NEWS: Fluggesellschaft Spanair hat grosse Chance vertan

06.10.2011 - ARENA 

Nun hat die katalanische Airline Spanair also die Katze aus dem Sack gelassen: Im Winter wird es keine Flüge ab oder nach Girona geben und man konzentriert sich ausschliesslich auf den Standort Barcelona. Ob dies letztendlich von Erfolg getragen sein wird, darf bezweifelt werden, da es am Flughafen der katalanischen Hauptstadt ein Hauen und Stechen zwischen den grossen oder mittelgrossen Airlines gibt und Spanair muss sich dort unter anderem mit dem Marktführer Ryanair herumschlagen. Die Geschäftsführung der Iren hatte diese Woche schon verlauten lassen, dass Spanair einfach zu teuer und deshalb nur bedingt konkurrenzfähig sei – und die Verluste von mehr als 100 Millionen Euro nur im Jahr 2010 sollten diese Aussage bestätigen.

Spanair hatte die historische Chance – nach dem wahrscheinlichen Rückzug von Ryanair – in Girona unbestrittener Platzhirsch zu werden und anstatt sich in Barcelona in kleinen Konkurrenz-Scharmützeln aufzureiben, hätte man sich hier eine gesunde und wirtschaftlich gute Basis aufbauen können. Ryanair hatte alleine auf der Linie von Girona nach Madrid Auslastungen von mehr als achtzig Prozent und verdiente nach eigenen Angaben nicht schlecht daran. Und Spanair will errechnet haben, dass man auf der identischen Strecke zwischen ein und zwei Millionen Euro zubuttern muss? Da scheint der Taschenrechner falsche Zahlen ausgespuckt zu haben!
Oder liegt es einfach daran, dass die gesamte Logistik unzureichend und viel zu teuer ist und man es nicht versteht, mittels ausgeklügelter Systeme kostensparend zu arbeiten? Ryanair macht es doch vor, wie es geht.

Würde sich Spanair ab Girona auf die lukrativen Linien Richtung Britannien, Deutschland, Frankreich etc. konzentrieren, könnte man hier Lücken füllen, die Ryanair hinterlässt. Und wenn sogar am Anfang keine Millionen übrig bleiben, so könnte man doch im Laufe der Zeit eine Struktur aufbauen, die effizient und gewinnbringend ist – sogar vor dem Hintergrund, das ein Flug ein paar Euro mehr kostet als bei den Iren.

Sicher sind solche Überlegungen leicht auf das Papier zu bringen und niemand kennt die genauen Hintergründe, logistische Lösungen, Zielsetzungen und Zukunftsperspektiven von Spanair, aber die Logik und deren Nichtumsetzung geben zu denken.

Barcelona ist ohne Frage prestigeträchtiger und für die Aussendarstellung einer Airline enorm wichtig, aber als Gegenargument kann man anführen, dass Ryanair in den besten Jahren fünf Millionen Leute nach Girona geflogen hat und dies nicht nur aus Spass, sondern weil man damit Geld verdient hat – und dies tut Spanair seit Jahren nicht oder noch krasser: die Gesellschaft war noch nie in den schwarzen Zahlen. Aber man hat ja die Generalitat im Rücken, die nach Angaben des Wirtschaftsmagazins „Expansión“ direkt und indirekt 70 der Anteile von Spanair hält. Und da sind Schulden das kleinste Problem, da die Regierung letztendlich auch für Fehlleistungen zahlt oder vielmehr zahlen muss.

Bleiben wir bei dem Vergleich Ryanair und Spanair: die beiden Gesellschaften werden sicherlich nie dicke Freunde, da die Iren recht angesäuert darüber sind, wie die katalanische Gesellschaft unterstützt wird und man behauptet ja sogar, dass Spanair nur künstlich am Leben gehalten wird. Da Ryanair das Engagement in Barcelona verstärkt und extrem ausbaut und wenn man die Vermutung anstellt, dass teilweise die gleichen Ziele angesteuert werden wie die von Spanair, ist es leicht auszurechnen, wann die Katalanen wieder mit dem Rücken zur Wand stehen werden. Ryanair diktiert im Billigflugsegment die Preise und kann es sich sogar leisten, die Tickets unter Preis zu verkaufen, um einen lästigen Mitbewerber aus dem Rennen zu nehmen. Das Ende vom Lied wird sein, dass die irischen Maschinen prall gefüllt sein werden und die Stewardessen von Spanair den ein oder zwei Passagieren einen „First-Class-Service“ bieten können, da es sonst zu langweilig wird.

Und noch ein Punkt: was passiert, wenn die Start- und Landegebühren in Barcelona wie für das nächste Jahr geplant kräftig nach oben gehen? Kann Spanair dies dann noch auffangen? Die Flugpreise sind schon jetzt am oberen Limit und eine weitere Verteuerung würde wohl keine zusätzlichen Passagiere bringen.

Wie es scheint, hat man Chancen verpasst und ob die Planungen der Geschäftsführung korrekt waren, wird man wohl schon im nächsten Jahr sehen. Im Moment wäre es etwas leichtsinnig, Wetten auf ein positives Geschäftsergebnis von Spanair abzuschliessen.

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