Die neue Sprache

28.10.2011 - Katja Heinrich / Madrid für Deutsche 

Viele haben den Traum einmal für ein paar Monate ins Ausland zu gehen, neue Erfahrungen zu sammeln und vor allem sich einer neuen Sprache zu widmen. Nach langem oder auch weniger langem Informieren und Planen des Auslandsaufenthaltes, ist es dann endlich soweit und man wagt den grossen Schritt.

Hier angekommen nimmt man an einem Sprachkurs teil. Zu Beginn versteht man kein einziges Wort des Lehrers und man fragt sich, was das bringen soll. Jedoch nach ein paar Tagen wird es mit der Verständlichkeit besser. Man lernt in seinem Sprachkurs nette Personen kennen oder kommt mit anderen während der Pause am Kaffeautomaten ins Gespräch. Mit der Zeit verabredet man sich dann mit ein paar Leuten, spricht teils auf Spanisch, teils auf Englisch. Von Tag zu Tag versteht man mehr und man glaubt so langsam, sich verständigen zu können. Doch auch wenn man ein paar Grundlagen beherrscht, heisst das leider noch nicht, dass man in Spanien gut mit der Sprache zurecht kommt.

Es fängt im Supermarkt an, wenn man an der Kasse gefragt wird „Necesitas bolsa?“ und man kein einziges Wort davon versteht, weil die Kassierern aus zwei Wörtern eins macht und man nur „naschews..abols“ versteht oder man lediglich fragt “Tiene cava dulce?“ und man nur wie ein Auto angeschaut wird, weil der Verkäufer einen nicht versteht. Hier in Madrid gibt es viele Nicht-Einheimische, die aus anderen Ländern wie Peru oder Brasilien hergezogen sind. Besonders bei den Peruanern hat man seine Verständigungsprobleme. Genauso wie es in Deutschland für Ausländer schwer verständliche Dialekte wie das Bayrische oder Sächsische gibt, gibt es auch hier sehr extreme Unterschiede in der Aussprache. Mit einigen Personen kann man mittlerweile ein richtiges Gespräch führen, mit anderen widerum fühlt man sich so, als ob man erst ein Wort Spanisch könnte. Dies ist oftmals sehr deprimierend.

In Deutschland würde man sich dann zur Not mit der englischen Sprache weiterhelfen. In Spanien ist es leider nicht so selbstverständlich. Viele können nur ihre Muttersprache und haben nie Englisch gelernt. Wenn man dann Personen trifft, die Englisch können, versteht man diese aber oft nur mit Mühe und Not.

Die eine Hälfte der Einwohner geht sehr respektvoll mit Ausländern um. Man erhält Hilfe sobald man nicht auf dieses eine bestimmte Wort kommt und es wird versucht langsamer zu reden und den Satz zu wiederholen. Die andere Hälfte jedoch probiert es nicht mal ein Gespräch aufzubauen, sobald man gemerkt hat, dass man nicht gut Spanisch kann. Geldud ist dann hier Fehl am Platz. Beherrscht man Englisch, wird sofort in dieser Sprache mit dir geredet (geht ja schneller). In solchen Situationen fühlt man sich sehr eingeschüchtert und meidet dann überhaupt noch ein Wort zu sagen. An schlechten Tagen hört man auch igendwann einfach gar nicht mehr hin, da man eh kaum was versteht.

Angenehm ist es dann sich mit Deutschen zu unterhalten – man kann endlich das sagen, was man ausdrücken möchte und muss es nicht ständig umschreiben. In dem Moment stellt das Deutsche etwas Vertrautes dar, was man ab und an braucht.

Klar ist jedoch, dass man sich trotz Hemmungen mit den Spaniern unterhalten sollte und muss. Auch wenn es an manchen Tagen einen sehr kaputt und müde macht. Es fängt beim Aufstehen an, wenn die Mitbewohnerin fragt was man so gemacht hat, geht auf der Abeit weiter, wenn man ständig versucht alles zu verstehen und zu gut auf Spanisch zu antworten und endet, wenn man sich abends entscheidet ein spanisches Buch in die Hand zu nehmen, statt ein Deutsches.

Man kann für ein Jahr in Spanien gelebt haben und mit sehr wenigen Sprachkenntnissen zurück kommen. Widerum kann es genauso andersrum geschehen und man kann fliessend Spanisch sprechen.

Es kommt immer darauf an, welche Ziele man sich gesetzt hat und wie zielstrebig man ist. Jedoch sollte mal probieren, wenn man sich schon mal entschieden hat ins Ausland zu gehen, auch in schwierigen Situationen sich nicht vom Spanischen abzuwenden und in den sauren Apfel zu beissen.

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