NEWS: Weniger Menschen = mehr Armut

27.01.2009 - Susanne Merz 

David Reher, Professor der Universität Complutense in Madrid, glaubt, dass Europa ab Mitte des 21. Jahrhunderts unter einem Bevölkerungsrückgang von 10 bis 20 Prozent leiden wird. Laut des Dekans der soziologischen Fakultät bedeutet der Bevölkerungsrückgang eine positive Nachricht für die Menschheit, da so das ökologische Ungleichgewicht ausgeglichen werde, das durch das ungezügelte Wachstum während vergangener Jahrhunderte entstanden sei.

Nichtsdestotrotz erklärte er, das dies zu gesellschaftlichen Problemen führen werde. Die Überalterung der Gesellschaft werde es erschweren, den sozialen Wohlstand aufrecht zu erhalten, der auf der Verteilung der Einnahmen beruht. Auch die internationale Migration kann nur eine Linderung auf Zeit bedeuten und sei ziemlich unpassend, um diese Probleme zu lösen, da die Bereitschaft der Migranten, Kinder zu bekommen, am Anfang weit über dem der Einheimischen liege, sich aber schnell der einheimischen Bevölkerung anpassen werde. Zudem werden in einigen Jahrzehnten viele der Einwanderer-Regionen ebenfalls unter Arbeitskräftemangel leiden, glaubt Reher.

Das solle nicht heißen, dass die entwickelte Welt keine Einwanderer mehr aufnehmen solle. Dennoch werde deren Aufnahme weitaus mehr Konfliktpotenzial liefern, als die bisherigen Probleme der sozialen Integration und der Anpassung der Zuwanderer an die einheimische Bevölkerung. Für Reher bleibt jedoch die wichtigste Frage, wie wir sicherstellen können, dass ausreichend Kinder geboren werden, um die Gesundheit und den Wohlstand der Gesellschaft aufrecht zu erhalten. In diesem Sinne betont er, dass die jüngste Erfahrung Europas nahe lege, dass politische Maßnahmen alleine nicht ausreichen, und stellt fest, dass “für unsere Kinder und besonders unsere Enkel ein ständiger Bevölkerungsrückgang begleitet von einem niedrigeren Lebensstandard wahrscheinlich die einzige Realität sein wird, die sie kennen lernen. Für sie werden die Zeiten des ungezügelten Bevölkerungswachstums nicht mehr sein, als eine weit entfernte Erinnerung.“

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