewusst. Auch wenn es sich zum Teil nur um geringe Jahresbeträge handelt, macht es Sinn, hier einmal aufzuräumen.

Vorsicht auch bei den Versicherungen, die von Kreditkartenanbietern als Zusatzleistungen angepriesen werden. Diese leisten oft nur in Sonderfällen und bieten meist keine ausreichende Absicherung.

Es ist davon abzuraten, eine deutsche Versicherung abzuschließen, wenn man seinen gewöhnlichen Aufenthalt schon in Spanien, evtl. aber noch eine deutschen Wohnsitz angemeldet hat. Im Schadensfall, zumindest bei größeren Schäden, prüfen die Versicherer meist genau, ob bei Abschluss alles richtig gelaufen ist. Wenn man einen deutschen Wohnsitz vorgetäuscht hat, kann das im Schadensfall ins Auge gehen.

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