HINTERGRUND: Spanien erinnert an den Wert des Wassers

26.03.2008 - Elena Chliamina 

Die Industrialisierung brachte neben dem technischen Fortschritt ein internationales Ereignis globaler Reichweite hervor: die Weltausstellungen, auf denen die neusten technischen Errungenschaften bewundert werden können. Im Laufe ihrer 157-jährigen Geschichte machten die Weltausstellungen allerdings einen Sinnwandel durch: Sie öffneten sich zunehmend für nichttechnische Themen und widmeten sich wiederholt den globalen Zukunftsfragen der Menschheit. Ironischerweise zeugt die Themenauswahl der letzten Expos davon, dass die Menschheit nun mit den langfristigen Folgen der Industrialisierung und des technischen Fortschritts beschäftigt ist. Es wird nach Lösungen für die harmonische und nachhaltige Koexistenz des Menschen und der Natur gesucht.

In diesem Trend liegt auch das Motto „Wasser und nachhaltige Entwicklung“ der Expo 2008, die vom 14. Juni bis zum 14. September im spanischen Saragossa stattfinden wird. Zum Weltwassertag am 22. März wurde in Madrid von den Organisatoren der Expo „das Besondere“ der spanischen Messe, die „Tribuna del Agua“ (die Tribüne des Wassers) vorgestellt. Die Tribüne des Wassers, der ein extra Pavillon gewidmet wird, ist eine Plattform für technische, wissenschaftliche und soziale Debatten über Wasser und nachhaltige Entwicklung. Mit diesem Leitmotiv möchte Spanien ein Zeichen auf der Agenda setzen. „Wir wollen über die Probleme reden, aber nur, um nach Lösungen zu suchen“, sagte der Direktor der Tribuna del Agua, Eduardo Mestre. Man möchte gerade in Spanien, dem Land mit dem höchsten Wasserverbrauch in Europa, die Bevölkerung für das Problem sensibilisieren und die öffentliche Aufmerksamkeit auf das kritische Wasserthema lenken. „Es ist nötig, dass der Mythos, Wasser sei ein freies Gut, dementiert wird", forderte der Präsident der EXPO Roque Guistau. „Wasser hat einen Wert und einen Preis. Wir müssen unser Verhalten und unsere Einstellung zum Wasser ändern“.

Zum Forum, das die spanische Zeitung "El Mundo" bereits als „das größte Weltforum zum Thema Wasser und nachhaltige Entwicklung, das es je gegeben hat“ bezeichet hat, sind 2000 Experten aus fünf Kontinenten eingeladen. Die Lösungssuche soll sich dabei nicht auf den Elfenbeinturm der Forschung beschränken: neben den Wissenschaftlern werden Unternehmer, Philosophen, Intellektuelle, Politiker und Studenten einbezogen. Zudem sind insgesamt 52 Stunden Videokonferenz mit Teilnehmern aus Asien, Afrika und Südamerika geplant. Die Arbeit des Forums wird neun Wochen dauern, wobei jede Woche sich jeweils mit einer der Fragestellungen der facettenreichen Wasserproblematik wie „Wasser und Erde“, „Wasser und Klimawandel“, „Wasser und Sanierung“ oder „Wasser und die Stadt“ beschäftigt. Abschließend findet ein internationales Symposium statt, das die Vorschläge und Botschaften auswertet und die Bilanz der dreimonatigen Arbeit zieht. Die Synthese wird dann in der „Charta von Saragossa“ festgehalten werden, die „ein endgültiger Vorschlag von Saragossa für die Welt” werden soll.

Die Botschaft, die den Organisatoren am Herzen liegt, soll vor allem die Menschen erreichen, deswegen ist das Forum für alle Interessierten offen. Die Besucher können über die Plattform „Ágora“ am Forum teilnehmen. Live, über Internet oder per kostenfeie SMS – die Form des Beitrages bleibt jedem selbst überlassen. Für die Expo-Gäste, die sich amüsieren wollen, sind 186 Stunden Kino zum Thema Wasser eingeplant. Ein Schuss Kreativität bietet ein Wettbewerb, der Kurzfilme zum Thema „Wasser und nachhaltige Entwicklung” unter Patronage des oskarnominierten spanischen Filmemachers Nacho Vigolando zeigt.

Für größere öffentliche Resonanz sollen die prominenten Gäste sorgen. Im Pavillion der Tribüne des Wassers wird man den großen Namen der zeitgenössischen Literatur wie Noah Gordon, Alfredo Bryce Echenique, Ian Gibson, Paulo Coelho und Carlos Ruíz Zafón begegnen, die ihre letzten Bücher vorstellen und ein “Manifest für Wasser, den Frieden und die Literatur” unterschreiben werden. Die während der Arbeit des Forums entstandenen Texte werden in der “Bibliothek des Wassers" aufbewahrt. Die ersten Werke der Bibliothek sind die bis dahin unveröffentlichen Essays des US-amerikanischen Ökonomen Jeremy Rifkin, der guatemaltekischen Menschenrechtlerin Rigoberta Menchú und des ehemaligen Generaldirektors der UNESCO, Federico Mayor Zaragoza. Der wohl bekannteste Autor ist allerdings der ehemalige Staats- und Parteichef der Sowjetunion, Michail Gorbatschow. Der frühere Politiker engagiert sich jetzt für die Umwelt. 1993 gründete er das Internationale Grüne Kreuz, eine Organisation, die sich für Nachhaltigkeit und eine sichere Zukunft einsetzt.

Nun lässt sich hoffen, dass die Spanier mit ihrem ehrgeizigen Vorhaben – die Welt an den Wert des Wassers zu erinnern - Erfolg haben werden, und die alte Weisheit, „Wasser ist Leben”, endlich den Weg in die Köpfe und Herzen der Menschen der Moderne findet.

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 25.03.2024 [Kommentare: 0]

    Die Vielfalt der Osterfeierlichkeiten in Spanien: Ein Blick auf einzigartige Traditionen

    In den Grundfesten des christlichen Kalenders steht das Ereignis der Passion, des Todes und der Auferstehung Jesu von Nazareth, das zur Feier der Osterwoche führt. Dieses katholische Fest beginnt am Palmsonntag und endet mit dem Osterfest. Die Auferstehung Jesu wird am Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlingsäquinoktiums gefeiert... Artikel weiterlesen

  • 29.02.2024 [Kommentare: 0]

    Frühlingserwachen in Murcia: Blütenpracht und Klimaextreme

    Im malerischen Hinterland der Region Murcia im sonnigen Süden Spaniens entfaltet sich im Februar ein beeindruckendes Schauspiel der Natur. Ein Meer von Farben, von zartem Rosa über leuchtendes Pink bis hin zu strahlendem Weiß, breitet sich über die Landschaft aus. Millionen von Mandel-, Pfirsich- und Aprikosenbäumen erblühen und.. Artikel weiterlesen

  • 17.11.2023 [Kommentare: 0]

    Montanejos in Castellón: Ein Naturparadies mit Thermalquellen

    Montanejos ist ein malerisches Dorf in der Provinz Castellón im Osten Spaniens, das sich inmitten der beeindruckenden Landschaft des Binnenlands der Comunidad Valenciana erstreckt. Dieses Reiseziel ist nicht nur für seine natürlichen Schönheiten und Outdoor-Aktivitäten bekannt, sondern hat auch eine faszinierende Geschichte und Tradition... Artikel weiterlesen

  • 22.09.2023 [Kommentare: 0]

    Burgen und Schlösser in Spanien: Burg Guzmán el Bueno in Tarifa

    Das Castillo de Tarifa ist eine beeindruckende Festung aus dem 10. Jahrhundert, die auf einer Klippe über dem Meer auf einem Hügel in der südspanischen Stadt Tarifa liegt. Es ist die südlichste Burg Europas, aufgrund seiner historischen Bedeutung und Architektur ein wichtiges Kulturgut in Spanien und wurde zum Nationaldenkmal erklärt. Es .. Artikel weiterlesen

  • 15.09.2023 [Kommentare: 0]

    Das spanische Dorf Setenil de las Bodegas, wo die Geschichte in den Felsen eingraviert ist

    In den malerischen Hügeln Andalusiens, wo die Sonne die Landschaft in ein leuchtendes Gemälde verwandelt, liegt das bezaubernde Dorf Setenil de las Bodegas. Das Besondere an Setenil liegt nicht nur in seiner atemberaubenden Schönheit, sondern auch in seiner einzigartigen Architektur, die die Geschichte des Dorfes in den Felsen .. Artikel weiterlesen

  • 31.08.2023 [Kommentare: 0]

    Die Entwicklung der FFK an Stränden in Spanien: Ein Blick auf Vergangenheit und Freiheit

    Die Wurzeln des Naturismus in Spanien reichen bis in die frühen 1900er Jahre zurück, als diese Bewegung mit anarchistischen Strömungen in Spanien Fuß fasste. Doch nach dem Bürgerkrieg und der Ära der Diktatur war es in Spanien verboten, nackt an den Stränden zu sein. Die konservative und moralistische Haltung des Franco-Regimes gegenüber .. Artikel weiterlesen

  • 26.07.2023 [Kommentare: 0]

    Die Alhambra, ein Meisterwerk der maurischen Architektur in Granada

    Die Alhambra ist ein beeindruckendes Beispiel für die maurische Architektur und Kunst des Mittelalters. Die Festung, die sich auf einem Hügel in Granada erhebt, wurde im 13. Jahrhundert von den Nasriden, einer muslimischen Dynastie, erbaut und später von anderen Herrschern erweitert und renoviert. Heute ist die Alhambra eine der bekanntes.. Artikel weiterlesen

  • 04.05.2023 [Kommentare: 0]

    Das Fest der Innenhöfe in Córdoba

    Vom 2. bis zum 14. Mai 2023 feiert die andalusische Stadt Córdoba das alljährliche Festival de Patios, auch bekannt als Fiesta de los Patios. Dieses Festival ist eine Hommage an die prächtigen Innenhöfe, für die Córdoba in ganz Spanien bekannt ist. Die Innenhöfe der Stadt, die voller Blumen und Dekorationen sind, werden normalerweise von.. Artikel weiterlesen

  • 20.04.2023 [Kommentare: 0]

    Burgen und Schlösser in Spanien: Die Burg von Peñafiel in der Provinz Valladolid

    Die Burg von Peñafiel ist eine imposante Festung im Herzen des Weinanbaugebiets Ribera del Duero in Kastilien und León, in der Provinz Valladolid. Sie stammt aus dem 10. Jahrhundert und wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert und umgebaut. Heute ist sie ein Nationaldenkmal und als beeindruckendes Beispiel für die .. Artikel weiterlesen

  • 13.03.2023 [Kommentare: 0]

    Burgen und Schlösser in Spanien: Die Burg Coca in der Provinz Segovia

    Das Castillo de Coca ist eine beeindruckende Burg im spanischen Kastilien und León, in der Provinz Segovia. Coca ist eine Kleinstadt ca. 50 km nordwestlich von Segovia. Die Burg ist ein Meisterwerk der gotischen Militärarchitektur und wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Sie ist eine der am besten erhaltenen Burgen Spaniens. Geschichte der .. Artikel weiterlesen