NUTZWERT: Bekämpfung der Kopflaus

07.04.2008 - Jenna Steenken 

In spanischen Schulen und Kindergärten ist es fast normal: Mehrmals im Jahr wird man direkt - die eigenen Kinder- oder indirekt - Freunde der Kinder- mit Läusen konfrontiert. Entgegen der weitverbreitenden Meinung Läusebefall habe mit mangelnder Kopfhygiene zu tun, läßt sich die Kopflaus durch häufiges Haarewaschen nicht abschrecken. Sie taucht bevorzugt dort auf, wo sich viele Menschen auf engem Raum befinden und breitet sich epidemieartig aus. Besonders beliebte Tummelplätze der Pediculus humanus capitis sind deswegen Schulen, Kindergärten und Indoor-Spielhallen, aber auch Büros, öffentliche Verkehrsmittel und der Frisör. In Spanien taucht sie vor allem in den kalten Wintermonaten auf, weil sie auf dem Kopf der Kinder ein warmes Zuhause findet.

Kopfläuse ernähren sich von menschlichen Blut, das sie nach einem, den Juckreiz auslösenden, Stich aus der Kopfhaut saugen. Lausweibchen legen täglich mehrere Eier. Diese befinden sich in durchsichtigen Hüllen, die am Haaransatz festkleben und Nissen genannt werden. Aus den Eiern schlüpfen binnen sieben Tagen Larven. Danach werden die Nissen heller und (bei dunklen Haaren) besser sichtbar. Mit dem Haarwachstum entfernen sie sich ca. einen cm pro Monat von der Kopfhaut und können noch Monate nach erfolgreicher Behandlung am Haar kleben. Nissen, die weiter als einen cm von der Kopfhaut entfernt sind, sind immer leer. Da die gesamte Generation vom Ei bis zum geschlechtreifen Tier 25 Tage beträgt, kann sich die Population auf dem Kopf schnell verzehnfachen.

Kopfläuse werden in der Regel bei direktem Kontakt von Kopf zu Kopf übertragen, der indirekte Weg über gemeinsam benutzte Kämme, Bürsten und Textilien ist die Ausnahme, da Kopfläuse alle zwei bis drei Stunden auf eine Blutmahlzeit angewiesen sind. Erhalten sie diese nicht, trocknen sie aus und sterben spätestens nach 55 Stunden ab. Kopfläuse können weder springen noch fliegen, sondern lediglich langsam krabbeln.

Die erfolgreiche Bekämpfung wird dadurch erschwert, das die diesbezüglichen Informationen zum Teil sehr unterschiedlich sind. Hinzu kommt, das es eine sehr große Auswahl an Produkten gibt, deren Wirksamkeit aber stark variiert. Fest steht, das man die Widerstandskraft der Tiere nicht unterschätzen sollte und eine chemische Behandlung nur in Verbindung mit gründlicher und wiederholter mechanischer Auskämmung von Larven und Läusen mit Hilfe eines engmaschigen Nissenkammes (erhältlich in Supermärkten und Apotheken) erfolgen sollte.

Findet man lebende Läuse, sind Hausmittel wie insektizidfreie Mittel, Heißlufthauben, Sauna oder Essigessenzen unzuverlässig. Unbedingt zu beachten ist, das gut wirksame Läusemittel in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kleinkindern unter einem Jahr wenn überhaupt nur unter ärztlicher Anleitung benutzt werden sollten. Von diesen Fällen abgesehen, ist eine Eigenbehandlung gut möglich.
Die insektiziden Substanzen Permithrin und Pyrethrum aus der Gruppe der Pyrethroide gewährleisten bei korrekter Anwendung einen Behandlungserfolg. Ursprünglich wurden diese zwei Wirkstoffe aus der Chrysantheme gewonnen, anschließend chemisch abgewandelt, um die biologische Aktivität zu erhöhen. Bei den unterschiedlichen Handelsprodukten handelt sich in der Regel um Variationen, beziehungsweise unterschiedliche Mischungen mit Lösungs- oder Haftmitteln von der selben Wirkstoffklasse.

Arzneimittel mit Pyrethrum und Pyrethroiden wurden klinisch getestet und gelten daher bei bestimmungsgemäßem Gebrauch als sicher. Je zahlreicher und je weniger genau definiert aber die Inhaltsstoffe sind, desto größer ist das Nebenwirkungsrisiko (unter anderem allergische Reaktionen). Die häufigste Nebenwirkung ist Juckreiz und Brennen der Kopfhaut. Sehr selten kommt es zu Übelkeit und Kopfschmerzen.
Eine Alternative stellt ein in Apotheken erhältliches und rein physikalisch durch Ersticken wirkendes Silikonöl dar.

Während im Selbstversuch diverse Mittel aus der Apotheke mit dem Wirkstoff Permetrina (12 bis 15 Euro) erfolglos blieben, erwies sich die in der Supermarktkette Mercadona angebotene Al Cole Kombination aus Lotion und Shampoo (zusammen 5 Euro) als sehr wirksam. Trotz der kinderfreundlichen Verpackung ist aber auf jeden Fall darauf zu achten, das die Lotion nicht ins Gesicht oder die Augen läuft. Aufgrund des hohen Alkoholanteils brennt sie erheblich! Finden sich nach der Behandlung tote ausgewachsene Läuse im Becken oder der Wanne kann man davon ausgehen, dass sie erfolgreich war. Unbedingt notwendig bleibt aber eine Wiederholung nach 8 bis 10 Tagen um sicher zu gehen, das auch keine der Nissen überlebt hat.

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