HINTERGRUND: Spanier sind schon einen Schritt weiter

14.03.2008 - Jana Reiss 

Während sich in Deutschland in jüngster Zeit wieder die Gemüter über die Frage der Abschaffung der Wehrpflicht erhitzen, gibt es in Spanien bereits seit fünf Jahren die Berufsarmee. Allerdings ist es immer schwieriger, Freiwillige für den Militärdienst zu finden. Dies hat im Wesentlichen zwei Ursachen: zum einen genießen Soldaten in der spanischen Gesellschaft als Nachwirkung der Franco-Diktatur kein besonders hohes Ansehen, zum anderen ist das Anfangsjahresgehalt mit 13 300 Euro sehr niedrig.

Um dem Problem Herr zu werden, hat der spanische Staat zunächst die Streitkräfte für Frauen geöffnet und mittlerweile hat das spanische Militär mit 14 Prozent den höchsten Frauenanteil in ganz Europa. Das spanische Militär rekrutiert sich aber seit einiger Zeit auch aus südamerikanischen Einwanderern. Voraussetzung für die Aufnahme eines Ausländers in das spanische Militär ist lediglich die Herkunft aus einem Land, welches mit Spanien besondere historische, kulturelle und sprachliche Verbindungen hat sowie eine Mindestgröße von 1,55 Meter. Im Gegenzug winkt die Einbürgerung.

Nach der derzeitigen Gesetzeslage darf der Ausländeranteil im spanischen Militär allerdings nicht mehr als sieben Prozent ausmachen, wobei bei Auslandseinsätzen der Anteil sogar bis auf ein Drittel steigen kann.

Jana Reiss
jreiss@madridfuerdeutsche.com



Kommentare [3]



Posted by Carsten at 10.09.07 15:16:10 Uhr

Hi Jana, ich würde bezweifeln das eine Berufsarmee wie in Spanien oder den USA als ein Fortschritt angesehen werden kann.

Es ist nicht einmal notwendig das man grosse Studien liesst sonder allein die Zahlen sprechen für sich. Die grosse Mehrheit der Berufssoldaten kommen aus den unteren sozialen Schichten und finden im Militär eine sichere Unterkunft und Zukunft. Dies bedeutet das soziale ungerechtheit meisst steigt zum einem aber zum anderem ist es ein sehr guter Weg um den "Reichen" einen militärischen Einsatz zu erleichtern, immerhin gehen Ihre Söhne / Töchter nicht in den Krieg un kommen ggf. in einer Aluminium kiste wieder.


Posted by Stefanie at 10.09.07 19:49:38 Uhr

Lieber Carsten,

eine Armee brauchen wir nun mal. Irgendjemand muss es machen. Es ist doch besser, dass dies freiwillig geschieht statt unter Zwang, deswegen glaube ich, dass Jana Recht hat und die Spanier schon einen Schritt weiter sind. Wenn die Armen nicht das Militär als Karrieretrittbrett haben, dann bleibt nur noch die Strasse, Kriminilität oder in Deutschland der Sozialstaat, auch keine wirkliche Alternative....

Posted by Jana at 10.09.07 23:07:49 Uhr

Hallo Carsten, erst mal Danke für Deinen engagierten Kommentar!
Zu meiner eigenen Verteidigung möchte ich zunächst vorbringen, dass ich lediglich glaube, dass es früher oder später auch in Deutschland eine Berufsarmee geben wird, ohne es für die allein seelig machende Lösung zu halten.
Die Nachteile einer Berufsarmee sind unübersehbar, Du hast sie zutreffend geschildert.
Allerdings hat die Berufsarmee eben auch Vorteile. Einer ist zum Beispiel, dass die Soldaten im Ernstfall besser ausgebildet sind und daher vielleicht doch lebend nach Hause kommen...

Im Übrigen muss man sich fragen, ob es sich Deutschland heutzutage noch leisten kann, jungen Männern auf dem Weg zum Beruf neun Monate ihres Lebens zu rauben, wo wir eh schon die längsten Ausbildungs-/Studienzeiten im Vergleich zu anderen europ. Ländern haben.

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