HINTERGRUND: Dynamische Entwicklung bei Shopping-Centern trotz Immobilienkrise

18.08.2008 - GfK GeoMarketing GmbH - Real Estate Consulting 

Die aktuellen Meldungen über den spanischen Immobilienmarkt sind überwiegend ernüchternd. Die Immobilienbranche, seit Jahren einer der wichtigsten Motoren des Wirtschafts­wachstums in Spanien, kriselt. Laut Pressemeldungen haben 2008 schon fast 70 - zumeist kleine und mittelgroße - Bauunternehmen und Entwickler Insolvenz angemeldet. Betroffen ist hierbei vor allem der Wohnimmobiliensektor. Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung ist die Mitte Juli gemeldete Insolvenz der börsennotierten größten spanischen Immobiliengesellschaft Martinsa Fadesa. Branchenkenner vermuten hier nur die Spitze des Eisberges und befürchten eine anhaltende Rezession im Bau- und Entwicklungsgewerbe.

Ein Besuch in der spanischen Hauptstadt Madrid vermittelt allerdings heute noch einen anderen Eindruck. Nach wie vor drehen sich hier unzählige Baukräne. Neue Stadtquartiere wachsen aus dem Boden, neue Verkehrsinfrastrukturen zu deren Erschließung und zur Bewältigung des immensen Verkehrs werden geschaffen. Und es scheint, als gehöre zu jeder Planung eines neuen Wohnviertels auch ein Einkaufszentrum. Dabei ist Madrid entsprechend der Bedeutung als Hauptstadt und einwohner­stärkstem Verdichtungsraum Spaniens mit rund 3,1 Millionen Einwohnern heute schon die Shopping-Hauptstadt.

Insgesamt 45 Shopping-Center weist die Datenbank der GfK GeoMarketing auf. Nach Veröffentlichungen des AECC (Association Española de Centros Comerciales) bewegt sich - einschließlich kleinerer Center-Anlagen - die Zahl sogar auf 100 Shopping-Center zu. Hierbei werden von der AECC und der GfK GeoMarketing noch nicht einmal die vom spanischen Warenhauskonzern El Corte Inglés entwickelten und betriebenen Centros Comerciales – eine Kombination aus einem El-Corte-Inglés-Warenhaus mit einem Hipercor Hypermarkt ohne nennenswerten Shop-Anteil - berücksichtigt.

Der wachsende Wettbewerb geht an den bestehenden Einkaufszentren jedoch nicht spurlos vorbei. Eine Reihe von Einkaufszentren, die sich weder vom Standort her noch hinsichtlich ihres Angebotes besonders profilieren können, sind bereits durch nennens­werte Leerstände gekennzeichnet, zum Beispiel das Avenida M40 und das als Factory-Outlet-Center konzipierte FactorX.

Der Immobilienkrise zum Trotz sind dennoch zahlreiche weitere Center-Entwicklungen auf dem Weg. Neben der nach wie vor steigenden Einwohnerzahl der Metropolregion Madrid wird hierbei wohl auch auf die nach wie vor hohe Konsumneigung der Spanier gesetzt. So erreicht der durchschnittliche einzelhandelsrelevante Pro-Kopf-Ausgabebetrag in Spanien im Jahr 2007 mit 4 696 Euro pro Jahr fast das deutsche Niveau. Vor diesem Hintergrund stellt sich aktuell dringender denn je die Frage, welche Konsequenzen die Immobilienkrise im Segment Shopping-Center haben wird. Punktuell sind sicherlich auch in Madrid noch gute Standorte für neue Einkaufszentren vorhanden und interessante Projekte möglich. Die Erfolge der letzten Jahre werden aber nur schwerlich wiederholbar sein.

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