15.07.2019 - Laura Nadolski
Grün und lebendig führt er durch die Innenstadt Valencias, schlängelt sich unter alten und neuen Brücken entlang und kommt schließlich bei der bekannten Ciutat de les Arts i les Ciències an: Der Jardín del Turia. Spiel- und Sportplätze, kleine Teiche und antik anmutende Parkanlagen reihen sich hier aneinander. Das ehemalige Flussbett des Turia wurde in den 60er Jahren trockengelegt, nachdem ein Unwetter und die darauffolgenden Fluten große Teile der Innenstadt zerstört hatten. Wo einst der Fluss die Stadt teilte, befindet sich heute die grüne Lunge der Metropole.
Bis zu fünf Meter hoch stand das Wasser in einigen Vierteln, Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse, Häuser wurden geschwemmt. Die Flut im Oktober 1957 prägte sich tief in das kollektive Gedächtnis der Valencianer ein und veränderte die Stadt für immer. Die Niederschläge begannen bereits am 11. Oktober und verstärkten sich in den darauffolgenden Tagen. Große Mengen fielen im Bereich des Mittellaufes des Flusses Turia, sogenannte torrentielle Regen (lluvias torrenciales) stürzten auf die Stadt und ihre Umgebung herab. Allein im Laufe des 14. Oktober fielen 125,1 mm Niederschlag. Der Abfluss des Flusses Turia war am Morgen des 14. Oktober noch bei 165 m³ pro Sekunde, erreichte aber bis zum Mittag einen Wert von 3700 m³, er verzwanzigfachte sich also. Straßen, Gassen, Häuser wurden überschwemmt, das Heim vieler Menschen zerstört. 81 Menschen fanden den Tod, millionenschwere Sachschäden wurden verursacht.
Einigkeit entstand darüber, dass so etwas nie wieder vorkommen dürfe und in den darauffolgenden Jahren wurde der Plan Sur umgesetzt. Im Zuge dessen wurde der Fluss Turia bis 1969 vollständig umgeleitet, sein neuer Flusslauf macht nun einen großen Bogen um die Altstadt und mündet südlich von ihr im Mittelmeer.
Sein ehemaliges Flussbett ist heute einer der attraktivsten Anziehungspunkte der Stadt - für Valencianer genauso wie für Touristen. Der Park beginnt in der Nähe des Stadtviertels Mislata mit einer Mehrzwecksportanlage. Ab dort geht die weitflächige Parklandschaft los, die mit ihren vielen gepflasterten und geschotterten Wegen sowie Freisportanlagen gerade für Radfahrer, Jogger, Skater und aber auch andere Sportler eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet. Insgesamt nimmt der Park rund hundert Hektar an Fläche ein und durchquert die Stadt fast in ihrer ganzen Breite bis hin zum Hafen.
Besondere Attraktion ist der Park des Gulliver. Er stellt den Protagonisten aus Jonathan Swifts “Gullivers Reisen” dar, als er sich im Land der Liliputaner befindet. Die liegend an den Boden gefesselten Figur, bietet mit ihren Rutschen und Rampen gerade für die Kleinen sehr viel Spaß.
Einige hundert Meter weiter trifft man dann auf die Ciutat de les Arts i les Ciències. Sie bildet mit ihren fünf futuristisch anmutenden, eindrucksvollen Gebäuden einen der größten Komplexe dieser Art in Europa. Unter den Anlagen befinden sich unter dem Aspekt der Wissenschaften (Ciènces) die beiden Museen Oceanográfic und das Museum der Naturwissenschaften (Museu de les Ciències Princep Felip). Auf der Seite der Kunst (Arts) findet man den Musikpalast (Palau de la Música), den Kunstpalast Palacio de las Artes Reina Sofía, in dem sich die Oper Valencias befindet und das große “Auge” Hemisféric, das eine riesige, kuppelförmige Kinoleinwand birgt. Geschmückt wird das Ganze vom L’Umbracle, einer Gartenterrasse von rund 17.000 m2, die im Sommer zu einem der hippesten Clubs der Stadt umfunktioniert wird.
So bietet der Jardín del Turia acht Kilometer Möglichkeit aus dem Asphaltdschungel der Großstadt zu entkommen – ohne weit fahren zu müssen.
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