SEHENSWERT: Der Keramikkünstler Joan Miró

Joan Miró. Mit diesem Namen verbindet jeder einen der wichtigsten katalanischen Künstler und einen der bedeutendsten Vertreter des Surrealismus. Daher denken die meisten bei ihm an den grossen Maler, der sich in seiner ganz eigenen Art in einer abstrakten Formensprache aus kräftig konturierten surreal-absurden Zeichen ausdrückte, ohne jedoch die Beziehung zum Objekt aufzugeben.

Doch Joan Miró ist weitaus mehr als nur ein berühmter Maler. Der Spanier, der am 20. April 1893 in Barcelona geboren wurde, war zudem Grafiker, Bildhauer und vor allem auch Keramiker. Er erhielt zahlreiche Aufträge für Wandkeramiken für öffentliche Gebäude, die er mit dem Künstler Josep Llorens i Artigas ausführte, mit dem er seit 1912 befreundet war. Dabei suchte Artigas häufig den Ton aus und stellte die Farben her, die Miró anschliessend auf die Glasur auftrug. Zusammen mit Artigas’ Sohn Joan Gardy Artigas schuf Miró eine monumentale Keramikwand für das UNESCO-Gebäude in Paris. Sie brauchten drei Jahre nach dem 1955 vergebenen Auftrag, um das Werk fertigzustellen, das 1959 mit dem “Guggenheim Award” ausgezeichnet wurde. Weitere großformatige Keramikwände befinden sich in der Maeght-Stiftung in der Nähe von Nizza, am Flughafen in Barcelona, im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen und an der Eingangsseite des Kongresszentrums von Madrid.

Seit Ende letzten Jahres beherbergt auch das “Museu Nacional d’Art de Catalunya” in Barcelona einen derartigen Schatz: ein Wandbild, das Joan Miró 1978 zusammen mit Joan Gardy Artigas für den Hauptsitz von IBM in der Via Augusta hergestellt hat. Es wird dem Museum vom “Departament d’Ensenyament de la Generalitat de Catalunya” zur Verfügung gestellt. Dieses Bild mit einer Grösse von 2,80 x 8,72 Metern setzt sich aus 406 Fliesen aus feuerfestem Ton zusammen. Auf einem cremeweissen Hintergrund hat Miró Figuren in lebendigen Farben gezeichnet: blau, rot, grün und gelb, die von dicken, schwarzen Linien umrandet sind. Das Ganze “ruht” auf einer schwarzen Linie, die die Mauer von der einen bis zur anderen Seite durchzieht.

Das “Museu Nacional d’Art de Catalunya”, das selbst schon eine Augenweide ist und weltweit sicher eine der fantastischsten Ausstellungen an Wandmalereien zu bieten hat, ist somit um eine Attraktion reicher, die es auf jeden Fall anzusehen lohnt und für jeden Miró-Anhänger ein absolutes Muss darstellt.