NEWS: Fairer Handel boomt in Deutschland

15.12.2007 - Stefanie Claudia Müller 

Die Deutschen sind sehr kritisch, sie schauen auf den Preis und noch mehr auf die Qualität. Seit geraumer Zeit schauen sie auch immer mehr auf die Herkunft der Ware. Fair Trade ist ein sehr beliebtes Markensiegel geworden. Zwar sind diese Produkte, die zu einem fairen Preis angeboten werden und aus lokalen Produktionen in Afrika, Lateinamerika und Asien kommen, teurer. “Aber es scheint, dass den Leuten das gute Gewissen dieser Preis wert ist”, sagt Astrid Ohletz, Sprecherin der deutschen Handelskette Rewe, die inwischen zahlreiche Fair Trade-Produkte im Sortiment hat. Kaufhausketten wie Karstadt verkaufen bereits seit Jahren sozial- und umweltverträgliche Waren. 

Rewe bietet neben dem bereits seit langem in Deutschland etablierten Fair Trade-Kaffee auch Blumen an, die aus Entwicklungsländern unter sozialverträglichen Bedingungen importiert wurden. Im ersten Halbjahr 2007 ist jedoch vor allem der Umsatz mit fair gehandelten Bananen angestiegen, um ganze 36 Prozent. Ebenfalls stark im Kommen ist Bio-Baumwolle, fair gehandelte Textilien. In Deutschland haben sich in zahlreichen Städten Vereine gegründet, die gegen den Trend der Globalisierung den fairen Handel und ihre Produzenten unterstützen. So gibt es in Köln den Verein zur Förderung des Fairen Handels “TransFair”, der ein eigenes Siegel herausgegeben hat, Fairtrade. In 2007 wurden die Standards für den Erwerb dieses Siegels international vereinheitlicht. 

Das FairTrade-Siegel wurde bereits 1992 in Deutschland eingeführt und wird inzwischen auch von Hotels und der Gastronomie benutzt wird. Es steht für faire Preise an die Produzenten, langfristige Handelsbeziehungen mit den Produzentenländern, soziale Arbeitsbedingungen und Umweltverträglichkeit. Rund um den Globus profitieren von dem Siegel 569 Bauernkooperationen und Plantagen.
Im vergangen Jahr sprang auch der deutsche Hard-Discounter Lidl auf den Zug der Nachhaltigkeit auf. 

Vor allem wegen dieses Massenmarktes stieg im ersten Halbjahr 2007 der Absatz fair gehandelter Produkte in Deutschland um 37 Prozent. Das Geschäft läuft so gut, dass jetzt sogar Fair Trade-Kondome auf den Markt gekommen sind. Die Latexproduzenten erhalten von dem Preis eine Prämie, die zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen verwendet werden muss. Die Hersteller müssen sich wie bei alle Fair Trade-Produkten verpflichten, dass sie keine Kinder arbeiten lassen, ihre Mitarbeiter gerecht bezahlen und sie in guten Bedingungen arbeiten.
 
Auch in Spanien wächst das Bewusstsein für fair gehandelte Produkte. In den vergangenen Jahren wuchs der Absatz zweistellig, aber es gibt kaum Supermarktketten, die ein eigenes Sortiment anbieten. Es sind eher speziell auf Ökologie ausgerichtete Läden, die solche Produkte anbieten. In Barcelona zum Beispiel bekommt man Fairtrade-Produkte bei Veritas oder bei Mapu Productos Ecologicos in der C/ Magdalenes 7, in Intermón-Oxfam-Läden, wie zum Beispiel den in Sant Cugat, in der C/ Enric granados.

Bisher kommt der Umsatz von gerecht bezahlten Produkten hierzulande gerade mal auf rund 14 Millionen Euro im Jahr. Im Vergleich zu Deutschland, wo bereits für 150 000 Millionen Euro fairTrade gekauft wird oder in Großbritannien, wo der Absatz bereits auf rund 300 000 Millionen Euro kommt, in den USA erreicht er sogar 350 Millionen Euro, ist das Konzept in Spanien noch kaum bekannt. 

Die spanischen Konsumenten sind noch markenbewusster, haben einen großen Nachholbedarf im Luxusbereich und sind wahrscheinlich durch weniger Reisen in ferne Länder nicht so informiert über die teilweise fatalen Folgen der Globalisierung für Entwicklungsländer. Denn durch die Vernetzung des Handels sowie die steigenden Ansprüche der Konsumenten, Obst und Gemüse das ganze Jahr immer frisch auf dem Teller zu haben, ist es für kleine afrikanische, asiatische oder lateinamerikanische Produzenten kaum noch möglich, Ware auf dem Weltmarkt abzusetzen und schon gar nicht zu einem für sie fairen Preis. 

Größter europäischer Importeur ist die von den Kirchen gegründete Organisation Gepa Fairhandelszentrum Nord. Auch die auf den gerechten Handel spezialisierten Läden, von denen es auch einige in Spanien gibt, erfahren in Deutschland einen enormen Aufschwung. “Letzendlich werden alle Konsumenten auf diesen Zug aufspringen. Niemand wird die Herkunft der Produkte ignorieren können, wenn der Trend der fair gehandelten Produkte weiter wächst”, sagt Nico Stehr, Professor für Kulturwissenschaftler an der Zepplin-Universität Friedrichshafen. 

Mehr Info:
TransFair
Tel.: 0049 221 9420400
www.transfair.org

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