SERIE: Deutsche Unternehmer in Madrid - Thomas Witthaus, Geschäftsführer des Fass

26.06.2008 - Aufgezeichnet von Stefanie Claudia Müller 

1. Was macht Ihr Unternehmen?
Fass ist ein deutsches Gastronomieunternehmen mit Einzelhandel. Wir betreiben zur Zeit zwei Restaurants mit Bierstuben, betreuen eine Franchisebierstube in Tres Cantos und führen ein kleines Lebensmittelgeschäft mit deutschen und internationalen Spezialitäten. Zusätzlich bieten wir deutschen Cateringservice an und organisieren in ganz Spanien deutsche Bierfeste.

2. Wie entstand Ihre Unternehmensidee?
1974, als meine Eltern, die für ein deutsches Unternehmen in Madrid arbeiteten, keine gemütliche deutsche Kneipe fanden. Sie vermissten Ihre Heimat und hatten das Gefühl, dass es durchaus mehreren Deutschen in Madrid so ergehen könnte.

3. Warum in Madrid?
Der Arbeitsplatz meiner Eltern war in Madrid und wir waren als kleine Kinder gerade in die Deutsche Schule Madrid eingeschult worden.

4. Was war für Sie das größte Problem am Anfang?
Die Suche des idealen Standortes in der Nähe einer zahlreichen deutschen Kolonie war sicherlich eine der größten Aufgaben. Auch war es seinerzeit besonders schwierig, an deutsche Lebensmittel zu gelangen. Teilweise mussten wir mit einem beladenen PKW aus Deutschland Ware nach Madrid fahren.

5. Die meisten geschäftlichen Kontakte entstehen wo?
Für uns entstehen sie oft auf internationalen Lebensmittelmessen.

6. Was raten Sie jemandem, der hier eine Firma gründen will? 
Nicht verzweifeln mit der Bürokratie und genug Geld für die Genehmigungen einplanen.

7. Welcher Unterschied zu Deutschland fällt Ihnen hier am meisten auf?
In Deutschland sind die Gesetze nicht ganz so streng, aber Unternehmer müssen sich danach richten. In Spanien ist die Gesetzgebung so streng, dass sich kaum eine Firma hundertprozentig danach richten kann. Als Beispiel kann ich unsere letzten beiden Inspektionen kurz erwähnen: Bei der 1. kam Protección Civil und forderte uns auf, eine unserer Bierstubentüren aus sicherheitstechnischen Gründen während der Geschäftszeit offen zu halten. Zwei Wochen später kam die Inspección Medioambiental und befahl uns, die Türen geschlossen zu halten, um zu verhindern, dass Geräusche aus dem Geschäft dringen....

8. Was mögen Sie besonders an den Spaniern?
Spanier sind sehr herzlich, immer hilfsbereit und sehr gastfreundlich. Sie mischen sich nicht in das Leben anderer Menschen ein und sind nicht so besserwisserisch wie wir Deutschen. Zusätzlich sind Spanier Weltmeister in der Improvisation.

9. Gibt es etwas, das Sie hier stört?
Teilweise bewirkt die große Freiheit, die man hier genießt, dass man oft nicht allzu große Rücksicht auf die anderen nimmt.

10. Sagen Sie uns einige deutsche Marotten, die Sie nicht ablegen können?
Leider bin ich oft unflexibel bei gewissen Dingen und es fällt mir schwer, Unpünktlichkeit zu entschuldigen .....

11. Können Sie ein Restaurant/ Bar empfehlen?
Es gibt viele tolle Restaurants und Bars in Madrid, aber um unserem Geschäft nicht zu schaden.... würde ich Hotel-Restaurant Landa in Burgos empfehlen. Hier sollte sich keiner entgehen lassen eine "Morcilla de Burgos" an der Theke zu bestellen.

12. Haben Sie eine Hotelempfehlung?
Ich bin eher ein Hotelkettentyp.

13. Was ist Ihr liebster Platz in Madrid?
Das Bernabéu-Stadion

14. Was vermissen Sie aus der Heimat?
Die Effizienz der Deutschen

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