TIPP: El Capricho - Ein Schloss für die Bienen

04.06.2012 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Es war einmal eine Herzogin... So könnte ein Märchen beginnen, das die Geschichte von María Josefa Pimentel y Téllez-Girón, der Herzogin von Osuna, erzählt, die im Jahr 1787 mit dem Bau einer der schönsten Grünanlagen Spaniens begann: dem Jardín “El Capricho” (“die Laune”) in Alameda de Osuna.

Dieser Park im Nordosten von Madrid erhielt seinen Namen völlig zu Recht. Er war die ganze Leidenschaft der Herzogin. Die Gärtner, die zu seiner Gestaltung eigens aus Paris geholt wurden, durften während ihres Aufenthalts in Madrid an keinem anderen Projekt arbeiten. Neben einem Bootssteg, einem Kursaal für Feste und einem Labyrinth, das bis heute erhalten ist, gibt es viele weitere Besonderheiten an diesem Ort: So liess die Herzogin zum Beispiel ein cremefarbenes Bienenschloss bauen, in dessen Innerem sie und ihr Mann gemütlich ihren Kaffee trinken konnten, während sie die Bienen bei ihrer Arbeit beobachteten. Heute kann man dieses Schloss, das in dieser Art wohl einzigartig in Europa ist, leider nur noch von aussen besichtigen. Ausserdem gibt es einen kleinen Fluss, der von einer wunderschönen Eisenbrücke überquert wird, sowie einen See mit zwei Inseln, auf denen dutzende Enten und Vögel ihr zu Hause haben. Nicht zuletzt wird auch erzählt, dass die Herzogin extra einen Einsiedler bezahlte, der sich die Haare und die Nägel lang wachsen liess, um so diejenigen zu überraschen, die sich in die Tiefen des Parkes verliefen.

Nach dem Tod der Herzogin im Jahr 1834 erbte ihr ältester Enkel die Parkanlage und vollendete 1839 ihr Lebenswerk. Durch verschwenderische und exzentrische Lebensweise verloren er und seine Familie jedoch das Anwesen, so dass es nach seinem Tod an die spanische Familie Baüer versteigert wurde, um die aufgelaufenen Schulden zu bezahlen. Während des spanischen Bürgerkrieges wurde “El Capricho” Sitz der Zentralen Armee, die ein Netzwerk von Bunkern errichtete, das durch den gesamten Garten verläuft. Dannach ging der Park durch die Hände mehrerer Immobilienspekulanten, bis ihn die Stadtverwaltung von Madrid 1974 erwarb und eine mehrjährige, sehr aufwendige Restaurierung einleitete.

1999 wurde “El Capricho” der Öffentlichkeit zugängig gemacht und erhielt 2001 sogar den europäischen Umweltpreis “Europa Nostra”. Heute ist er ein wunderbarer Ort, um am Wochenende zu flanieren, denn er ist weit weniger überlaufen als der Retiro in Madrids Zentrum. Die drei verschiedenen Arten von klassichen Gärten - französische und englische Landschaften sowie italienischer Garten, der zugleich den ältesten Teil des Grundstücks darstellt - sorgen für Abwechslungsreichtum und laden zur Entspannung ein.

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