Wohnen in Madrid - bisweilen eine kribbelige Angelegenheit

15.09.2008 - Katarzyna Szymanska - Studentin 

Das Wohnen in Madrid kann manchmal schon recht aufregend sein, wenn ich von meiner Erfahrung sprechen kann. Im Rahmen eines Sprachkurses habe ich vor einem Jahr mitten im Herzen von Madrid, an der Gran Vía, in einer sehr internationalen WG von zehn Leuten gewohnt, in der immer was los war. Wenn so viele unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen, wird die eigene interkulturelle Kompetenz auf die Probe gestellt, besonders in kritischen Situationen. 

Was recht harmlos begann, entwickelte sich mit der Zeit zu einem kleinen nervenzerreißenden Problem. Schuld daran waren kleine Ungeziefer, die in der Wohnung lebten oder besser gesagt in den Matratzen und im Holzfußboden. Wobei man sich da auch nicht ganz sicher war. Jedenfalls machten sich diese kleinen Ungeziefer durch Stiche am Körper bemerkbar, die sich rasend vermehrten. Bei dem ersten Vorfall in einem Zimmer wussten wir erst mal nicht, was es war, bis sich eben herausstellte, dass es sich um Stiche von sogenannten „bichos“ handelte. 

Die Eigentümerin der Wohnung bestellte den Kammerjäger, um das Zimmer desinfizieren zu lassen. Zusätzlich mussten die kompletten Klamotten der betroffenen Person gereinigt werden, da die bichos auch in der Kleidung sein können. Nachdem alles soweit erledigt war, kehrte wieder Ruhe in die Wohnung ein. Doch die war nicht von langer Dauer. Als dann am anderen Ende der Wohnung ein anderes Zimmer befallen war, blieb uns nichts anderes übrig, als die komplette Wohnung zu räumen und nochmal den Kammerjäger kommen zu lassen, um die gesamte Wohnung zu desinfizieren. Wir hatten zwar die Anweisung, die Wohnung morgens zu räumen, doch wohin mit uns, das wusste keiner…. 

So standen wir da, ohne Sachen, denn die mussten alle zur Reinigung gebracht werden, buchstäblich auf der Straße. Die Nerven einiger Leute lagen förmlich blank, wenn man das so sagen kann. Die Eigentümerin meldete sich schließlich gegen Mittag mit einer Nachricht an der Eingangstür, in welches Hostal wir uns für eine Nacht begeben sollten. Wir dann nichts wie hin. 

Am nächsten Tag konnte die Wohnung wieder betreten werden. Nun waren wir wieder in unserem vertrauten Heim, jedoch immer noch ohne Sachen. Die ließen etwas auf sich warten. Als dann schließlich die ersten Pakete aus der Reinigung bei uns eintrafen, mussten wir leider feststellen, dass viele Sachen fehlten. Da hat die innere Ruhe die Letzten von uns verlassen und es ging recht hektisch und hysterisch zu. Nach langem Hin und Her haben sich zu unser aller Beruhigung die vermissten Sachen wieder eingefunden. Und nachdem die letzten Stiche am Körper der Betroffenen verschwunden waren, war das ganze Theater auch erst mal vergessen und der Alltag kehrte wieder ein. 

Doch das sollte nicht das erste und letzte Mal gewesen sein! Als ich jetzt für meinen etwas längeren Aufenthalt in Madrid wieder in diese Wohnung zog, ging das Chaos wieder los. Mit dem Unterschied, dass ich jetzt die Betroffene war, befallen von Stichen am ganzen Körper. Nun hatte ich das Ganze ja vor einem Jahr schon mal erlebt und wusste in etwa, was da auf mich zukommt, so dachte ich zumindest. Also die Sachen reinigen lassen, Zimmer desinfizieren und alles ist wieder okay. Natürlich war es nicht so.

Ich wechselte das Zimmer, die Stiche wurden immer mehr. Sie sahen auch recht unterschiedlich aus, von daher war man sich nicht mehr sicher, was genau mich da gestochen hat. Als es nun wirklich sehr schlimm wurde und ich sogar ungern unter Leute damit wollte, machte ich mich auf den Weg ins Krankenhaus in die Notaufnahme mit der Hoffnung, dass mir da geholfen wird. Der Arzt sah sich die Unmengen von Stichen an (scheinbar hat er sowas in der Form auch selten zu Gesicht bekommen) und verschrieb mir Tabletten, die dafür sorgen sollten, dass die Stiche wieder verschwinden. 

Und ich hatte Glück! Es dauerte nicht lange und ich war befreit von dem Übel und traute mich wieder unter Leute und ins Freibad. Was es jetzt genau war, weiß ich nicht. Aber Hauptsache, es ist weg.
Und die Wohnung wird jetzt komplett mit neuen Möbeln ausgestattet. Hoffen wir mal, dass die Ungezieferplage damit ein Ende hat! 

Die WGs, vor allem die im Zentrum, werden sehr oft an Schüler von Sprachschulen vermietet. Die Eigentümer haben sozusagen ein Abkommen mit den Sprachschulen, sodass man selbst, wenn man über die Sprachschule ein Zimmer bucht, nicht unbedingt mit dem Eigentümer zu tun hat, da man ja einen Sprachkurs mit Unterkunft bucht und alles in der Sprachschule bezahlt. Es besteht aber auch die Möglichkeit, über eine Sprachschule ein Zimmer im Zentrum zu buchen, obwohl man keinen Sprackurs macht. Man sollte sich dann auf Kosten in Höhe von zirka 100 Euro pro Woche einstellen. Es wird keine Kaution verlangt. Man bezahlt eben den gesamten Betrag auf einmal für die Dauer, die man bleiben möchte. 

Natürlich kann man auch anderweitig ein Zimmer finden, vielleicht auch günstiger. Im Internet gibt es zahlreiche Seiten, auf denen unzählige Anzeigen zu finden sind. Aber da ich in der Wohnung schon mal gewesen bin und somit einige der Mitbewohner noch kannte, wollte ich kein Risiko eingehen. Außerdem hatte ich nicht die Möglichkeit, ein neues Zimmer vorher zu besichtigen. Und so, wie die Zimmer in den Anzeigen beschrieben oder abgelichtet sind, sehen sie in der Realität noch lange nicht aus. Diese unangenehme Überraschung bei meiner Ankunft wollte ich mir dann doch ersparen. 

Kommentare (3) :

Kommentar von david 23.09.2008

Kommentar von kasia 27.09.2008

Kommentar von kasia 27.09.2008

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