ERFAHRUNGSBERICHT: Lehre in Spanien

07.06.2009 - Virginia Reese 

Die meisten von uns haben sich vor ca. drei Jahren dazu entschieden, eine Ausbildung im Ausland zu absolvieren. Daraufhin haben wir uns bei der Aset beworben. Viele von uns haben spanisches Blut und die anderen wahrscheinlich schon immer eine Neigung gegenüber der spanischen Mentalität und Kultur gehabt. Aus welchen Gründen auch immer wir uns entschieden haben, hierher zu kommen, ist eigentlich völlig belanglos, denn wir wurden genommen und waren alle neugierig auf das Neue, das uns erwarten würde.

Im August waren wir fast alle hier und der Umzug war nicht unbedingt leicht. Viele sind hergekommen, ohne eine Wohnung zu haben oder sie hatten eine, die sie zuvor nie gesehen hatten, mit Mitbewohnern, die man teilweise ebenfalls nicht kannte. Eine große Ungewissheit, die aber gleichzeitig überwunden worden ist durch die kindliche Neugier, die wir in uns tragen und unseren Mut. Ich glaube, als wir uns am letzten Tag von unserer Familie und unseren Freunden verabschiedet haben, ist uns erst so richtig bewusst geworden, dass wir wirklich für mindestens zwei Jahre weg sein würden und eigentlich gar nicht so richtig wussten, wohin wir gehen und was uns erwarten würde. Nun gut, es war aber unsere Entscheidung und wir wollten uns der Herausforderung stellen.

Am Begrüßungstag, Ende August 2001, wurden wir von der Aset eingeladen. Zu einem „kleinen Frühstück“, d.h. Salzstangen & Chips mit Cola zum „Anstoßen“. Dort haben wir uns alle zum ersten Mal zusammen gesehen und uns langsam aneinander rangetastet und Gespräche angefangen. Ich glaube, dass wir alle ziemlich aufgeregt waren.

Kurz darauf hatten wir unseren ersten Arbeitstag. Ich weiß noch ganz genau, wie die Stimmung in meiner damaligen WG war: Aufregung pur! Wir konnten überhaupt nicht schlafen, haben unsere Sachen schon abends rausgelegt und haben versucht, uns vorzustellen, wie der erste Arbeitstag wohl werden würde. So viele neue Gesichter und das erste Mal was wirklich „Seriöses“ in unserem Leben. Im Endeffekt war es überhaupt nicht schlimm und wir haben uns schnell an die Routine gewöhnt. Mittlerweile sind wir alte Hasen und könnten locker neue Aset-Schüler ausbilden...naja, fast!


Definitiv variieren die Meinungen diesbezüglich unheimlich stark. Es gibt Schüler, die alles auf die leichte Schulter genommen haben und andere, die sich richtig reingehängt haben und die Sache ernst genommen haben. Einigen ist es aufgrund ihrer Intelligenz oder ihrer Vorbildung leichter gefallen, anderen ist es sehr schwer gefallen, die Materie aufzunehmen und zu verstehen. Somit war der Unterricht eine Qual für die Einen und eine Wonne für die Anderen, die z. B. nicht gerne im Betrieb waren.

Die Lehrer sind recht unterschiedlich, der eine lockerer als der andere, mehr deutsch oder mehr spanisch angehaucht, aber immer darauf bedacht, dass wir auch etwas lernen, oft auch unabhängig vom reinen Fachwissen. Die Verwaltung ist prima, immer offen für ein Gespräch, ein gemeinsames Lachen oder für Trostspendung. Wie oft kamen wir zu den beiden Damen mit der Bitte:“ Ich brauch noch mal eine Bescheinigung!“ „Darf ich mal kurz anrufen?“ Aber sie haben trotz des ganzen Stresses immer Zeit für ein nettes Gespräch und ein paar nützliche Tipps. Danke!!!

Im Laufe der zwei Jahre gab es so einige „Liebesgeschichten“, von denen einige vielleicht nichts wissen. Vergesst es, ich werde diese Geheimnisse nicht aufdecken, tut mir leid, denn Geheimnisse sind Geheimnisse!

Einige sind mit einem Freund/ einer Freundin in Deutschland nach Madrid gekommen. Viele dieser Beziehungen sind mit der Zeit in die Brüche gegangen. Schade, aber so ist das Leben. Andere haben einen Freund in einer anderen Stadt in Spanien. Und wieder andere haben ihre Liebe im Rahmen eines Aufenthalts in Deutschland gefunden (wie komisch??). Achja, und andere haben sich mit der Zeit einen Spanier „geangelt“. Anscheinend kann man doch mehr als „rollos“ haben.


Nicht alles war nur Arbeit, denn wir haben auch die “Fiesta madrileña” kennengelernt. Und wie!!! Wir hatten viel Spaß und die Discos haben sehr viel Geld mit uns verdient. Für die, die nach Deutschland zurückgehen, wird es bestimmt nicht einfach, denn die Auswahl in Madrid ist groß und dieses Ambiente gibt es halt nur hier. Aber zum Glück bleiben einige hier & es gibt ja schließlich Flugzeuge. Vielleicht treffen wir uns ja mal alle wieder zum Feiern in Madrid?

Ich glaube, dass wir alle auf eine gewisse Art Freunde für´s Leben geworden sind. Selbstverständlich versteht man sich mit einigen besser & mit anderen nicht so, aber das ist ganz normal. Da wir alle aber in einer ähnlichen Situation waren, würde ich sagen, dass die Freundschaften, die hier entstanden sind, tiefer sind als andere. Wir haben einen Neuanfang gemacht und das ohne Familie und Freunde (jedenfalls die meisten von uns). Das alles hat uns ziemlich verbunden und ich finde, dass wir ein tolles „A-Team“ sind! Ich meine, dass wir in den letzten zwei Jahren sehr viel gelernt haben. Nicht nur auf beruflicher Ebene, sondern auch auf der persönlichen. Wir sind alle unabhängig geworden und uns wirft so schnell nichts mehr aus der Bahn.

Aset ist eine große Familie und wir waren zwei Jahre lang Teil von ihr. Diese Zeit werden wir nie vergessen und wir hoffen, dass noch viele Schüler die Chance bekommen, das Gleiche zu erleben, obwohl wir wissen, dass die Lehrer nie wieder in den Genuss kommen werden, so einen tollen Jahrgang wie uns zu haben! ¡Olé...!

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