RESTAURANTTIPPS: Bon Profit

06.01.2008 - Anuschka Seifert 

Um gleich ein weit verbreitetes Missverständnis abzubauen: Barcelonas Nationalgericht ist weder die Paella und die Katalanen sind erst seit kurzem einfallsreiche Tapa-Spezialisten. Die Paella gehört geographisch nach Valencia und mit solchen Kleinigkeiten wie Tapas gaben sich die Barceloniner bis vor ein paar Jahren gar nicht erst ab.

Sie mögen es deftig und reichhaltig: Habas a la catalana, dicke Bohnen mit Speck, Vedella amb bolets, Kalbsfleischragout mit Pilzen, Arròs negre, schwarzer Reis, Bacalao colomenc, Stockfisch mit Quitten-Allioli. Überhaupt Fisch, Fleisch und Schnecken mit viel Allioli (Knoblauchsauce) und einem großen Teller Pa amb tomàquet, Brotscheiben, die mit Tomate und Knoblauch eingerieben werden.

Pa amb tomàquet, ein Relikt bäuerlicher Essgewohnheiten, gehört bis heute zu den Worten in katalanischen Restaurants, das man sich unbedingt einprägen sollte. Egal ob man sich nur in einer einfachen Bar ein belegtes Brötchen bestellt oder sich zu einem üppigen Mahl an den weißgedeckten Tisch setzt, der Kellner fragt immer: „Pa amb tomàquet? - Brot mit Tomate gewünscht?“

Das wirkliche Geheimnis der katalanischen Spitzenrestaurants besteht jedoch darin, dass sie erstens die traditionelle Küche abgespeckt haben und zweites glücklicherweise nicht dem Irrtum unterlagen, Gourmetgurus wie Bocuse blind zu imitieren. Sie hatten mal wieder, stolz und traditionsbewusst wie sie sind, die bessere Idee: Ihre eigenen authentischen Gerichte nicht bis zur Unkenntlichkeit hochzutrimmen, sondern sie raffiniert zu veredeln.

Inzwischen kommen sogar die küchenverwöhnten Franzosen nach Barcelona, um hier ihre kulinarischen Traumreisen zu erleben. Immerhin sind die zauberhaften Menüs der inzwischen weltberühmten katalanischen Starköche, Jean Louis Neichel (Neichel), Isidre Gironés (Ca l’Isidre), Carles Abellán (Comerç 24) und Xavier Pellicier (Àbac) um die Hälfte preiswerter als beispielsweise in Paris, Hamburg und München. In fast allen Restaurants, auch bei Starköchen, wird mittags (Mo–Fr) ein preiswertes Mittagsmenü angeboten. Ob mittags oder abends: Tischreservierung ist zu empfehlen.

Und hier kann man die wirklich katalanische Küche genießen:
Senyor Parellada
Argenteria 37
Tel. 93 310 5094
jeden Tag von 13 bis 16 Uhr und von  20.30 bis 23.30 Uhr 
www.senyorparellada.com. 
Senyor Perellada, elegant und gemütlich, ist in einem alten Hotel aus dem 19. Jahrhundert untergebracht. Solche prächtigen Lichthöfe gehören zu den schönsten Geheimnissen Barcelonas: außen bedrückt zuweilen die Enge der Gassen, die Weite innen wirkt wie eine Erlösung. Die Küche bleibt ihm Rahmen einer Fonda, einer Pension, aber zubereitet mit exquisitem Können: beliebt bei Einheimischen sind die traditionellen “Canelons”, aber keiner sollte hier aufstehen, ohne die Tortilla de Pescadito (Fisch-Omelette) probiert zu haben. Bacalao (Klippfisch) nach Art der Mönche von Poblet ist ein Klassiker, oder der “Arròs negre de Palafrugell” (mit Tintenfisch-Tinte geschwärzter Reis). 

Arola 
Im Hotel Arts Barcelona
Marina 19-21
Tel.: 93 483 8090, Restaurant & Tapas-Bar: Mi. bis Fr. 13.30 bis 15.30 Uhr und 20.30 bis 23 Uhr, Sa. u.
So 14 bis 16 Uhr
www.arola-arts.com

Zwei-Sterne-Koch Sergi Arola nimmt sich und seine Zunft nicht besonders ernst: “Ich kann weder Schaum schlagen, noch verstehe ich es, meine Gerichte zu hydrieren, ich bin wirklich ein schlechter Koch”, sagt er in Anspielung auf den ebenfalls in Barcelona operierenden Küchen-Künstler Ferrán Adrià. Während diesen jedermann in der internationalen Kochszene kennt, weil er vor allem durch die Verrückheit seiner Kreationen auffällt, bleibt Ariola bodenständig. Am Wochenende bereitet er höchstpersönlich den Nacken vom iberischen Schwein mit Paprika oder mariniert nach maurischer Art, in seinen Restaurant mit Blick auf den Fisch von Frank Gehry. Seine „wilden Kartoffeln“ sind ein Traum. Degustationsmenü 45 Euro

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