TIPP: Architektur-Ausstellung in der COAM

15.01.2009 - Sabrina Bohl 

„Eigentlich bin ich nämlich gar nicht mehr so jung“, sagt Fernando Menis und muss dann aber doch selbst schallend lachen. So viel Energie und positives Lebensgefühl wie der 57-Jährige versprüht, würde man bei so manchem Mittzwanziger vergeblich suchen. Unablässig redend, erklärend und Witze machend führt der Architekt durch seine Ausstellung im COAM (Fundación Arquitectura COAM, Piamonte 23, 28004 Madrid).

„Razón + emoción“ heißt die Ausstellung und betrachtet man die Tafeln, die realisierte Projekte als auch Wettbewerbsvorschläge zeigen, dann wird einem bald klar, wieso man sich für diesen Titel entschieden hat. Fernando Menis und sein Architektenteam stehen nicht für puren Funktionalismus, überladene Ästhetik oder etwa eine demonstrative Stilhandschrift. Es ist vielmehr das Zusammenspiel von Visionen einer Architektur, die ursprünglich von der Natur gemacht worden ist und der Rationalität eines Ortes, die durch Struktur, Material, Ökonomie und Ökologie vorgegeben und somit begrenzt ist.

Keines der Projekte von Menis ist an einem anderen Ort denkbar: immer berücksichtigt er die kontextuellen Gegebenheiten, Geschichte, Kultur, Natur, und recycelt lokale Ressourcen, um dann sein Bauwerk hierin vorsichtig einzufügen. Das Objekt wird zum lebenden Organismus, der Architekt zum Handwerker, zum Ethnologen des Gestaltungsprozesses. Ob bei dem kulturellen Observatorium auf Teneriffa, bei dem die schon existierende Steinwand zum Ausgangspunkt wurde, dem Magma Kunst- und Kongresszentrum, das sich formal perfekt in die Landschaft einfügt oder einer Kirche, die ihren symbolischen Charakter vor allem durch die Inszenierung des natürlichen Lichteinfalls gewinnt – immer scheinen alle lokalen Besonderheiten von Topographie und Material eine herausragende Rolle zu spielen.

Die Spreebrücke, der bewegliche Swimmingpool auf der Spree in Berlin, steht z.B. für ein Aufarbeiten der Geschichte, die mit in das Konzept einfließt: Basierend auf der Idee die Spree wieder attraktiver für die Berliner zu machen, die damit inzwischen vor allem den industriellen Gebrauch assoziierten, machte Menis es möglich wieder in der Spree „zu baden“. Der bewegliche Swimmingpool greift auf eine alte Tradition des 19. Jahrhunderts zurück, wo es mehrere dieser Schwimmbecken gab und setzt auch materiell durch Verwendung einer Schubleichte eine Referenz zu der industriell geprägten location.

Menis, der in Teneriffa geboren ist, meint selbst, dass er wohl sehr aus dem Bewusstsein dieses limitierten Territoriums hervorgegangen ist und einer Generation angehört, die schon aus Armut zum Recyceln gezwungen war und dadurch geprägt wurde. Seine Bauten haben ihn inzwischen allerorts bekannt gemacht, Ausstellungen in Berlin, Barcelona, wo er Architektur studiert hatte, und bei Kunstbiennalen sind ihm sicher. Seine Arbeiten seien in Berlin, DER Stadt für Architektur, teilweise sogar bekannter, als in Spanien, meint er.

Die Ausstellung: In jedem Fall ein heißer Tipp für Kulturinteressierte, die (gratis!) eine innovative Ausstellung fernab der abgetretenen Museumspfade sehen möchten.

Mehr Informationen zu Architekt und Architektur: www.menis.es, www.coam.org

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 25.03.2024 [Kommentare: 0]

    Die Vielfalt der Osterfeierlichkeiten in Spanien: Ein Blick auf einzigartige Traditionen

    In den Grundfesten des christlichen Kalenders steht das Ereignis der Passion, des Todes und der Auferstehung Jesu von Nazareth, das zur Feier der Osterwoche führt. Dieses katholische Fest beginnt am Palmsonntag und endet mit dem Osterfest. Die Auferstehung Jesu wird am Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlingsäquinoktiums gefeiert... Artikel weiterlesen

  • 29.02.2024 [Kommentare: 0]

    Frühlingserwachen in Murcia: Blütenpracht und Klimaextreme

    Im malerischen Hinterland der Region Murcia im sonnigen Süden Spaniens entfaltet sich im Februar ein beeindruckendes Schauspiel der Natur. Ein Meer von Farben, von zartem Rosa über leuchtendes Pink bis hin zu strahlendem Weiß, breitet sich über die Landschaft aus. Millionen von Mandel-, Pfirsich- und Aprikosenbäumen erblühen und.. Artikel weiterlesen

  • 12.01.2024 [Kommentare: 0]

    Matilde Ucelay Maortúa: Pionierin der Moderne in der spanischen Architektur

    Die Welt der Architektur hat viele beeindruckende Persönlichkeiten hervorgebracht, doch eine herausragende Figur ist zweifellos die spanische Architektin Matilde Ucelay Maortúa. Sie zeichnet sich besonders aus, da sie die erste Architektin Spaniens war.ElternhausMatilde Ucelay Maortúa wurde am 31. Januar 1912 in Madrid geboren. .. Artikel weiterlesen

  • 03.01.2024 [Kommentare: 0]

    Die Vertikale Vielfalt: Bouldern und Klettern in Barcelona

    Barcelona ist nicht nur für seine kulturelle Vielfalt und atemberaubende Architektur bekannt, sondern bietet auch zahlreiche Möglichkeiten für Kletter- und Boulder-Enthusiasten. Die Popularität des Kletterns hat in den letzten Jahren zugenommen, nicht zuletzt aufgrund des Erfolgs spanischer Kletterer bei den Olympischen Spielen. Die in .. Artikel weiterlesen

  • 21.12.2023 [Kommentare: 0]

    Der köstliche Geschmack nach Weihnachten von Spanien: Traditionelle Polvorones

    Spanische Polvorones sind ein delikates Gebäck, das die festlichen Tafeln während der Weihnachtszeit in Spanien bereichert. Diese zarten, mürben, leicht bröseligen Kekse sind nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch ein Symbol für die festliche Tradition des Teilens und der Freude. Sie bestehen aus wenigen Zutaten und können gut .. Artikel weiterlesen

  • 15.12.2023 [Kommentare: 0]

    El Olentzero und Mari Domingi: Einzigartige Weihnachtstraditionen im Baskenland

    Während die meisten Menschen weltweit den Weihnachtsmann erwarten, hält das Baskenland an einer einzigartigen und faszinierenden Tradition fest – der Olentzero. Gemeinsam mit Mari Domingi besucht er in der Nacht des 24. Dezembers die Häuser des Baskenlandes, um Geschenke für die Kinder zu bringen. Diese festliche Zeit ist von Ritualen, Um.. Artikel weiterlesen

  • 07.12.2023 [Kommentare: 0]

    Der Gesang der Sybille auf Mallorca: Eine alte Weihnachtstradition lebt weiter

    In der stimmungsvollen Nacht des 24. Dezembers erfüllen die Kirchen Mallorcas mit dem Gesang der Sybille eine jahrhundertealte Weihnachtstradition. Diese einzigartige Zeremonie hat ihre Wurzeln im späten Mittelalter und überdauert bis heute, mit einer bemerkenswerten Auszeichnung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit durch die UNESC.. Artikel weiterlesen

  • 24.11.2023 [Kommentare: 0]

    Austellung. "Die Berliner Mauer: Eine Geteilte Welt"

    Die Sala Castellana 214 der Fundación Canal in Madrid verwandelt sich in einen zeitlichen Brückenschlag zur Zeit des Kalten Krieges. Hier findet derzeit die erste groß angelegte Wanderausstellung über die ikonische Berliner Mauer statt. Seit der Eröffnung am 9. November können Besucher bis zum 7. Januar mehr als 300 Originalobjekte, Video.. Artikel weiterlesen

  • 17.11.2023 [Kommentare: 0]

    Montanejos in Castellón: Ein Naturparadies mit Thermalquellen

    Montanejos ist ein malerisches Dorf in der Provinz Castellón im Osten Spaniens, das sich inmitten der beeindruckenden Landschaft des Binnenlands der Comunidad Valenciana erstreckt. Dieses Reiseziel ist nicht nur für seine natürlichen Schönheiten und Outdoor-Aktivitäten bekannt, sondern hat auch eine faszinierende Geschichte und Tradition... Artikel weiterlesen

  • 10.11.2023 [Kommentare: 0]

    Kulinarische Entdeckungsreise: Die besten veganen Restaurants in Barcelona

    Barcelona, die Hauptstadt Kataloniens, erfreut sich weltweit großer Beliebtheit als Reiseziel und besticht nicht nur durch ihre reiche Kultur und beeindruckende Architektur, sondern auch durch eine vielfältige gastronomische Szene. In den letzten Jahren hat die Nachfrage nach veganen Gerichten in der Stadt zugenommen, was zu einer stetig .. Artikel weiterlesen