ERFAHRUNGSBERICHT: Nicht überall ist Deutsch drin, wo Deutsch draufsteht

15.08.2007 - Stefanie Claudia Müller 

Wenn man ins Ausland geht, dann sucht man spätestens nach einem Jahr wieder den Kontakt zu den Seinigen. Schon allein deswegen, weil nach dieser Zeit in der Fremde normalerweise der Blues eintritt. Die erste Hochphase ist vorbei, man sieht das Land, die neue Heimat plötzlich mit neuen, kritischeren Augen. In Spanien sollte man allerdings nicht den Fehler machen und denken, dass deutsche Dienstleister es in Spanien unbedingt gleich viel besser machen. Denn sie funktionieren nach spanischem Schema, das bedeutet bei den Banken leider meist abzocken und wenig Service. Das gilt auch für die Deutsche Bank hierzulande. Nach einer schlechten Anfangserfahrung bei der Banco Central Hispano wechselte ich im Jahr 2001 genau nach einem Jahr in Spanien zur Deutschen Bank in Madrid, in der Hoffnung, dort wäre alles so wie in meiner geliebten Heimat. Ich dachte, es wäre Schluss mit überhöhten Kommissionen für Kontoführung und Aktiengeschäfte. Heute nach fünf Jahren flüchte ich wieder zurück in die Arme eines spanischen Dienstleisters. Denn nichts tut so weh, als zu sehen, dass die eigenen Landsleute sich den "Machenschaften" des Landes anpassen. Aber warum rege ich mich eigentlich auf? Direkt am Anfang haben die Filialleiter mir gesagt: "Das hier hat nichts mit der Deutschen Bank in Deutschland zu tun, wir sind komplett eigenständig." Heute weiß ich, wo deutsch drauf steht, ist manchmal eine gefährliche deutsch-spanische Mischung drin. Für Überweisungen aus Deutschland zockten sie mir nicht nur lange Gebühren in Höhe von 24 Euro pro 1000 Euro ab, sondern haben sich auch mehrfach bei der Buchung der Überweisung vertan. Erst nach hartnäckigem Beschweren wurden die Überweisungsgebühren heruntergefahren, obwohl eine EU-Richtlinie schon lange vorsieht, dass Euro-Überweisungen nicht mehr kosten dürfen als Überweisungen im Inland. Nur wer auf sein Recht besteht, bekommt es auch. Das scheint übrigens auch eine Masche spanischer Banken zu sein. Bancaja zum Beipsiel will von Firmen offiziell neun Euro pro Überweisung nach Deutschland. Von Deutschland war ich zudem gewohnt, dass Überweisungen im Internet umsonst sind oder zumindest billiger. Nicht so bei der Deutschen Bank in Spanien, (fairerweise muss man zugeben, auch alle anderen zocken ab, wenn es nicht eine Direktbank ist). 2,50 Euro kassieren sie für jeden Geldtransfer ab. Ich könnte noch viele weitere Beispiele aufzeigen, warum ich jedem nur empfehlen kann, in Spanien lieber nicht in die Melancholie zu verfallen, deutsche Unternehmen würden automatisch alles besser machen. Sie passen sich den Marktbedingungen an.

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 09.02.2024 [Kommentare: 0]

    Welcher Klasse gehöre ich an? Die Klasseneinteilung nach Einkommen in Spanien

    Die Zuordnung zu sozialen Klassen ist ein komplexes Thema, bei dem noch kein allgemein akzeptiertes Kriterium existiert. Laut dem neuesten Barometer des Centro de Investigaciones Sociológicas (CIS) aus November 2023 sehen sich 44,6% der Befragten als Teil der Mittelklasse, während weniger als 4% sich in den oberen Klassen einordnen. Aber .. Artikel weiterlesen

  • 07.01.2016 [Kommentare: 0]

    Eine Bank für deutsche Expats

    Für deutsche Expats ist es nicht einfach ein Konto bei einer deutschen Bank zu eröffnen, insbesondere wenn man sich einmal bei seinem Einwohnermeldeamt abgemeldet hat.Die Identifizierung der eigenen Person vom Ausland aus ist oft mit erheblichen Aufwand verbunden und ohne eine Reise nach Deutschland nicht möglich. Dank der neuen.. Artikel weiterlesen

  • 25.10.2015 [Kommentare: 0]

    Der spanische Warenkorb: Die Haushaltsausgaben der Spanier in 2015

    Einen sonderbaren Warenkorb, so nennt die spanische Wirtschaftszeitung Expasión in einem Onlinebeitrag vom 14/10/2015 die Statistik der spanischen Haushaltsausgaben, die vom statistischen Amt der EU Eurostat erhoben werden.Höchste Ausgaben für Lebens- und Transportmittel. Die höchsten Ausgaben tätigen die Spanier in den beiden Segmen.. Artikel weiterlesen

  • 23.04.2015 [Kommentare: 0]

    Das Stehaufmännchen der spanischen Politik: Esperanza Aguirre

    Im Mai stehen in Spanien die Regionalwahlen an. Und da plant Esperanza Aguirre von der regierenden Volkspartei Partido Popular (PP) nach einem kurzen Ausflug in der Privatwirtschaft als Headhunterin ihr großes Politik-Comeback. Sie will Bürgermeisterin von Madrid werden und das mit einer klaren Kampfansage: “Ich hoffe, ich erreiche die.. Artikel weiterlesen

  • 11.09.2014 [Kommentare: 0]

    NEWS: Emilio Botín ist tot

    Er war aus der Finanzwelt nicht wegzudenken, machte die Banco Santander zur grössten Bank der Eurozone und steuerte sie auch in der spanischen Wirtschaftskrise sicher ohne staatliche Geldspritzen: Emilio Botín. In der Nacht auf Mittwoch erlag der aus Santander stammende Banker einem Herzinfarkt und verstarb mit 79 Jahren in Madrid. Er .. Artikel weiterlesen

  • 19.07.2013 [Kommentare: 0]

    NEWS: Über 100.000 Beamtenstellen in Spanien gestrichen

    In Spanien sind wegen der Sparmaßnahmen der Regierung im vergangenen Jahr mehr als 100.000 Stellen im Öffentlichen Dienst weggefallen. Im Jänner 2013 seien in dem Bereich 2,58 Millionen Menschen beschäftigt gewesen, teilte die Regierung am Sonntag mit. Das waren vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor, als es noch 2,6.. Artikel weiterlesen

  • 10.07.2013 [Kommentare: 0]

    HINTERGRUND: Das Spiel mit den Zahlen

    Unsere Welt ist komplex und viele Zusammenhänge, gerade auch im wirtschaftlichen Umfeld, kann der Laie schwer erfassen. Die Medien sollten eigentlich informieren und die Menschen unterstützen, sich eine Meinung bilden zu können. Leider werfen die Medien in vielen Fällen mit Zahlen um sich, die aus dem Zusammenhang geri.. Artikel weiterlesen

  • 05.07.2013 [Kommentare: 0]

    NEWS: Spanien: Die Krise erreicht das Militär

    Das spanische Militär muss in Zukunft den Gürtel enger schnallen. Wegen der Krise fehlt es am nötigen Kleingeld. Kritiker wenden allerdings ein, dass es auch an einem klaren Konzept fehlt.Wie ein Krieg fordert auch die derzeitige Krise in Spanien ihre Opfer: Die "Principe de Asturias" war 25 Jahre lang das Flaggsc.. Artikel weiterlesen

  • 16.02.2012 [Kommentare: 0]

    NEWS: Erhöhung der Einkommenssteuer

    Das spanische Parlament hat am 30.12.11 einer Erhöhung der Einkommenssteuer zugestimmt, die zunächst für 2 Jahre gelten soll.Diese Steuererhöhung verursacht beim Steuerzahler im Schnitt eine Mehrbelastung von 222 Euro. Am härtesten trifft dies die Einkommensschicht bis 33.000 Euro/ Jahr, welcher 85 der Arbeitnehm.. Artikel weiterlesen

  • 22.07.2011 [Kommentare: 0]

    HINTERGRUND: Wie sicher sind sichere Anlagen noch?

    Wahrscheinlich von vielen Anlegern unbemerkt hat die CNMV (Comisión Nacional del Mercado de Valores – spanische Wertpapieraufsicht) Ende Juni ihre Regeln für Geldmarktfonds geändert: nachdem sie bisher nur in Anlagen investieren durften, die wenigstens ein A2-Rating (ziemlich sicher) haben, ist es diesen nun erlaubt.. Artikel weiterlesen