FILMTIPP: Canino

Eine Familie (Vater, Mutter und ihre drei Kinder) lebt in einem Haus am Stadtrand. Das große Anwesen ist umgeben von einer hohen Mauer. Die Kinder haben das Grundstück noch nie in ihrem Leben verlassen und kennen die Welt hinter der Mauer nicht. Allein der Vater hat einen normalen Job und fährt täglich mit dem Auto in die Stadt. So leben die Kinder jahrelang in einer von den Eltern geschaffenen Realität. Die Reife, um in der gefährlichen Welt außerhalb der Mauern überleben zu können, erlangt man laut der Eltern, wenn einem ein Eckzahn (span: canino) ausfällt…

Da es nicht immer gelingt, die Einflüsse der Welt hinter den Mauern vom eigenen Grundstück fernzuhalten, nimmt das Leben dort von Zeit zu Zeit immer skurrilerer Ausmaße an: Eine durch den Garten streunende Katze wird vom Vater ohne mit der Wimper zu zucken als gefährliches Raubtier erklärt und vom Sohn heldenhaft mit einer Heckenschere erlegt. Bei Gelegenheiten wie dieser wird den Kindern immer wieder eingetrichtert, dass sie nur auf dem von Mauern umgebenen Familienanwesen in Sicherheit sind. Fremde Einflüsse werden so gut es geht in die kleine heile Welt der Kinder integriert und ihnen wie Vokabeln beigebracht, zum Beispiel bedeutet das Wort „Autobahn“ in ihrer Sprache „starker Wind“. Die einzige Fremde, die das Haus betreten darf, ist Cristina, die Hausangestellte. Sie ist es, die letztendlich mit einem Geschenk für die älteste Tochter die Welt innerhalb der Mauern aus dem Gleichgewicht bringt…

Einerseits beängstigt der Film durch die bedrückende Enge des Lebens hinter hohen Mauern, zugleich kommt man durch die Darstellung der absurdesten Situationen, aus denen die in Erklärungsnot geratenen Eltern immer wieder einen Ausweg finden, ab und zu ins Schmunzeln. Das Drama lässt jedoch keine Details aus und so zeigt sich bei Eskalation der Lage am Ende auch das ganze Ausmaß an Brutalität und Verzweiflung.

Canino hat 2009 unter anderem Auszeichnungen bei den Filmfestivals von Cannes und Sitges gewonnen. Der griechische Regisseur, Yorgos Lanthinos, war Mitglied des Kreativ-Teams, das für die Gestaltung der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2004 in Athen verantwortlich war.

Kinostart in Spanien ist der 14. Mai, im Cines Verdi.