NEWS: Iberia greift Konkurrenz mit Billig-Flieger an

29.03.2012 - weltonline.de 

Iberia-Kunden sind Kummer gewöhnt. Mal werden Flüge wegen Streiks im Tower gestrichen, mal erscheinen die Iberia-Piloten aus Verdruss über ihren Arbeitgeber nicht im Cockpit. Am Wochenende gelang es der Airline einmal mehr, ihre Kunden zu überraschen.

Sie verlieh ihre Passagiere einfach an ihre soeben aus der Taufe gehobene Tochter Iberia Express. "Wir packen unsere Kunden in Iberia Express um. Wer nicht einverstanden ist, kann sein Geld zurückfordern", verkündete Iberia-Chef Rafael Sánchez Lozano.

Der gelernte Banker muss Spaniens ehemaligen Staatscarrier wieder in die Gewinnzone zurückbringen. Da ist jedes Mittel recht. Ab jetzt werden die Strecken von Madrid nach Málaga, Sevilla, Alicante und Mallorca von der Billigtochter abgedeckt. In den nächsten Monaten kommen ein Dutzend weiterer Ziele hinzu.

Mit dem Befreiungsschlag will Iberia die Verluste auf den innerspanischen und europäischen Routen in Grenzen halten. Denn genau dort hat Iberia in den letzten zehn Jahren rund sieben Millionen Passagiere verloren. 2011 beförderte Iberia nur noch 18 Millionen Passagiere, der Erzfeind Ryan Air brachte 28 Millionen nach Spanien.

Easy Jet hat Iberia ausgebootet

Die Billigfliegerkonkurrenz, darunter auch Easy Jet haben dem einstigen Staatscarrier nicht nur die Kunden abgejagt, sondern mit ihrer billigen Kostenstruktur, dem schlecht bezahlten Personal und dem mangelnden Service auch dafür gesorgt, dass die Ticketpreise dramatisch in den Keller fielen.

"Wir müssen die Konkurrenz mit den eigenen Waffen schlagen, nur so können wir wieder wachsen und Gewinne zu erzielen", so Sánchez Lozano. Das neue Personal von Iberia Express bekommt 30 Prozent weniger Gehalt als die 20.000 Angestellten der Muttergesellschaft. Der Kunde muss künftig für jede Serviceleistung extra bezahlen, egal ob Kofferaufgabe oder Sitzplatzwahl.

Das Stammpersonal von Iberia, allen voran die 1500 Piloten, beäugen den Einstieg ihres Arbeitgebers ins Billigfluggeschäft mit Misstrauen. Die gut bezahlten Flugführer haben dieses Jahr bereits zwölf Tage gestreikt, weil Iberia mit der Auslagerung von Flügen auf die Billigtochter aus ihrer Sicht geltende Tarifverträge verletze. Eine neue Streikwelle über Ostern und Pfingsten konnte Sánchez Lozano in letzter Minute abwenden, weil er der Ernennung eines staatlichen Vermittlers zustimmte.

Die Piloten befürchten nicht nur einen drohenden Abbau von Arbeitsplätzen, sondern werfen ihren Chefs auch Missmanagement vor. Seit der Fusion mit British Airways vor einem Jahr habe sich Iberia zum Juniorpartner degradiert. Der Flugbetrieb wurde reduziert, der Einkauf neuer Maschinen verschoben, während die Briten sieben Milliarden Euro für ein Flottenrenovierungsprogramm ankündigten und auf all ihren Strecken Zuwächse verzeichnen.

Mitarbeiter sehen sich als Verlierer der Fusion

"Wir sind die Verlierer dieser Fusion", so Justo Peral, Chef des Cockpitverbands Sepla. Er ist davon überzeugt, dass Iberia mittelfristig mindestens 6000 Beschäftigte auf die Straße setzten wird. "Die Geschäftsführung ist nur an den rentablen Langstreckenrouten nach Lateinamerika interessiert". Dafür aber sei die Stammbelegschaft überdimensioniert.

Derweil verlief der Start von Iberia Express eher holprig. Auf der hauseigenen Internetplattform soll der Ticketverkauf erst Mitte dieser Woche beginnen. Inlandsflüge ohne Gepäck gibt es dann für 25 Euro pro Strecke, Europa-Flüge wie Mykonos, Amsterdam oder Dublin werden für 59 Euro zu haben sein. Das ist allerdings Pech für die ersten Kunden der neuen Airline. Denn sie hatten ihr Ticket noch zu Normalpreisen erstanden.

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