NEWS: Unicef-Studie: Wie glücklich sind die deutschen Kinder?

14.04.2013 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Sie leben besser als die Kinder und Jugendlichen in den meisten anderen Ländern der Welt - und trotzdem sind viele Mädchen und Jungen in Deutschland unglücklich. Das hat eine Studie der UN-Kinderhilfsorganisation Unicef ergeben. Objektiv betrachtet steht demnach die junge Generation in Deutschland heute besser da als noch bei der vorigen Unicef-Studie von 2010: In den fünf Bereichen Bildung, Gesundheit und Sicherheit, Verhalten und Risiken, Wohnen und Umwelt sowie materielles Wohlbefinden belegte das Land damals zusammengefasst Platz acht. Diesmal liegt es auf Rang sechs. Auffällig ist jedoch, dass jeder siebte Jugendliche hingegen seine aktuelle Lebenssituation als mäßig bis negativ ansieht.

Wie kann es zu dieser Kluft zwischen äusseren Lebensumständen und der Lebenszufriedenheit der Kinder selbst kommen, die in keinem der 29 untersuchten Industrieländern so gross ist wie in Deutschland? Bei den im ersten Teil der Studie untersuchten fünf Bereichen schafft es Deutschland 2013 insgesamt auf Platz sechs, das heisst in die Spitzengruppe hinter den Niederlanden und den skandinavischen Ländern. In Sachen Bildung beispielsweise ist die Bundesrepublik auf Platz 3 vorgerückt. Deutsche Schüler haben bei den neueren PISA-Tests ihre Leistungen deutlich verbessert. Zudem befinden sich 96 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren in Schule oder Ausbildung. Eine enorme Leistung, wenn man bedenkt, dass in Spanien oder Italien mehr als zehn Prozent der Jugendlichen unter 19 Jahren weder zur Schule gehen noch eine Lehrstelle haben.

In keinem der anderen 28 Länder - so die Studie weiter - hat sich der Anteil der Jugendlichen, die rauchen, in den vergangen Jahren so deutlich reduziert wie in Deutschland. Mädchen und Jungen hierzulande konsumieren auch Alkohol und Cannabis deutlich seltener. Die früher bereits niedrige Zahl von Teenagerschwangerschaften ist noch weiter gesunken. Vorbildlich ist zudem die besonders niedrige Gewaltbereitschaft. Deutlich weniger als 30 Prozent sagen, im zurückliegenden Jahr in körperliche Auseinandersetzungen verwickelt gewesen zu sein.

Trotz all dieser positiven Aspekte stürzt Deutschland beim zweiten Teil der Befragung, nämlich der Einschätzung der Lebenszufriedenheit der Jugendlichen selbst, in das untere Drittel der Rangliste ab. Lag es 2010 hier noch auf Platz zwölf, ist es nun auf Rang 22 abgefallen. Hans Bertram, Mitglied des Deutschen Unicef-Komitees und Professor an der Berliner Humboldt-Universität, erklärt dies so: “Wir müssen Kindern und Heranwachsenden besser zuhören und ihnen mehr Möglichkeiten zur Mitgestaltung eröffnen." Die einseitige Konzentration auf Leistung führe dazu, dass sich viele Kinder und Jugendliche ausgeschlossen fühlten. Es sei wichtig, das kindliche Wohlbefinden insgesamt in all seinen Aspekten zur Richtschnur der Politik zu machen, heißt es in der Unicef-Meldung weiter. Das Glück der Kinder sei nicht in Schulnoten zu messen. Stattdessen bräuchten Kinder Freiräume und Zeit, um in verlässlichen Beziehungen zu ihren Eltern und Geschwistern, den Freunden und Lehrern aktiv ihr Leben entdecken und gestalten zu können.

Für die Untersuchung wurden in 29 Ländern mehr als 176.000 Kinder und Jugendliche im Alter von elf bis 15 Jahren befragt, in Deutschland rund 5.000. Die besten Lebensbedingungen - auch nach subjektiver Einschätzung der Befragten - haben laut der Studie Kinder in den Niederlanden. Schlusslicht in beiden erhobenen Bereichen ist Rumänien.

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