28.08.2017 - Elisabeth Pranter - MfD & BfD
Unter der Crisis 1917 versteht man eine Reihe von Begebenheiten, die sich im Sommer 1917 in Spanien ereigneten. Dem Krisenjahr, das durch die Gründung von Gewerkschaften, Streiks und politische Unruhen geprägt war, folgten weitere problematische Jahre. La Crisis 1917 ist historisch gesehen Teil der Crisis de la Restauración, die bereits 1902 begann und erst 1923 mit dem Beginn der Militärdiktatur unter General Miguel Primo de Rivera endete.
Wirtschaftsaufschwung auf Kosten der Arbeiter
Spanien erlebte während des 1. Weltkriegs zunächst einen wirtschaftlichen Aufschwung: Dass Spanien nicht an dem Krieg teilnahm, sondern eine neutrale Rolle einnahm, kurbelte die Wirtschaft an. Die Exportraten der in Spanien produzierten Güter explodierte. Doch nicht alle profitierten von dem Wirtschaftswachstum. Während der Reichtum großer, bürgerlicher Familien wuchs, litt die Bevölkerung:
Denn obwohl die Lebenserhaltungskosten im Verlauf des Krieges um 40 Prozent anstiegen, wurden die Löhne der Arbeiter nicht erhöht. Zudem blieben durch den Exportexzess nicht mehr genügend Waren für die eigene Bevölkerung, denen es an in Folge an vielem fehlte.
Doch nicht nur Arbeiter und Bauern sahen sich in ihrer Existenz bedroht, auch beim Heer wuchs die Unzufriedenheit. Auf 80 000 Soldaten kamen 16 000 Offiziere, die Löhne der Soldaten waren niedrig. Anfang 1917 bildeten sich zunächst in Katalonien, dann in ganz Spanien, die Juntas de Defensa, eine Art militärische Gewerkschaft, die Lösungen für die Probleme des Heers forderte.
Instabile politische Lage
Auch das politische System, das 40 Jahre lang funktioniert hatte, geriet ins Wanken: Die liberale und eine konservative Partei, die sich an der Regierungsspitze abwechselten, waren durch interne Querelen geschwächt. Im Juli 1917 fand in Barcelona eine groß angelegte Versammlung der politischen Bewegung Asamblea de Parlamentarios (mit Sozialisten, Republikanern und Reformisten) statt, die einen politischen Wandel forderten: Sie wollten eine Reform der Konstitution, die die Autonomie der einzelnen Regionen erlaubte, und eine Regierungsform, bei der alle politischen Gruppierungen eingebunden waren. Doch die Versammlung wurde von der Regierung aufgelöst.
Generalstreik und die gescheiterte Revolte
Im August 1917 riefen die sozialistische Gewerkschaft UGT und die sozialistische Arbeiterpartei PSOE den Huelga general revolucionaria aus, einen Generalstreik. Hintergrund waren die wirtschaftlichen Probleme der Arbeiterklasse; das Ziel ein politischer Umsturz, mit der Absicht, die Monarchie abzuschaffen und eine neue, provisorische Regierung mit einem reformierten System zu errichten. Obwohl sich der Streik rasch ausbreitete, wurde der Aufstand schlussendlich blutig niedergeschlagen – er endete mit 80 Toten, 150 Verletzten und 2000 Festnahmen. Denn entgegen der Erwartungen der Streikführer stellte sich das Militär gegen die Streikenden, anstatt sich ihnen wie erhofft anzuschließen.
Im Herbst 1917 schließlich erreichte die Inhaftierten die Nachricht, dass die Revolution der Bolschewiken in Russland geglückt war. Gleichzeitig wurde die politische Lage in Spanien immer instabiler, König Alfonso XIII versuchte, das Ruder mit der Bildung einer neuen, nationalen Unionsregierung herumzureißen. Doch schon nach neun Monaten zerfiel auch diese Regierung, zeitgleich mit dem Ende des 1. Weltkrieges.
Krisen ohne Ende
Das Krisenjahr 1917 war gefolgt von einer Reihe weiterer schwieriger Jahre geprägt von Terror, Streiks und militärischer Niederlagen: Ab 1917 entwickelte sich der Pistolerismo, eine Praxis, bei der Firmen Auftragskiller engagierten, um Gewerkschafter zu ermorden – hunderte Arbeiter fielen diesem Terror zum Opfer. 1919 fand ein weiterer großer Streik (Huelga de La Canadiense) statt, der Barcelona für 44 Tage lahmlegte – und dazu führte, dass der 8-Stunden-Tag in Spanien als einem der ersten Länder eingeführt wurde. Im März 1921 ermordeten Anarchisten den spanischen Präsidenten Eduardo Dato. In Marokko erlitt das spanische Heer katastrophale Verluste, binnen kurzer Zeit fielen 12 000 Soldaten, eine Million wurde gefangen genommen. All das spitzte die angespannte Lage in Spanien weiter zu, bis der Staatskrise 1923 schließlich eine Militärdiktatur unter General Miguel Primo de Rivera folgte.
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