NEWS: Spanien setzt auf Sicherheit im Netz

22.02.2010 - Annika Hardtke 

Das Internet ist heute aus dem Berufs- und Privatleben nicht mehr wegzudenken, doch entsteht durch das Eindringen des virtuellen Netzes in alle Lebensbereiche eine zunehmende Abhängigkeit von Informationen. Die heutige Gesellschaft wird dadurch immer verletzbarer und transparenter, was sie oft zum Opfer von kriminellen Machenschaften werden lässt. Die Sicherheit beim Surfen im Internet und das Vertrauen der User sind aus diesen Gründen enorm wichtig.

Im Rahmen der spanischen EU-Ratspräsidentschaft fand die Konferenz „Trust IS (Trust in the Information Society)“/ „La Confianza en la Sociedad de la Información“ statt. Das Hauptziel war dabei, die „European digital Agenda“ (Agenda digital europea) voranzubringen. Diese beinhaltet die Schaffung eines EU-weiten Online-Markts, der es ermöglichen soll, grenzüberschreitend Informationen und Services für EU-Bürger anzubieten, wie z.B. eBusiness und eGovernance. Später soll dieses Konzept auch über die Grenzen der EU hinaus Anwendung finden. Um den gemeinsamen Rahmen für das Vorhaben zu schaffen, sind jedoch zunächst die Verbesserung der Sicherheit im Internet und somit die Förderung des Vertrauens der Nutzer (auf Neudeutsch: eTrust) unumgänglich. Dafür unterhält die EU momentan Forschungsprojekte im Wert von 110 Millionen Euro.

Ein wichtiger Schritt zur Schaffung von mehr Sicherheit im Internet ist laut der EU und der spanischen Regierung die flächendeckende Einführung des elektronischen Personalausweises. Die neue Dokumentengeneration soll die herkömmlichen Anwendungen des Ausweises um elektronische Funktionen in der ganzen Europäischen Union ergänzen. Die Daten, die heute optisch vom Dokument ablesbar sind, werden in einem Ausweis-Chip gespeichert. Damit können sich die Ausweisinhaber im Internet elektronisch ausweisen – sowohl gegenüber Behörden im E-Government als auch gegenüber privatwirtschaftlichen Dienstleistungsanbietern, beispielsweise beim Online-Shopping, Online-Banking oder beim Online-Kauf von Tickets. Gleichzeitig erhält der Ausweisinhaber über ein Zertifikat die Bestätigung, dass die von ihm aufgerufene Website auch dazu berechtigt ist, seine Daten abzufragen.

Spanien sieht sich in diesem Bereich als einer der Vorreiter in der EU. Bereits 19,3 Prozent der Spanier verfügen über einen „DNI electrónico“. Mithilfe eines Lesegerätes können sie sich von zuhause einloggen und z.B. Dokumente direkt auf den Websites von spanischen Ämtern beantragen. Auf diese Weise werden zudem der Verwaltungsaufwand und lange Warteschlangen in Behörden reduziert bzw. vermieden. In Deutschland ist diese Entwicklung noch nicht besonders weit vorangeschritten. Derzeit läuft ein Pilotprojekt, die flächendeckende Einführung des elektronischen Personalausweises soll laut Innenministerium im November dieses Jahres beginnen.

Die Konferenz in León wurde von INTECO (Instituto Nacional de Tecnologías de la Comunicación) mitorganisiert. Die seit 2005 bestehende staatliche Institution hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Internet für Bürger und Unternehmen sicherer zu machen. User können auf www.inteco.es z.B. kostenlos Anti-Viren Software heraunterladen oder sich für einen Newsletter anmelden, der regelmässig vor neuen Viren und Trojanern warnt. Außerdem unterhält die Organisation das OSI.es (Oficina de Seguridad del Internauta), das jeder Internetnutzer bei Problemen oder Auffälligkeiten auf seinem PC konsultieren kann. In Deutschland gibt es eine ähnliche Anlaufstelle, die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik betrieben wird (www.bsi-fuer-buerger.de). INTECO widmet sich zudem der wachsenden Beliebtheit und Nutzung von sozialen Netzwerken wie Facebook in Spanien. Derzeit läuft eine Kampagne, die für den vorsichtigen Umgang mit persönlichen Daten wirbt.

So gibt es besipielsweise kurze Videos (http://cert.inteco.es/cert/Notas_Actualidad/OSI_en_las_redes_sociales?postAction=getLatestInfo), die auf die Transparenz und Spuren, die man beim Surfen im Internet hinterlässt, aufmerksam machen. Auf diese Art versucht man gerade junge Internetuser zu mehr Vorsicht bei der Weitergabe und Veröffentlichung von persönlichen Daten zu bewegen.

Sicherlich reicht die 6-monatige EU-Ratspräsidentschaft nicht aus, um die ehrgeizigen Ziele der Spanier zu erreichen und um alle Sicherheitslücken im Internet zu schließen. Es bleibt Spanien dennoch zu wünschen, dass es gelingt in dieser kurzen Zeit, Impulse zu setzen und wichtige Maßnahmen zu initiieren, denn laut Francisco Ros, Gastgeber der Konferenz in León und Secretario de Estado de Telecomunicaciones y para la Sociedad de la Información, kann man es sich in Zeiten des voranschreitenden technologischen Fortschritts nicht erlauben, noch länger zu warten.

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