NEWS: Barcelona – Spaniens Bio-Hauptstadt

10.12.2012 - Mona Hafez / Barcelona für Deutsche 

In Europa stieg in den letzten Jahren die Nachfrage nach Bioprodukten, das führt in Spanien zu einer größeren Anzahl an Biobetrieben und ökologischer Anbaufläche. Der ökologische Anbau ist in Spanien aufgrund der vorteilhaften geografischen Lage weit verbreitet, jedoch ist der innerspanische Konsum von Bioprodukten nach wie vor gering, erfreut sich aber wachsender Beliebtheit. Ein Grund dafür sind die hohen Preisunterschiede für Bioprodukte, die zwischen 30 und 100 über denen für konventionelle Produkte liegen.
Trotzdem gibt es besonders in Katalonien immer mehr Ökobetriebe, da die Nachfrage im Ausland kontinuierlich wächst. Etwa 80 des in Spanien erzeugten Biogetreides wird ins europäische Ausland exportiert, vorrangig nach Deutschland. 2005 war Katalonien die Region mit den meisten Biohöfen, wurde aber mittlerweile von Andalusien abgelöst. Besonders Obst, Gemüse, Pasta, Reis und Fleisch werden zunehmend in Bioqualität angebaut. Diese Erzeugnisse werden hauptsächlich in den großen Supermärkten, in Naturkostläden und Delikatessengeschäften angeboten. Barcelona gilt als inoffizielle Biohauptstadt Spaniens, was sich nicht zuletzt an der steigenden Anzahl vegetarischer und veganer Restaurants, sowie einer Vielzahl an Biogeschäften zeigt.

Die Akzeptanz für Bio-Produkte wächst

In Spanien wird den gemeinsamen Mahlzeiten viel Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet und ist ein wesentlicher Bestandteil spanischer Lebenskultur. Ausgewogene Ernährung gilt als Garant für ein gesundes, langes und bewusstes Leben.
Daher hat gesundes Essen auch in Katalonien einen hohen Stellenwert. Die katalanische Regionalküche ist typisch mediterran. Viele Rezepte basieren auf frischem Obst und Gemüse. In Barcelona hat sich ausgehend davon in den letzten Jahren die Zahl vegetarischer Restaurants vergrößert. Ein weiterer Grund für das wachsende Interesse an Bio-Produkten ist ein Regierungsprogramm, wonach vermehrt Bio-Lebensmittel in Schulkantinen angeboten werden.
Die Bio-Gemeinde in Barcelona wächst stetig, deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Barcelona Veranstaltungsort für eine der größten Messen für Bio-Produkte ist. Seit vielen Jahren findet im Palau Sant Jordi die bioCultura statt, die bedeutendste spanische Messe für Bio-Produkte. Auf der Messe werden Bio-Produkte aller Sparten angeboten. Neben Biotextilien, Biomöbeln, regenerativen Energieformen, nachhaltigen Tourismuskonzepten, Agrotourismus, Biospielzeugen, Büchern und Zeitschriften rund um das Thema Bio und Biokosmetik werden hauptsächlich die vielfältigen biologisch angebauten Lebensmitteln präsentiert. Mit über 80.000 Besuchern und mehr als 700 Ausstellern ist die bioCultura eine der bedeutendsten Lebensmittelmessen weltweit. Die Organisatoren verfolgen einerseits das Ziel den Messebesuchern die Neuerungen auf dem Bio-Markt zu präsentieren und andererseits wollen sie ein Bewusstsein für verantwortungsvolles Konsumverhalten vermitteln. Weltweit steht Spanien auf Platz neun der Produzenten ökologisch angebauter Lebensmittel. Dieser vordere Rang steht im Gegensatz zum nationalen Konsumverhalten. Deshalb ist es ein Ziel der bioCultura auch den innerstaatlichen und regionalen Absatz anzukurbeln.
Als im Jahr 2011 der EHEC-Skandal die spanische Lebensmittelindustrie erschütterte, war dies der Anstoß für die Bio-Bewegung, verstärkt für ihre Produkte zu werben. Angeblich wurden auf Gurken aus südspanischen Großbetrieben die tödlichen EHEC-Keime gefunden. Obwohl sich die Behauptungen als falsch herausstellten, erlitten die spanischen Landwirte enorme wirtschaftliche Schäden und die Lebensmittelindustrie leidet bis heute unter ihrem schlechten Image. Um das Image des spanischen Gemüses aufzupolieren, wurden in der Folge EU-Kampagnen gestartet, die für spanisches Gemüse werben. Im Zuge dieser Kampagne eröffneten in Barcelona zahlreiche Restaurants, die sich der Slow-Food-Bewegung verschreiben, die ebenfalls von der EU unterstützt wird.

Slow-Food in Barcelona

Slow-Food ist ein Begriff, der von einer gleichnamigen italienischen Organisation als Ausdruck für genussvolles, bewusstes und regionales Essen verwendet wird. Slow-Food ist der Gegenbegriff zum Fast-Food. Die Idee hinter der Slow-Food-Bewegung ist die Erhaltung der regionalen Küche mit heimischen, pflanzlichen und tierischen Produkten aus lokaler Produktion. Das Ziel ist eine Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe und Märkte.
In Barcelona ist die Slow-Food-Bewegung sehr beliebt. In fast jedem Stadtteil findet beinahe täglich ein Markt statt, auf dem die heimische Bevölkerung ihre Wocheneinkäufe tätigt. Darüber hinaus gibt es eine wachsende Zahl an Slow-Food-Restaurants. Einige empfehlenswerte befinden sich rund um den Placa George Orwell im Barrio Gótico. Zum Beispiel bietet die spanische Restaurantkette UDON japanische Nudelgerichte in einer entspannten Atmosphäre an. Die einzelnen Filialen sind nach dem japanischen Feng-Shui-Prinzip eingerichtet – durch eine besondere Gestaltung des Raums soll eine Harmonisierung des Menschen mit seiner Umgebung geschaffen werden. Im Barrio El Borne gibt es ein Bio-Restaurant, welches internationale Küche anbietet. Das besondere Konzept ist, dass die Bewohner des Borne mit Migrationshintergrund selber hinter dem Herd stehen und nur regionale Produkte für die Zubereitung der Gerichte verwenden. Eine der beliebtesten Bäckereien in Barcelona ist BarcelonaReykjavik. Diese Bäckerei bietet verschiedenste Brot- und Gebäcksorten an, die alle aus traditionellen Getreidesorten ohne künstliche Zusatzstoffe hergestellt sind.
Es bleibt festzuhalten, dass sich bei den Bewohnern Barcelonas ein neues Bewusstsein für sich selber und die Umwelt entwickelt hat. Bio und Slow-Food liegen voll im Trend und werden sich auch in Zukunft wachsender Beliebtheit erfreuen.

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