TIPP: "Camino" - ein Film zum Nachdenken

12.11.2008 - Stefanie Claudia Müller 

Stoff, aus dem Filme und Bestseller wie "Sakrileg" gemacht werden - der Opus Dei bietet dafür genug. Die katholische Personalprälatur treibt die eigenen Mitglieder an ihre Grenzen, sie gilt als fundamentalistisch und steht auch deswegen immer wieder in der Kritik.

Der sehr einfühlsame Film von dem spanischen Regisseur Javier Fesser, “Camino”, benannt in Anspielung auf die Leitschrift des Opus Dei-Gründers Josemaría Escrivá de Balaguer, zeigt auf komisch-dramatische Weise, wie Religiosität zum Wahn werden kann, zur Bessenheit, die blind macht, die aus etwas Gutem etwas wirklich Schlechtes macht und wie in diesem Spiel immer die Sucht nach Macht die Oberhand gewinnt und nicht die Liebe zu Gott.

Dieses Spiel mit Worten, Bildern und Leidenschaften fängt damit an, dass die junge Protagonistin, die wirkliche brilliante spanische Schauspielerin Nerea Camacho (siehe Foto), “Camino” heißt. Sie wird in dem Film benutzt von dem “Werk”, “la Obra”, wie der Opus Dei auch genannt wird, um die erste weibliche Heilige aus den eigenen Reihen förmlich heranzuziehen. Es ist eine teilweise wahre Geschichte, die Heldin aus dem wirklichen Leben soll seit 20 Jahren selig gesprochen werden.

"Camino" erzählt die schwer verdauliche Geschichte eines Mädchens, das schwer krank und trotzdem glücklich ist. Ihr Glück überträgt sich, trotz aller Traurigkeit ihres Schicksals auf den Zuschauer. Der Film erzählt von der Magie der Liebe eines Vater zu seiner Tochter, der Liebe einer Mutter zu ihrer Religion und den leidenschaftlichen Gefühlen eines heranwachsenden Menschen. Der Zuschauer schwankt zwischen Lachen und Weinen, zwischen Entsetzen und tiefster Betroffenheit. Ein Film, den man nicht so schnell vergisst und der eigentlich nicht den Opus Dei zum zentralen Thema hat.

Es geht einfach darum, zu zeigen, wo extreme Ideen, die eigentlich einen guten Ursprung haben, hinführen können, dass sich die Dinge plötzlich völlig konträr entwickeln, wie ursprünglich gewollt und dass man, einmal Teil einer extremistischen Bewegung, kaum noch einen Ausweg finden kann. Und es geht um die heilende Kraft der Liebe in diesem genial inzenierten Film, der zudem schöne Musik und Bilder mit eine fast zauberhaften, wenn auch einer gleichzeitig schrecklich wahren Geschichte, verbindet.

Wohl einer der besten spanischen Kinofilme der vergangenen Jahre.

Zu sehen in Madrid:
www.entradas.com

Mehr Info:
http://www.caminolapelicula.com/

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