Der Straßenverkehr ist auch gaaaanz anders...  von  Babs am 14.03.0813:52:10
Babs
Zu Beginn meiner Auswanderungszeit und in meiner jugendlichen Naivität hatte ich noch die Illusion, mich in Spanien, wie ich es in Deutschland tat, mit dem Fahrrad fortzubewegen. Für viel Geld nahm ich mein Rad mit nach Gran Canaria - benutzt hab ich es dort genau ein Mal! Denn die Lektion lernte ich schnell: das Fahrradfahren in Spanien im Straßenverkehr auszuüben ist in etwa so, als würde ich in Deutschland versuchen, mit einem Eselskarren die Autobahn zu befahren. Völlig exotisch, völlig absurd und vor allem hochgradig gesundheitsgefährdend! Ich glaube, dass 99 der spanischen Autofahrer noch nie in ihrem Leben ein Fahrradfahrer im Straßenverkehr begegnet ist. Also habe ich mich lieber rasch den hiesigen Lebensgewohnheiten angepasst und mir ein pferdegestärktes Zweirad (Moped) mit ordentlicher Hupe (auf spanischen Straßen unabdinglich!) zugelegt, um mir den gehörigen Respekt zu verschaffen. Und siehe da, dann klappte es auch wieder im Straßenverkehr! ;-)

Und da komm ich auch schon zum zweiten Thema. Ein riesiger Unterschied ist auch die Benutzung der Autohupe im Straßenverkehr. Aus Deutschland kennt man das allgemein so, dass die Hupe eher selten zum Einsatz kommt, sprich, eigentlich nur in Ausnahmefällen. Und wenn dann mal einer hupt, dann drehen sich alle Leute am Straßenrand erschreckt um. In Spanien ist es genau andersrum. Komisch ist es fast, wenn die Hupe mal während einer Autofahrt nicht zum Einsatz kommt. Ganz abgesehen davon, dass der Lärm der Dauerhuperei in den Innenstädten keinen Hund hinterm Ofen hervorlockt Die Hupe wird grundsätzlich zu jeder Gelegenheit eingesetzt. Also auch dann, wenn es eigentlich absolut offensichtlich ist, dass der stauverursachende Umstand auch durch Huperei nicht beseitig werden kann. Aber egal! Hauptsache kräftig auf die Hupe gedrückt! Mit einem kleinen Hupkonzert kann man sich auch besser die nervige Wartezeit vertreiben.
Dazu muss ich anmerken, dass ich meinen Führerschein in Spanien erworben habe und es für mich total ungewohnt war, als ich in Deutschland zum ersten Mal Auto gefahren bin. Denn gleich an der ersten Ampel, an der mein Vordermann bei grün nicht in die Pötte kam, bin ich dann auch direkt voll auf die Hupe gestiegen – und erntete dafür von meinem Beifahrer völliges Unverständnis.
Auch die hohe Kunst des Einparkens, die ich mir in Spanien angeeignet hatte, traf in Deutschland auf  wenig Gegenliebe. Ich hatte nämlich gelernt, dass ich die Größe einer Parklücke mit Hilfe meiner vorderen und hinteren Stoßstange bestimme. Also anhand eines kurzen Stoßstangenkontakts mit dem vorderen Auto und ebenso mit dem dahinter. Diesen südländisch lässigen Einparkstil musste ich mir (leider, leider!) im deutschen Straßenverkehr auch ganz schnell wieder abgewöhnen... 

Habt Ihr Ähnliches zu berichten?
  • Kommentar von Deike Werner am 14.03.0816:02:03
    Deike Werner

    Der Straßenverkehr ist auch gaaaanz anders...


    Hallo Babs,

    dein Beitrag trifft von einigen sicher den richtigen Nerv :-). Ein Bekannter meinte, alles wäre schlicht und ergreifend "offensiv" hier in Spanien. Dies sollte man aber als Fussgänger und Fahrradfahrer nicht sein...

    Viele Städte Spaniens können es leider durch ihre dichte Bebauung wohl nie zur "Fahrradstadt" schaffen und das Fahhrad kommt von daher irgendwie als städtisches Fortbewegungsmittel wohl nicht in Frage. In Spanien scheint das Zweirad meiner Meinung nach eher für weite Langstrecken definiert zu sein..
  • Kommentar von El Gordo am 16.03.0821:41:06
    El Gordo

    Der Straßenverkehr ist auch gaaaanz anders...


    Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass alle Spanier die zu Weihnachten nichts gewonnen haben mit ihrem Lottoticket zur Jefatura de Trafico gehen und das einfach für einen Führerschein eintauschen. Erklärt doch einiges, jejejje...
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