SERIE: Deutschsprachige Unternehmerin in Katalonien - Valerie Adolff

08.09.2011 -  

1. Was macht Ihr Unternehmen?

Ich arbeite seit 5 Jahren als Praktikerin der Grinbergmethode mit Menschen, die sich von chronischen Krankheiten erholen wollen oder aus verschiedenen persönlichen Gründen eine Änderung in ihrem Leben vornehmen wollen (neues Geschäftsprojekt, Anpassung an eine neue Situation, Beziehungen etc.).
Dabei nutzt die Grinbergmethode auf strukturierte Weise das Lernen über den Körper, über Berührung, Atmung, Bewegung und Körperübungen mit dem Ziel, bessere Gesundheit und persönliche Freiheit zu erreichen.


2. Wie entstand Ihre Unternehmensidee?

Ich komme aus dem Servicebereich und hatte vor meiner Ausbildung in Deutschland und in Spanien als Projektleiterin und interne Beraterin gearbeitet. Die Arbeit mit Menschen hat mir schon immer sehr gefallen, aber ich habe erst durch diese Methode Werkzeuge kennengelernt, die es ermöglichen, selbst Verantwortung für mehr Lebensqualität zu übernehmen. Diese Erfahrung möchte ich heute anderen weitergeben.


3. Warum haben Sie sich in Katalonien/Spanien niedergelassen?

Ich kam vor 13 Jahren nach Barcelona, um spanisch zu lernen. Ich hatte dafür 2 Monate vorgesehen. Aber schon von Anfang an habe ich mich in die Stadt verliebt und es war mir einen Versuch wert, hier einen Neuanfang zu probieren. Der Lebensstil der Katalanen und diese so mehrschichtige Landschaft (Meer, Berge, Inland) zogen mich förmlich an.

4. Was war für Sie größte Herausforderung zu Beginn?

Die Anpassung an einen improvisierten Arbeitsstil mit weniger Förmlichkeiten und die Geduld zu haben, dass die Dinge auch auf andere Art erledigt werden können.


5. Sprechen Sie Katalanisch/Spanisch?

Ja, dank der Geduld meiner Freunde und jetzt auch katalanischen Familie habe ich beide Sprachen fliessend sprechen gelernt.


6. Wo entstehen die meisten geschäftlichen Kontakte?

Abgesehen von Kontakten auf Veranstaltungen verschiedener Interessensgruppen, stelle ich meine Arbeit in Firmen vor oder in einem kulturellen Ambiente wie zum Beispiel im Café C3 Bar im Museum CCCB.


7. Wie wirkt sich die verordnete Zweisprachigkeit auf Ihre Firma aus?

Unproblematisch, da ich Sitzungen in 5 Sprachen (Spanisch, Katalanisch, Deutsch, Englisch und Französisch) anbiete.


8. Was raten Sie jemanden, der in Katalonien/Spanien eine Firma gründen will?

Am Besten sich ein umfangreiches Bild von verschiedenen Seiten machen: mit Leuten aus der Branche Kontakt aufnehmen, mit der deutschen Handelskammer und einem guten Wirtschaftsberater, der einem von Anfang an die wichtigsten Details nennen kann. Mit Entusiasmus an die Arbeit rangehen, nicht mit Ernsthaftigkeit und Ungeduld, denn dies kann oft Widerstand und weniger Information provozieren.


9. Welcher Unterschied zu Deutschland fällt Ihnen hier am meisten auf?

Es ist erstaunlich wie viele neue und kreative Projekte hier möglich sind, weil u.a. der umständliche administrative Apparat entfällt. Man kann manche Dinge gleich umsetzen oder wenn sie nicht funktionieren, wieder abschaffen.


10. Was mögen Sie besonders an den Katalanen/Spaniern?

Dass die Menschen viel auf der Strasse sind, dass man schnell ins Gespräch kommt, dass sie hilfsbereit sind. Die Improvisationsfähigkeit und Kreativität vor allem in Barcelona lässt mich immer wieder Neues entdecken und erleben.


11. Gibt es etwas, das Sie hier stört?

Dass für Gesundheit wenig investiert wird, vor allem im Bereich der Prävention und in Erholungsprozessen. Viele werden darauf erst aufmerksam, wenn die Krankheit chronisch wird. In der aktuellen Arbeitssituation resignieren viele und beschweren sich, anstatt proaktiv vorzugehen.


12. Nennen Sie uns einige deutsche Marotten, die Sie nicht ablegen können.

Vorplanung, Organisation, Pünktlichkeit, Weihnachtskarten schreiben.


13. Können Sie ein Restaurant/ Bar empfehlen?

Commerç 24 in Calle Commerç oder Tapas 24 an Ecke Passeig de Gracia,
Fusion mit Japanisch Can Kenji in Calle Rosselló oder Shijiro in Ros de Olano.
Zum gemütlichen Kaffee trinken mit etwas Süssem – „Café Demasié“ Calle Roger de Lluria.


14. Haben Sie eine Hotelempfehlung?

„Room Mate Emma“ für sein freundliches Personal und seine schöne Dekoration.
„Hostal Marina“ für kleinere Geldbeutel im Art Nouveau Stil.


15. Was ist Ihr liebster Platz in Barcelona?

Zu jeder Jahreszeit mit Blick aufs Meer, dabei können die Plätze variieren: Vor dem Hotel W, Maremagnum, auf der Brücke des Ferryhafens, Vila Olimpica, Montjuïc...


16. Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?

Eine richtig bunte Wiese mit vielen verschiedenen Blumen im Sommer und einen feuchten Laubwald im Herbst.


Das Interview wurde von Philipp Dyckerhoff durchgeführt.

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