NEWS: Spaniens aktuelle Wirtschaftslage

24.03.2009 - Johanna Bister - Konrad Adenauer-Stiftung/Barcelona für Deutsche 

Bei der fortdauernden wirtschaftlichen Verschlechterung Spaniens ist noch kein Ende in Sicht. Im Gegenteil, allein im Februar stieg die Anzahl der Arbeitslosen um 154 058 auf 3 481 859 Millionen Menschen an und erreichte damit den schlechtesten Stand seit der statistischen Erfassung.

Als Folge dessen stiegen die staatlichen Sozialausgaben beträchtlich, während die Einnahmen stark sanken. Die Seguridad Social (spanische staatliche Sozialversicherung) muss innerhalb eines Jahres einen Verlust von 1 140 000 Beitragszahlern verkraften, dies entspricht 5,92 Prozent. Das Staatsdefizit Spaniens überstieg am Ende des letzten Jahres 3,8 Prozent des BIP.

Die hohe Verschuldung von Unternehmen und Familien, schwierige Kreditbedingungen, die enormen Umbrüche in der Immobilienbranche und die Einschränkungen für den Staat durch die Verschuldungsgrenze von 3,0 Prozent des BIP fördern außerdem ein weiteres Absinken der spanischen Wirtschaft. Mittlerweile beginnt die Krise sich auf alle Wirtschaftsbereiche auszuwirken. Besonders betroffen ist die Industrie, der Dienstleistungsbereich und der Einzelhandel. Der Monat Februar wird in Spanien in der Regel als ein guter Monat für die Bauindustrie bezeichnet. Ein weiterer Rückgang an Aufträgen im Februar innerhalb dieser Branche lässt darauf schließen, dass die Krise in Spaniens Bauindustrie noch nicht ihren tiefsten Punkt erreicht hat.

Die Rezession führt nebenbei zu einem größeren Vertrauensverlust in die Vorhersagen der Wirtschaftsexperten. Im November hatten diese noch eine Abnahme des Wirtschaftswachstums von 1,0 Prozent des BIP für dieses Jahr vorhergesagt. Jetzt liegen die Prognosen bei 2,8 Prozent für dieses Jahr, der schlechteste Wert seit 70 Jahren. Zieht man zudem noch das Staatsdefizit von 7,2 Prozent in Betracht, wird die Zahl der Arbeitslosen laut Prognosen bis zum Jahr 2010 auf 4,5 Millionen Menschen ansteigen.

Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage hält die Regierung an der Beteuerung fest, dass die Zahl der Arbeitslosen nicht auf vier Millionen Menschen ansteigen wird. Eine Studie von der BBVA (Banco Bilbao Vizcaya Argentaria) prognostiziert für dieses Jahr einen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 17,7 Prozent und für das Jahr 2010 einen Zuwachs auf bis zu 20 Prozent.

Die Regierung rechnet für das laufende Jahr mit einem steuerlichen Einkommen von 25 700 Millionen, was 2,3 Prozent des BIP entspricht. Einen Teil dieses Betrages möchte die Regierung für das Defizit der öffentlichen Verwaltung verwenden.
Prognosen sehen ein weiteres Absinken der spanischen Wirtschaft bis zum Ende diesen Jahres voraus. Erst dann sei eine leichte Erholung in Sicht. Für das Jahr 2010 wird ein weiterer Rückgang von Spaniens BIP um 0,3 Prozent prognostiziert.

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