HINTERGRUND: Babies aus Madrid

17.07.2007 - Stefanie Müller 

Spanien wird zum Baby-Boom-Land. Allerdings kommen die Babies nicht auf natürlichem Weg, sondern aus der Retorte. Zwar ist das Land immer noch sehr traditionell und religiös, dennoch verfügt es seit Jahren über einer der liberalsten Biomedizingesetze, erklärt die Italienerin Elisabetta Ricciarelli, Chefin der Reproduktionsklinik FIV in Madrid. Das habe dazu geführt, dass es inzwischen über Hunderte auf künstliche Fortpflanzung spezialisierte Kliniken gäbe, die meisten davon in Madrid, Barcelona und Valencia. In Spanien dürfen inzwischen Embryonen eingefroren und Eizellen gespendet werden. Auch alleinstehende Frauen können sich künstlich befruchten lassen, bis zu sieben Eizellen dürfen für die Entwicklung eines Embryo eingesetzt, drei Embryos können in die Gebärmutter eingepflanzt werden.Seit 2006 wird auch die Adoption von Embryonen in spanischen Kliniken praktiziert. 200 Paare haben sich bisher dafür interessiert, die Hälfte davon sind Ausländer, vor allem Deutsche und Briten, die damit nicht selten einen Urlaub verbinden. Allerdings kein billiger Weg zum Kinderwunsch: Der Transfer von gespendeten Embryonen in die Gebärmutter kostet beim Institut Marquès unabhängig vom Erfolg rund 10 000 Euro.Ein moralisches Limit für den Kinderwunsch haben die Spanier nur beim Alter. Frauen älter als 50 Jahre werden in den meisten Kliniken nicht mehr behandelt. Die meisten Patientinnen sind um die 40 Jahre alt, immer mehr kommen aus dem Ausland. In der Regel werden zwei Embryos eingepflanzt. Das gerade verabschiedete Gesetz, das therapeutische Klonen erlaubt, treibt das Geschäft zusätzlich an. Zu diesem Zweck wurde in diesem Jahr auch der Biomedizin-Park Parque de Investigación Biomédica in Barcelona mit einer Investition von 110 Millionen Euro eröffnet.Aber nicht nur die lockere Gesetzgebung hat das Land in Sachen künstlicher Fortpflanzung nach vorne gebracht, auch die eigenen Spanierinnen, die ihren Lebensstil drastisch geändert haben. Heutzutage will hier doch kaum jemand vor 35 Jahren Kinder haben, sagt Ricciarelli. Deswegen gehört die Geburtenrate des früher kinderreichen Landes inzwischen zu den niedrigsten der Welt.

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