HINTERGRUND: Würdiges Sterben in Madrid

20.12.2008 - Clementine Kügler 

Bei den Feierlichkeiten zur spanischen Verfassung und den Diskussionen, ob die Carta Magna geändert werden sollte, lautete ein Vorschlag, dass das Recht auf würdiges Sterben aufgenommen werden müsste. Der Artikel 15 verankert das Recht auf ein würdiges Leben. Dass bzw. ob dazu auch das Sterben gehört, ist ein sehr heikles Thema nicht nur in der spanischen Gesellschaft.

In Rivas Vaciamadrid, im Osten der Region Madrid, hat der linke Bürgermeister José Masa (IU) das erste Büro auf kommunaler Ebene in Spanien eröffnet, das die Bürger über würdiges Sterben aufklären soll. Die „Asesoría Ciudadana por una Muerte Digna“ funktioniert zunächst immer donnerstags nachmittags. Den Bürgern soll eine Möglichkeit gegeben werden, sich über die medizinischen und rechtlichen Möglichkeiten der Sterbehilfe und Schmerzlinderung zu informieren. Dazu gehören die Patientenverfügungen und die rechtliche Situation für diejenigen, die Patienten im Endstadium helfen.

Dass diese Initiative, die unterstützt wird von der Madrider „Asociación Derecho a Morir Dignamente“, von einem dem linken Bündnis Izquierda Unida (IU) angehörenden Bürgermeister ergriffen wird, ist bezeichnend für das Verständnis über das Recht auf einen würdigen Tod in Spanien. Die katholischen Kirche und die konservative Volkspartei wehren alle Versuche ab, den legalen Rahmen für Euthanasie zu erweitern. In konservativen Zeitungen wie ABC finden sich immer wieder Leserbriefe, die die Möglichkeit der Abtreibung selbst bei schweren Schädigungen des Fötus ohne Aussicht auf ein Überleben nach der Geburt verdammen und den Schutz des Lebens, selbst bei künstlicher Verlängerung durch Maschinen und Medikamente, verteidigen.

Anlässlich des Goya- und Oskar-gekrönten Filmerfolges von „Mar Adentro“ (2004), der den authentischen Fall der Sterbehilfe für den querschnittgelähmten Ramón Sampedro rekonstruiert, waren Euthanasie, ein Recht auf Selbstmord, der Respekt vor dem Willen einer Person viel diskutiert. Die Frage, wann eine medizinische Behandlung gegen den Sinn des Lebens und gegen den Willen der Patienten geht, ist noch immer nicht geregelt und tendiert im größtenteils von der katholischen Religion bestimmten Gesundheitswesen dazu, dem Menschen das Leiden nicht zu ersparen.

Mehr Info hier:
91 369 1746
muerte-digna@rivas-vaciamadrid.org

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv