HINTERGRUND: Leben zwischen Villen und Parks

11.05.2009 - Paul Stadelhofer 

Es gehört nicht viel „savoir vivre" dazu, um zwischen den Villen und Grünanlagen in dem Viertel „Retiro" schön zu leben: Der „Parque del Buen Retiro" fordert im Zentrum des Viertels zum Erholen auf, von der Plaza de Cibelles und Lavapiés aus pulsiert das Leben durch die Straßen und das ruhige Ambiente der Gegend lässt sich fast einatmen, wenn die Touristen vom „Museo de Prado" und dem „Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía" durch das Viertel strömen.

Die Mietpreise liegen hier allerdings über dem Durchschnitt: Zwischen 13,8 und 14,2 Euro laut der spanischen Internetplattform idealista.es. Die Grenzen des riesigen Distrikts sind im Westen der Paseo del Prado, im Süden die Avenida de la Ciudad de Barcelona, im Osten die Calle del Doctor Esquerdo und im Norden die Calle de Alcalá, welche in die Calle de O'Donnell übergeht. Zwischen Gemüsegärten und Feldern wurde für das Viertel Retiro im 16. Jahrhundert der Grundstein gelegt. Ein Kloster war zu dieser Zeit hier entstanden. Später wurde daraus ein Palast der Habsburger und letztlich dehnten die Könige des Hauses Bourbon das besiedelte Gebiet Madrids in das heutige Viertel Retiro aus. Unter anderem, um die Stadt zu verschönern, was sich noch heute deutlich zeigt.

Von den Gemüsegärten ist zwar nichts mehr übrig, dafür finden sich hier die wichtigsten Museen Spaniens, die Börse und der botanische Garten, während der „Parque del Buen Retiro" das Viertel zur grünsten Zone in Madrid macht. Auf den 118 Hektar des ehemaligen Schlossparks des Habsburger Palastes wird Boot gefahren, Fußball, Tennis oder Basketball gespielt und von Straßenmusikern in den Abend getrommelt (siehe Foto). So ist er der perfekte Platz für ein entspanntes Wochenende und bietet mit seinen Zauberkünstlern, Theatern, Tai-Chi-Gruppen und Paradiesvögeln bei jedem Spaziergang neue Entdeckungen. Studenten findet man auch deswegen kaum: Der Distrikt ist mit rund 325 Lokalen die ruhigste Gegend der Stadt, aber direkt um die Ecke schallt schon das Zentrum der spanischen Hauptstadt.

In seiner Gesamtheit ist das „distrito Retiro" eines der weitläufigsten und damit auch vielfältigsten Viertel Madrids. Unterteilt ist er in verschiedene „Sub-Viertel": Jerónimos, Ibiza, Retiro und Niño Jesús, Estrella, Pacífico und Adelfas. Jerónimos ist eine der teuersten Zonen Madrids und hat neben den Museen, der Börse und verschiedenen Spitzenhotels einige Stadtvillen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Ibiza war früher vom städtischen Adel bevölkert, gehört heute zu den Gegenden der Stadt mit dem mildesten Verkehrs- und Lärmaufkommen und beheimatet unter anderem den Mercado de Ibiza. El Niño Jesus und die Ansiedlungen direkt am Retiro bestehen größtenteils aus modernen Häusern und kleinen Chalés, aus deren Garten direkt in den Retiro-Park geschlendert werden kann. Zuletzt sei dann noch das Viertel Estrella genannt, dass am ehesten von „normalen" Leuten bewohnt wird und mit einigen höheren Häusern auch vernünftige Mietgelegenheiten zu niedrigeren Preisen bietet. Was all diese Teile verbindet? Ein ungewöhnliches ruhiges und angenehmes Flair, das sich sonst kaum in Madrid finden lässt.

Verkehr und Lage

Durch die M-30, die direkt im Osten des Viertels liegt, ist mit dem Auto der stressigste Teil des Stadtverkehrs leicht umgangen, wobei der Weg ins Zentrum leicht zu Fuß gegangen werden kann. Im Süden bringen vom Bahnhof von Atocha aus Nahverkehrs- sowie Fernzüge ihre Passagiere in alle Ecken der Stadt und aus ihr heraus.

An das Metro-Netz von Madrid ist die Gegend perfekt angeschlossen. Im Norden liegen die Stationen „Banco de España" (Linie 2), „Retiro" (Linie 2) und Principe de Vergara (Linie 2 und 9). Im Osten liegen die Stationen „Ibiza" (Linie 9), Sainz de Baranda (Linie 9 und 6), „Conde de Casal" (Linie 6) und etwas abgelegener O'Donnell (Linie 6) sowie Estrella (Linie 9). Im Süden liegen zuletzt die Stationen Atocha (Linie 1), Atocha Renfe (Linie 1, Nah- und Fernverkehrszüge), Menéndez Pelayo (Linie 1) und – ebenfalls etwas abgelegener – Pacífico (Linie 1 und 6). Aufgrund der enormen Größe empfiehlt es sich allen Interessierten, vorab einen genaueren Blick auf den Metroplan zu werfen, um sicher zu sein, dass sich tatsächlich eine Station in der Nähe befindet, die nutzt.

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