INTERVIEW: Daniel Brühl wird auch in Spanien bewundert

29.08.2007 -  

In ganz Europa hatte es Proteste gegeben, als der katalanische Anarchist Salvador Puig Antich am 2. März 1974 im Alter von 25 Jahren als letzter politischer Gefangener des Franco-Regimes mit der Würgeschraube hingerichtet wurde. Der Film zeigt die Verurteilung durch ein Kriegsgericht trotz unklarer Beweislage, den vergeblichen Kampf der Familie, Freunde und Rechtsanwälte um eine Begnadigung und die ganze Tragweite der Repression, die Spanien in den Jahren der Diktatur erfuhr.Ab 13. September ist Daniel Brühl in Deutschland in dem spanischen Film Salvador zu sehen. Peter Zander von der Berliner Morgenpost sprach mit dem 29jährigen Schauspieler.Wie war das für Sie, erstmals in einem spanischsprachigen Film mitzuspielen?Sehr interessant. Weil es viele Herausforderungen gab. Spanisch spreche ich sonst nur zuhause mit meiner Mutter. Das ist meine zweite Sprache; wenn ich länger in Spanien bin, träume und denke ich in Spanisch. Aber es ist doch ungewohnt, damit zur Arbeit zu gehen. Vor allem, weil ich auch katalanisch sprechen musste. Und dann verkörpere ich auch noch eine spanische Figur, eine reale zudem, die in Katalonien eine solche Relevanz hat - das war fast zuviel. Deswegen hatte ich es auch abgesagt.Was hat Sie vom Gegenteil überzeugt?Zum Glück haben Regisseur und Produzent insistiert und mich irgendwann überzeugt.Kannten Sie die historische Figur denn vor dem Dreh?Nur vom Namen. Aber meine Eltern haben oft über den Bürgerkrieg und die Zeit unter Franco geredet, schließlich lernten sie sich damals kennen, die Familie war deshalb auch politisch zerrissen. Als ich ihnen erzählte, wen ich spielen sollte, ging es natürlich los. Mein Vater war damals auch auf Demonstrationen für Salvadors Freilassung. Selbst Staatschefs versuchten zu intervenieren. Da habe ich gemerkt, das ist nicht nur ein spanisches, sondern ein europäisches Thema. Das hat mir Mut gemacht.Gab es eine Neiddebatte, dass der Deutsche die Titelrolle spielt?Kann schon sein. Ich bin aber auch sehr mit Barcelona verbunden und verwurzelt. Ich hatte etwa mit dem Katalanischen weniger Probleme als die Kollegen aus Madrid. Und ich habe mir immer Mühe gegeben, Respekt zu zeigen. Das haben die Kollegen geschätzt, dass ich die Rolle nicht nur so auf einer Arschbacke spielte.Sie sind in Barcelona geboren, aber in Köln aufgewachsen...Ich habe alles Entscheidende in Köln erlebt, habe dort aber mehr Familienmitglieder. Heute bin ich aufs Jahr verteilt bestimmt zwei, drei Monate dort.Sind Sie da unten auch ein Star? Kennt man dort Ihre Filme?In Spanien laufen viele Filme von mir, vor allem seit Lenin, der ein großer Erfolg war. Seither werde ich oft erkannt.Also keine Oase mehr, in der man unentdeckt flanieren kann.Ja, das ist blöde. Früher war das so meine Rückzugsstadt. Aber es macht mich stolz, dass ich jetzt auch als Spanier wahrgenommen werde. Ich drehe gerade im Baskenland. Ich finde es gut, mir in meiner zweiten Heimat eine zweite Karriere aufzubauen.Berliner Morgenpost

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 20.10.2023 [Kommentare: 0]

    Das Festival "Cine por Mujeres Madrid" rückt deutsche Filmemacherinnen ins Rampenlicht

    Die VI. Ausgabe des Festivals "Cine por Mujeres Madrid" bringt die lebendige Welt des deutschen Kinos auf die Bühne der spanischen Filmszene. Mit einem klaren Fokus auf das Können von Frauen in der deutschen Filmindustrie zielt das diesjährige Festival darauf ab, kulturelle Unterschiede zu überbrücken, den Dialog zu fördern und die .. Artikel weiterlesen

  • 12.06.2023 [Kommentare: 0]

    Das German Film Fest Madrid setzt in seiner neuen Ausgabe auf weibliche Autorschaft

    Das 25. German Film Fest Madrid hat in seiner neuen Ausgabe deutlich auf weibliche Autorinnen gesetzt. Mit fünf von insgesamt sechs Projekten wurde praktisch eine Vollbesetzung weiblicher Regisseurinnen erreicht. Vom 14. bis 18. Juni präsentiert das Festival im Kino Embajadores einen Überblick über die neuen Trends des deutschen Films, da.. Artikel weiterlesen

  • 28.10.2022 [Kommentare: 0]

    ALCINE, das Kurzfilmfestival in Alcalá de Henares

    ALCINE wird seit 1983 in der kleinen Universitätsstadt Alcalá de Henares gefeiert, die nur 30 km unweit von Madrid entfernt ist. Viele Filmkarrieren bedeutender spanischer Regisseure und Regisseurinnen wie u.a. Alejandro Amenábar, Isabel Cuchet und Fernando Leon de Aranoa haben hier begonnen. Das Filmfestival ACLINE von Alcalá de .. Artikel weiterlesen

  • 20.04.2022 [Kommentare: 0]

    Die neuesten spanischen TV-Serien

    Spanische Serien, ob Drama, Thriller oder Komödie, haben die letzten Jahre stark an Popularität gewonnen, auch auf internationaler Ebene. Wir haben eine Auswahl von Serienpremieren zusammengestellt, die 2022 auf Amazon Prime Video, Atresplayer, Movistar+ und Netflix zu sehen sind oder sein werden. Ideal auch um sie auf Spanisch zu sehen, .. Artikel weiterlesen

  • 18.11.2020 [Kommentare: 0]

    The Human Voice, von Pedro Almodóvar: erfolgreichster Kurzfilm Spaniens

    Unter der Regie von Pedro Almodóvar und mit Tilda Swinton in der Hauptrolle wird „The Human Voice“ zum erfolgreichsten Kurzfilm in der Geschichte Spaniens. Seit seiner Kinopremiere am vergangenen 21. Oktober hat er bereits mehr als 30.000 Zuschauer und 120.000 Euro Einnahmen erzielt. Der 30 Minuten lange Film basiert auf dem gleichnamige.. Artikel weiterlesen

  • 25.11.2019 [Kommentare: 0]

    Der Broadway in Málaga: Antonio Banderas neues Musical „A Chorus Line“

    Vorletzte Woche eröffnete der Schauspieler Antonio Banderas das neue Theater Soho Caixabank in Málaga, welches er seiner Heimatstadt Málaga gestiftet hat. Dabei stand er selbst im Mittelpunkt; er spielte und tanzte am Freitag bei der Premiere des Musicals „A Chorus Line“ mit. Das Musical ist eine exakte Nachbildung des Originals, welches.. Artikel weiterlesen

  • 11.11.2019 [Kommentare: 0]

    Theater in Madrid für 10 Euro oder weniger

    Wer sagt denn, dass ein Theaterbesuch in Madrid teuer sein muss? Die alternativen Theatersäle in Madrid bieten qualitativ hochwertige Theaterkost zu erschwinglichen Preisen an. Tagsüber können auch Kinder von dem Low-cost-Vergnügen profitieren, da viele Theater auch Kinderinszenierungen anbieten. Das sind einige Bühnen die für viele.. Artikel weiterlesen

  • 03.06.2019 [Kommentare: 0]

    ¿Dónde estabas entonces? - Fernsehserie zur jüngsten Geschichte Spaniens

    Was geschah im Jahr der ersten demokratischen Wahlen Spaniens? Was bewegte die Menschen 1983? Wer verschwand auf wundersame Weise im Jahr 1995? Und was davon prägt die spanische Gesellschaft bis heute? “Wo warst du damals?” - so heißt die Sendung, die jeden Donnerstag um 22.30 Uhr auf dem Kanal La Sexta ausgestrahlt wurde. Die.. Artikel weiterlesen

  • 05.03.2019 [Kommentare: 0]

    Das Año Lorca - Madrid feiert das 100-jährige Jubiläum

    Año Lorca. Mit dem “Año Lorca” feiert Madrid dieses Jahr die Ankunft des Poeten Federico García Lorca in der Hauptstadt mit insgesamt 20 kulturellen Veranstaltungen. Vor 100 Jahren kam der wohl bekannteste Poet Spaniens nach Madrid. Der Lyriker und Dramatiker gehörte der Generación del 27 an und trug bedeutend zur Modernisierung des .. Artikel weiterlesen

  • 01.04.2018 [Kommentare: 0]

    Der erste Indoor-Themenpark 'Lionsgate Entertainment City' in Madrid für 2020 geplant

    Andrenalin pur und Emotionen der Blockbuster Filme der letzten Jahre können ab 2020 in dem neuen Indoor-Themenpark “Lionsgate Entertainment City“ in Madrid erlebt werden. Dies ist der erste Indoorpark in Europa; eine Kooperation zwischen Parques Reunidos und dem US-amerikanischen Medienunternehmen Lionsgate. 2019 wird der gleiche Park.. Artikel weiterlesen