04.12.2018 - Philipp Dyckerhoff
Das Thema Anmeldung in Deutschland beschäftigt viele Deutsche, die in Spanien ihren Wohnsitz haben. Viele der Spanien-Deutschen haben sich in Deutschland nie abgemeldet. Was ist richtig, was sind die Konsequenzen, wenn man sich nicht an die Regeln hält?
Vor mittlerweile drei Jahren ist in Deutschland ein neues Meldegesetz in Kraft getreten. Das Meldewesen war früher auf Länderebene geregelt, aber seit der Föderalismusreform (2006) hat der Bund die Gesetzgebungskompetenz für das Meldewesen. Es hat dann recht lange gedauert, bis am 1. November 2015 das Bundesmeldegesetz (BMG) in Kraft getreten ist.
Umzug von Deutschland nach Spanien
Wenn man seinen ersten Wohnsitz im Ausland hat, kann man generell keinen zweiten Wohnsitz in Deutschland haben. Viele Deutsche in Spanien haben allerdings weiterhin einen ersten Wohnsitz in Deutschland angemeldet, obwohl ihr gewöhnlicher Aufenthalt in Spanien ist.
Korrekt wäre es, bei Umzug ins Ausland den deutschen Wohnsitz komplett abzumelden. Auf dem Personalausweis wird bei Abmeldung in Deutschland vom Einwohnermeldeamt dann ein Aufkleber mit dem Hinweis „Keine Hauptwohnung mehr in Deutschland“ angebracht. Die Abmeldebescheinigung sollte man gut aufheben und sich ggfs. auch zusätzliche eine Meldebestätigung geben lassen, welche bestätigt, von wann bis wann man an der Adresse gemeldet war. Letztere kann z.B. für die Ummeldung eines Autos von Deutschland nach Spanien erforderlich sein.
Wenn man schon nach Spanien umgezogen ist und sich in Deutschland nicht abgemeldet hat, kann man die Abmeldung auch nachholen. Je nach Einwohnermeldeamt geht das evtl. sogar online oder schriftlich per Brief. Im Einzelfall kann es auch sein, dass man einen Bevollmächtigten „zum Amt“ schicken muss. Am besten im Internet nach „Abmeldung“ und dem zuständigen Einwohnermeldeamt suchen um herauszufinden, wie das in der eigenen Stadt konkret funktioniert.
Das neue Meldegesetz sieht enge Fristen für die Abmeldung vor: offiziell muss man sich innerhalb von zwei Wochen nach Wegzug abmelden. Bei Nichteinhaltung dieser Frist kann es eine Geldbuße geben. Allerdings ist dem Autor kein Fall bekannt, in dem so eine Geldbuße in der Vergangenheit tatsächlich erhoben worden ist. Das ist natürlich keine Garantie dafür, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Andererseits findet ein Umzug normalerweise nicht an einem Stichtag statt, sondern erstreckt sich eher über einen Zeitraum. Man hat im Zweifelsfall also durchaus Chancen über den genauen Umzugstermin mit dem Meldeamt zu diskutieren.
Früher war es praktisch und durchaus üblich, sich bei Wegzug ins Ausland bei Freunden oder bei Verwandten anzumelden um einen deutschen Wohnsitz zu behalten. Das Bundesmeldegesetz verlangt aber mittlerweile eine Bescheinigung des Vermieters für die Anmeldung in einer neuen Wohnung. Die Strafen für falsche Angaben werden mit mittleren fünfstelligen Werten angegeben, was dazu führt, dass kaum ein Vermieter, der so ein Formular genau gelesen hat, noch bereit ist, hier ein Auge zuzudrücken.
Der Vermieter ist verpflichtet, den Auszug eines Mieters dem Meldeamt auf Anfrage zu bestätigen. Auf der anderen Seite kann auch das Meldeamt vom Vermieter darüber Informationen anfordern, welche Personen bei ihm wohnen oder gewohnt haben.
Vorteile eines Wohnsitzes in Deutschland?
Bis 2010 konnte man z.B. einen neuen Personalausweis nur bei deutschem Wohnsitz bekommen. Seit November 2010 kann man den Personalausweis nun auch bei den deutschen Konsulaten beantragen, den Reisepass sowieso schon immer.
Man könnte bei deutschem Wohnsitz einen deutschen Führerschein in Deutschland beantragen, z.B. bei Verlust. Da die Führerscheinregeln innerhalb der EU (und damit auch zwischen Deutschland und Spanien) seit 2013 zwar klar geregelt sind, aber vor allem aufgrund fehlender Information der und fehlender Prozesse bei den jeweiligen Behörden bzw. der Polizei es gerade in Spanien für Deutsche immer wieder zu fälschlicherweise verhängten Strafen wegen Fahren mit dem „falschen“ Führerschein kommt, ist es bei Verlust des Führerscheins durchaus sinnvoll, sich den neuen EU-Führerschein in Spanien zu besorgen.
Ansonsten sind es häufig eher nostalgische Gründe, dass Deutsche, die in Spanien leben, ihren deutschen Wohnsitz beibehalten wollen. Steuerlich kann ein deutscher Wohnsitz sogar Nachteile mit sich bringen.
Steuerlicher Wohnsitz (residencia fiscal)
Der steuerliche und der melderechtliche Wohnsitz haben wenig miteinander zu tun. Steuerlich wird der Wohnsitz anhand des gewöhnlichen Aufenthaltsortes definiert, der nicht notwendigerweise der Meldeadresse entsprechen muss.
Gerade die deutschen Finanzämter sehen einen steuerlichen Wohnsitz schon dann als gegeben, wenn jemand z.B. eine Wohnung in Deutschland besitzt, die nicht vermietet ist und über die man also frei verfügen kann. Dafür muss man noch nicht einmal an der Adresse dieser Wohnung gemeldet sein. Auch erbschaftssteuerlich kann es zu Nachteilen führen, wenn man eine nichtvermietete Immobilie in Deutschland besitzt.
Diese steuerlichen Themen würden den Rahmen dieses Beitrags übersteigen und werden daher hier nicht weiter vertieft.
Philipp Dyckerhoff, pdy@pecuniaconsult.com
Comentarios (0) :
Aún no se ha registrado? Ahora registrarse aqui.
Mit Urteil vom 27. Januar 2022 hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) nun endlich bestätigt, dass das Modelo 720 in vielen Details nicht mit EU-Recht vereinbar ist. Das war vielen Betroffenen aufgrund der absurd hohen Strafen, die mit dem Modelo 720 verbunden waren, schon längst klar und man muss sich wirklich wundern, dass eine Entscheid.. más
Ich habe in letzter Zeit vermehrt Anfragen von deutschen Rentnern, die mehr oder weniger dauerhaft in Spanien leben, und Post von der Agencia Tributaria (= spanisches Finanzamt) bekommen haben.Worum geht es da? Meist hat das spanische Finanzamt von Deutschland mitgeteilt bekommen, dass eine Rente nach Spanien gezahlt wurde. Damit .. más
Wann wird Spanien endlich in die Schranken gewiesen? Ein Spanier bezeichnete vor Jahren die spanische Administration einmal als „bürgerunfreundlich“. Das kann man wohl sagen, und ganz besonders gilt das für das spanische Finanzamt („Hacienda“). „Hacienda“ hat immer Recht, auch wenn „Hacienda“ nicht Recht hat! Und das passiert leider sehr.. más
Sehr geehrte Damen und Herren, seit gut 15 Jahren unterstütze ich Deutsche in Spanien und Spanier in Deutschland bei Themen, die mit ihrem Leben „zwischen“ Deutschland und Spanien zu tun haben. Ich selbst habe über 20 Jahre im Ausland gelebt, davon viele Jahre in unterschiedlichen Ländern der EU. Daher verfolge ich auch immer wieder .. más
Was war nochmal das „modelo 720“? Wenn in Spanien steuerpflichtige Personen in einer der drei Kategorien (1) Konten (Girokonto, Tagesgeld, etc.), (2) Wertpapiere jeglicher Art, Lebensversicherungen, Unternehmensbeteiligungen, etc. oder (3) Immobilien und Grundstücke jeweils in Summe mehr als 50.000 Euro im Ausland besitze, dann müssen.. más
Am 30. Juni ist wieder die Abgabefrist für die Einkommenssteuererklärung in Spanien. Aufschub, wie man ihn aus Deutschland kennt, bekommt man beim spanischen Finanzamt gar nicht – es handelt sich also um einen festen Termin!Um auf den "borrador", also den Entwurf der Steuererklärung, im Internet zugreifen zu können, gibt es.. más
Alle in Spanien unbeschränkt Steuerpflichtigen (= gewöhnlicher Aufenthalt in Spanien) sollten auch dieses Jahr wieder prüfen, ob sie der Meldepflicht für Auslandsvermögen nachkommen und ihre Vermögenswerte im Ausland in einer gesonderten Steuererklärung (modelo 720) deklarieren müssen. Die Frist für das Jahr 2018 endet am 1. April 2019.. más
Die Zahl der Superreichen in Spanien, die ein Vermögen von mehr als 30 Millionen Euro besitzen und Vermögenssteuer zahlen, hat sich in der Zeit zwischen 2006-2016 fast verdreifacht, von 200 auf 579. Das zeigen die letzten Daten des Finanzamts – der Agencia Tributaria. Im letzten Jahr (2016/2017) ist diese Zahl sogar um 5,4% gestiegen, von.. más
Das (auch schon nicht mehr ganz) neue Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Deutschland und Spanien, das am 18.10.2012 in Kraft getreten ist, regelt im Artikel 17 die Besteuerung von Ruhegehältern und Renten. Im Gegensatz zum alten DBA von 1968, in dem das Besteuerungsrecht von gesetzlichen Renten einzig und alleine beim Wohnsitzstaa.. más
Viele Deutsche machen Urlaub in Spanien. Daraus wird schnell das Vorurteil des „reichen“ deutschen Urlaubers und des „armen“ spanischen Gastgebers abgeleitet. Das dies aber nicht der Wahrheit entspricht belegen folgende Studien: Nach einer von der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahre 2013 durchgeführten Studie besitzen Spanier ein.. más
04.10.2024
09.08.2024
31.07.2024
29.08.2024
17.05.2024