Es ist nie zu spät!

14.01.2019 - Laura Nadolski 

Immer wieder die gleiche Diskussion: “¡A las 7 de la tarde no se cena!” – Um sieben Uhr nachmittags isst man noch kein Abendessen! “Ich hab aber jetzt schon Hunger!”
 “¡Es porque has comido hace horas!” - Du hast ja auch schon vor ‘ner Ewigkeit Mittag gegessen!
Wie oft ich diese Diskussion mit meinem Freund noch führen muss – keine Ahnung! Ist die Kluft zwischen den deutschen und spanischen Essenskulturen wirklich unüberwindbar?


Die Spanier haben ja bekanntermaßen einen völlig anderen Lebens- und Essensrhythmus als wir. Gefrühstückt wird oft nur schnell – ein Café con leche im nächstgelegenen Lokal und bestenfalls noch eine Tostada con tomate oder ein bizcocho dazu. Im Laufe des Vormittags findet dann das zweite Frühstück statt – Almuerzo genannt (nicht verwirrend lassen: im lateinamerikanischen Spanisch ist das das Mittagessen). Meistens auch nur eine Kleinigkeit, vielleicht ein Salat, ein Sandwich oder Ähnliches. Zwischen zwei und drei Uhr gibt es dann das wahre Mittagessen. Auch das wird viel öfter in einer Bar oder dem Restaurant an der Ecke zu sich genommen, als wir das in Deutschland so machen.


Aber damit nicht genug! Auf die schon vollbrachten drei Mahlzeiten folgt die merienda – der Nachmittasgssnack! Dabei handelt es sich meistens um etwas Süßes, zum Beispiel ein Stück tarta de zanahoria – Karottenkuchen, der hier sehr beliebt ist. Gerne auch mal mit Eis oder Sahne. Hmmm - man kann sich’s schon gut gehen lassen in den vielen schnuckligen Cafés der Straßen und Rincones von Madrid! Kein Wunder, dass dann um sieben der Abendbrothunger noch nicht auf den Magen und auf das Gemüt schlägt, und man erst um neun, zehn oder gar elf mit Freunden oder Familie zusammenfindet, um eine ausgiebige Cena zu genießen. Zum Abendessen ist es in Spanien gefühlt nie zu spät!


Liegt das nun an der geselligen Kultur der Spanier, die wichtigen Mahlzeiten üppig und in Gesellschaft zu genießen? Am warmen Klima, das es erlaubt bis spät in die Nacht auf einer Terraza zu sitzen? Oder doch daran, dass Spanien eigentlich nicht in unsere Zeitzone gehört und sich mit Sonnenauf- und -untergang der ganze Tagesrhythmus  verschiebt?
Tatsache ist, dass ich gestern einen vor Hunger schlecht gelaunten Freund ertragen musste, als unsere Lieblings-Taquería kurz vor acht noch nicht offen hatte. Und dann war ich auch noch schuld, weil ich ihn zu sehr an die deutschen Essenszeiten gewöhnt habe!
Naja, mal sehen, ob das mit unserem spanisch-deutschen Liebesbündnis noch was wird!


 

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