09.05.2025 - Spanien auf Deutsch
Das Mar Menor in der Region Murcia war einst ein Juwel der spanischen Mittelmeerküste: eine weitläufige Lagune mit seichtem, warmem Wasser, ideal für Familien, Wassersport und Naturliebhaber. Doch das vermeintliche Paradies ist in den letzten Jahren in eine ökologische Krise geschlittert – mit dramatischen Folgen für Natur, Mensch und Tourismus.
Einzigartige Lagune mit wechselvoller Geschichte
Das Mar Menor („kleineres Meer“) ist Europas größte Salzwasserlagune. Vom Mittelmeer ist es durch eine schmale, 22 Kilometer lange Nehrung – die „La Manga del Mar Menor“ – getrennt. Die Lagune misst rund 135 Quadratkilometer und war lange für ihre heilenden Schlammbäder und ihre Artenvielfalt bekannt.
Historisch war das Gebiet von Fischerei, Salzgewinnung und Landwirtschaft geprägt – heute stehen jedoch vor allem der Massentourismus und intensive Agrarwirtschaft im Fokus.
Ökologisches Gleichgewicht am Limit
Seit den 1990er Jahren haben sich massive Umweltprobleme zugespitzt. Der Hauptverursacher: die industrielle Landwirtschaft im Hinterland. Durch die intensive Nutzung von Düngemitteln gelangen Nitrate und Phosphate über unterirdische Wasserläufe ins Mar Menor – mit fatalen Folgen: Algenblüten breiten sich explosionsartig aus, das Wasser wird trüb, sauerstoffarm und für viele Fisch- und Pflanzenarten zur tödlichen Falle.
Besonders dramatisch war das Fischsterben im Sommer 2021, als tonnenweise tote Tiere an die Strände gespült wurden. Die Bilder gingen durch die internationalen Medien – und lösten einen Aufschrei in Spanien aus.
La Manga: Traumstrand oder Bausünde?
Ein weiterer kritischer Punkt ist die städtebauliche Entwicklung von La Manga del Mar Menor. Die einstige Sandbank wurde in den 1960er- und 70er-Jahren mit Hochhäusern, Hotels und Ferienanlagen zugebaut. Was als Tourismusmotor gedacht war, wurde bald zum Mahnmal für ungezügelte Bauwut. Die künstlich geschaffene Infrastruktur belastet das sensible Ökosystem zusätzlich – und viele Gebäude stehen heute halb leer oder verfallen.
Reaktionen und Proteste
Die Bevölkerung und Umweltorganisationen wehren sich seit Jahren. 2022 wurde das Mar Menor in einem historischen Schritt als erstes Ökosystem Europas mit eigenen Rechten ausgestattet – vergleichbar mit den Rechten einer juristischen Person. Diese „juristische Anerkennung“ soll eine stärkere Kontrolle und besseren Schutz ermöglichen, ist aber bisher vor allem symbolischer Natur.
Zahlreiche Initiativen wie „SOS Mar Menor“ kämpfen für mehr Transparenz, Konsequenzen für Umweltverschmutzer und eine nachhaltige Zukunft für die Region. https://sosmarmenor.org/
Ein Ort zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Trotz aller Probleme lohnt sich ein Besuch am Mar Menor. Orte wie Los Alcázares, San Pedro del Pinatar oder Cabo de Palos bieten noch immer traumhafte Landschaften, charmante Altstädte und kulinarische Highlights. Besonders lohnend ist ein Ausflug in die Salinen von San Pedro, wo Flamingos zwischen rosa Salzbecken wandern – ein Naturerlebnis, das berührt.
Doch es bleibt ein bittersüßer Eindruck: Wer heute am Ufer steht und den Blick über das ruhige Wasser schweifen lässt, erkennt die Schönheit – und spürt zugleich, wie zerbrechlich sie ist.
Das Mar Menor ist ein Sinnbild für den Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und Umweltschutz in Spanien. Ein Besuch ist nicht nur landschaftlich lohnend, sondern auch eine Erinnerung daran, wie dringend wir unsere Ökosysteme schützen müssen – bevor es zu spät ist.
Bildquelle: wikimedia commons
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