HINTERGRUND: Die Integration von Behinderten an öffentlichen Schulen ist in Spanien Pflicht

19.01.2009 - Clementine Kügler 

Die öffentlichen Schulen in Spanien sind verpflichtet, behinderte Kinder aufzunehmen. Die Idee ist gut, die Umsetzung hapert noch. Im Prinzip werden Kinder mit Behinderungen in das Schulsystem in Spanien integriert, so sehen sie sich selbst nicht von vornherein als „Sonderlinge“ und die anderen Schüler erleben den alltäglichen Umgang.

Das bedeutet zum einen, dass die Schulen architektonische Barrieren abbauen, Aufzüge installieren und spezielle Toiletten einrichten, um Gehbehinderten den Zugang zu ermöglichen. Ab Januar 2010 soll das für alle öffentlichen Gebäude und Plätze in Spanien gelten. Allerdings gibt es noch viele Fragezeichen. Denn jeder, der in den Madrider Schulen wählen geht, kann sich überzeugen, wie wenig Gebäude bislang umgerüstet sind. Die Integration bedeutet aber auch, dass es spezielle Betreuer geben muss, die einem hörgeschädigten oder einem authistischen Kind, einem Kind mit Down-Syndrom oder einem Hochbegabten im Klassenverband helfen.

Die Umsetzung hängt, obwohl gesetzlich vorgeschrieben, von der Nachfrage und von der Bereitwilligkeit der Schul-Direktoren ab. Die Klassen sind noch immer zu groß, um allen Kindern gerecht zu werden, die Helfer oftmals überfordert, wenn sie sich um mehrere behinderte Kinder gleichzeitig kümmern müssen. Die Eltern haben auf dem Papier ein Recht, die öffentliche Schule auszuwählen, auf die ihr Kind gehen soll, oftmals stehen aber keine Plätze und Mittel mehr zur Verfügung. An den Schulen gibt es die „orientadores“, psychologische Betreuer, die Einschätzungen geben und „profesores de apoyo“, die den Kindern praktische Hilfe leisten. Vielerorts gibt es auch Logopäden, die Schülern mit Sprachprobleme helfen.

Zumindest in den Anfangsjahren ist für beide Seiten Integration und Sozialisation ein klarer Vorteil. Je älter die Kinder sind und je schwieriger der Lehrstoff wird, desto schwieriger wird es jedoch, diesem Anspruch gerecht zu werden. Behinderten Kindern wäre dann auf speziellen Sonderschulen besser geholfen, davon gibt es aber noch nicht viele In der Region Madrid stehen rund 22 Sonderschulen zur Verfügung, elf davon in der Stadt. Das sind nach Meinung der sozialistischen Opposition zu wenig, da nur knapp 40 Prozent der Bedürftigen Platz fänden.

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