Wie weit darf Demotivation gehen?

10.03.2008 - Carsten Nitschke - Country Sales Manager Iberia, Internet Security Systems 

Der letze Beitrag in diesem Blog fing eigentlich mit einem ganz anderem Thema an aber wurde dann mithilfe der Kommentare sehr schnell politisch. Im Nachhinein ist wahrscheinlich alles was wir tun politisch, aber ich schliesse mich der Meinung an, dass es wichtig ist, dass wir alle unsere Meinung sagen und auch dazu bereit sind, anderen zu zu hören. 

Am Ende des letzen Beitrags kamen wir wieder zum Thema Iberia, schon einmal auf diesem Portal diskutiert. Ein Leser äusserte die Meinung das Iberia zum Teil einen schlechten Service bietet, weil sie Ihre Mitarbeiter demotitivert...Daraufhin würde ich normalerweise fragen "Ist einer von diesen Angestellten dazu gezwungen, bei Iberia zu Arbeiten ?". Sicherlich muss man auch bei der Iberia differenzieren zwischen den verschienden Rängen und Positionen. Allerdings ist Iberia wahrscheinlich noch immer eines der Unternehmen (nach den Banken), das die meisten Vorteile für  Arbeitnehmer bietet. 

Damit beziehe ich mich auf Flüge (fast  geschenkt) und geht sicherlich weiter, wenn wir zu Tripulacion und Piloten kommen. Iberia hat aber einige strukturelle probleme die sich leider nicht ohne weiteres lösen lassen. Iberia ist hierbei nur ein Beispiel im grossem das symptomatisch ist. Der spanische Kündigungschutz macht es einer Firma wie Iberia fast umöglich, Personal zu entlassen ohne dabei gewaltige Kosten auf sich nehmen zu müssen. 

Wenn ich micht nicht irre, sind es 45 Tage brutto pro Arbeitsjahr. Ich stelle den Kündigungschutz als solches nicht in Frage sondern nur ggf. mal die andere Seite. In dem Beitrag ging es um die Demotivation. Ich habe z.B. in meinem Team Kollegen die völlig demotiviert sind, absolut unqualifiziert für den Job, aber sie denken nicht im Traum dran, sich einen anderen Job zu suchen. "Quiero que me despidas y me pagas". Wieso sollte eine Firma jemanden bezahlen, der in jedem Fall nicht zur  Firma gehören will ??? 

Dazu kommt das vor allem in großen Firmen Kündigungen nicht gerne gesehen werden. Ein flexiblerer Arbeitsmarkt würde uns aber nicht unbedingt schaden. Er könnte im Gegenteil dazu beitragen, dass wir alle in den Genuss von höher motivierten Angestellten kommen. Das Beispiel, das in dem vorherigem Beitrag
genannt wurde, war Iberia den Mitarbeitern teilweise das Leben unmöglich macht. Ich kann es nicht befürworten. 

Allerdings wäre das wahrscheinlich nicht der Fall, wenn Iberia die Leute einfacher entlassen könnte, die sie einfach zu viel in der Belegschaft hat.  Die mögliche Demotivation gibt Ihnen allerdings noch lange nicht das  Recht es denjenigen, heimzuzahlen die ihr Gehalt zahlen. 

Wenn Spanien in den letzten Jahren etwas verloren hat ist es Wettbewerbsfähigkeit. Daran sind sowohl die PP als auch die PSOE schuld. Die einen, weil sie trotz starker Wirtschaftsfreundlichkeit nicht dafür gesorgt haben, das massiv in R&D investiert wird, die anderen, weil sie es ebenfalls nicht getan haben und desweiteren defizitäre Sektoren gerne voll weiter subventionieren. Schuld haben beide ! Aber der spanische Markt hat sich gerne als bonito und barato verkauft. 

Er ist allerdings alles andere als Barato. Heute merken die Spanier das was wir in den 80'ger Jahren erlebt haben das Lohnkosten etwas sehr wichtiges sind. Firmen ziehen im großem Masse aus Spanien ab. Davon wird keiner verschont bleiben. Der Wettbewerb ist global und es ist immer wieder prima, wenn man hier super fair spielen will, aber in den anderen Ländern ist es nun einmal nicht so. Soll heißen, entweder wir lernen alle dazu und versuchen, etwas zu verbessern oder
es wird weiter bergab gehen. 

Weder PP noch PSOE haben eine wirkliche Politik in der Hand, in der die Wirtschaft wieder auf Vordermann gebracht werden kann. Patentrezepte gibt es sicherlich keine, aber für mich ist es immer wieder bewundernswert, dass es in Deutschland mehr
Solarenergiefirmen gibt als in Spanien. Dazu müsste dann aber  vielleicht mal jemand den Mut haben und sagen, wir machen die Kohle dicht und investieren in GreenEnergy und das schaft auch Arbeitsplätze wahrscheinlich sogar wesentlich mehr als die Kohle oder der Schiffsbau jemals bieten können. Es geht hier nicht um Klassenkampf, sondern es geht darum, für uns alle  und unsere Kinder eine Zukunft zu sichern. Mit den alten Rezepten wie völlige Liberalisierung oder Subventionen kommen wir sicherlich nicht weiter und die Gegenwart zeigt es. 

Kommentare (7) :

Kommentar von stefanie 10.03.2008

Kommentar von Carlota 10.03.2008

Kommentar von Isabel 10.03.2008

Kommentar von Ralf 11.03.2008

Kommentar von Isabel 11.03.2008

Kommentar von Carsten 11.03.2008

Kommentar von Ralf 12.03.2008

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