NEWS: Autobahngebühren in Katalonien steigen um 4,16 Prozent

07.01.2008 - Anuschka Seifert 

Martorell. Morgens 7.30 Uhr. Die Winzerin Alicia aus Vilafranca del Penedès steht in dieser Woche schon zum dritten Mal auf dem Weg ins Büro vor der Mautstation von Martorell im Stau. „Das ist total verlorene Zeit, auch wenn ich Catalunya Ràdio (www.catradio.cat) höre", die 35-jährige Jungunternehmerin und schimpft gleich weiter: „Die Generalitat hat gerade die Mautgebühren um 4,16 Prozent angehoben, im restlichen Spanien sind es nur 2,53 Prozent. Und für das Schneckentempo auf der Autobahn muss ich auch noch 3,30 Euro zahlen. Das ist Betrug“.

Alicia braucht mehr als zwei Stunden für die Strecke von knapp 60 Kilometern, die außerhalb der Stoßzeiten in weniger als 45 Minuten zurückgelegt werden kann. „Nie wieder werde ich um diese Uhrzeit auf der Autobahn AP-7 nach Barcelona fahren. Ich werde mir einen Weg auf der Landstraße suchen“, schwört sie sich heute zum Tausendsten Mal und schüttelt wütend ihre schwarzen Locken.

Doch auch wenn der allmorgendliche Verkehr dahinkriecht, den Stau vor Barcelona wird Alicia nicht umgehen können. Auch nicht, indem sie Fern- oder Landstraßen benutzt, denn selbst dort haben Autofahrer keine freie Fahrt. Auch die Alternativrouten sind dicht.

Trotz hoher Mautkosten und Stau auf den Autobahnen um Barcelona, lohnt sich das Ausweichen auf gebührenfreie Nebenstrecken unter dem Strich nicht. Noch längere Fahrstrecken und Fahrzeiten erhöhen sofort die Spritkosten und zehren so das vermeintlich gesparte Geld sofort auf.

Auch das Vertrauen in Navigationssysteme sollte sich in Grenzen halten. Zwar sollen sie ihren Wert beweisen, indem sie zum Umfahren raten. Doch Verlass ist darauf nicht. Die Datenlage der Geräte zum nachgeordneten Verkehrsnetz ist keineswegs perfekt. Einmal auf der Autobahn gilt nach Aussagen von Stauforschern „Durchhalten statt Ausweichen“, so kommt man letztendlich am schnellsten an.

So zeitraubend und ärgerlich das Stop- und Go-Fahren vor Barcelona auch ist, es lenkt die Aufmerksamkeit auf Konzepte, die zukünftige Lösungen für Verkehrs- und Umweltprobleme bieten. Das könnten zum Beispiel Pendlernetze sein. Man muss nicht allein im Auto fahren, und Mitfahrgelegenheiten könnten im Internet angeboten werden, selbstorganisiert oder von der Stadtverwaltung Barcelonas, die beispielsweise eine Website mit Mitfahrgelegenheiten als Bürgerservice anbieten könnte.

Eine weitere Hilfe für Barcelona-Pendler, die für ihren täglichen Arbeitsweg normalerweise die Autobahn benutzen müssen, sind öffentliche Verkehrsmittel. Zum Beispiel die spanische Bahn, www.renfe.es, oder die katalanischen Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya, www.fgc.net . Wer dennoch auf das eigene Auto angewiesen ist, kann versuchen, Termine außerhalb der Stoßzeiten zu legen oder überlegen, wie man die Stoßzeiten sinnvoll umgehen kann, indem man antizyklisch plant und fährt.

„Eigentlich hätte ich ja auch ein bisschen früher nach Barcelona fahren können“, meint Alicia plötzlich. „Anstatt hier im Stau zu stehen, könnte ich jetzt am Strand joggen oder im Sportzentrum Aufbautraining machen. Ich würde etwas für meine Gesundheit tun und wäre obendrein noch vor meiner Sekretärin im Büro, so wie sich das gehört. „Sie lacht über ihren Spontaneinfall und meint noch: „Und ich werde mir endlich einen Teletac Via T besorgen. Da spare ich nicht nur Geld, ich komme schneller als der Wind durch die Mautstation.“

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