HINTERGRUND: Wasserpreis wird steigen

14.07.2007 - Stefanie Müller 

Auch wenn das Wetter in diesem Jahr in Spanien Kapriolen schlägt: "Die Iberische Halbinsel befindet sich weiterhin in einigen Regionen in einer Dürrephase, die schon im Jahr 2004 begonnen hat", warnt die Umweltministerin Cristina Narbona. Seit 70 Jahren hat Spanien nicht mehr eine solche Trockenheitsperiode erlebt. Noch dramatischer ist die Situation des kleineren Nachbarn Portugal, wo es in den vergangenen Monaten weniger geregnet hat. 

Gemäß der europäischen Raumfahrtagentur ESA gehört das Land neben der Türkei und Italien bereits zu den Regionen in Europa, wo die Trockenzonen am größten sind. Narbona fordert angesichts dieser Situation internationale Unterstützung. WWF-Wasserspezialist Guido Schmidt glaubt jedoch, dass die spanische Regierung erst einmal beginnen sollte, den eigenen Kurs zu ändern: "Es ist ein tödlicher Kreislauf, dass die weitgehend unrentable Landwirtschaft hier immer noch so subventioniert wird. Statt weniger wasserkonsumierende Pflanzen anzubauen, wird immer noch massiv auf Reis, Rote Beete und Baumwolle gesetzt." 

Für den WWF sind die Bauern und die Regierung die Hauptschuldigen für die wachsende Trockenheit auf der Iberischen Halbinsel, "und nicht der Massentourismus und auch nicht der Klimawandel wie viele uns einreden wollen", sagt Schmidt. Mehr als 80 Prozent des Wassers in Spanien verbraucht die Landwirtschaft. Die Region Levante bei Valencia, wo massiv Reis, Zitrusfrüchte und Oliven angebaut werden, ist deswegen heute die trockenste in Spanien, obwohl es hier im Durchschnitt mehr Niederschlag gibt als in Andalusien und die Nähe zum Meer gegeben ist. 

Schmidt schlägt mehr Pragmatismus und höhere Investitionen in modernere Leitungssysteme statt Subventionen vor. Ein moderner Golfplatz schaffe unter Umständen mehr Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Nutzen als ein subventioniertes Reisfeld und verbrauche zudem weniger Wasser, wenn moderne Techniken angewendet würden. "Es muss umgedacht werden, nicht nur in Spanien", fordert auch David Botkin, Professor an der Universität von Kalifornien. Es sei falsch bei der Wasserknappheit, mit Emotionen und politischen Interessen zu spielen, wie es derzeit weltweit mit der globalen Erwärmung praktiziert werde: "Wir sollten rationaler werden und einfach schauen, dass wir die verschiedenen Interessen in Ausgleich bringen und bei der Wasserknappheit nicht nur an uns denken, sondern auch an die Erhaltung der Natur", sagt Botkin. Der Mensch brauche für sein Wohlbefinden Bäume und Parks in den Städten, auch wenn diese künstliche Bewässerung benötigten: "Eine Stadt ohne Grünfläche ist inhuman." Man müsse sich jedoch fragen, ob es Sinn mache, massiv Zitrusfrüchte anzubauen, die wie es derzeit in Spanien der Fall ist, eigentlich niemand kaufen will, weil es bereits ein Überangebot gäbe. Kritisiert wird auch wegen seiner schlechten Wasseraufbereitung. "Wir könnten noch viel mehr sparen, würden wir besser recyceln", sagt Angel Sampedro von der spanischen Universität Alfonso X El Sabio. 

Viele mittelgroße Städte auf der Iberischen Halbinsel verfügten immer noch nicht über eine funktionierende Kläranlage. In vielen Siedlungen würden Gärten mit Trinkwasser bewässert: "Das ist eine enorme Verschwendung." Nur wenige Haushalt verfügten über sparsame Klospülungen oder Waschmaschinen. Beim Nachbarn Italien ist die Situation noch dramatischer. Dort werden in den Haushalten täglich pro Kopf 237 Liter Wasser benötigt, in Spanien immerhin nur 164 Liter - vor 30 Jahren waren es noch täglich 400 Liter. In Deutschland, wo viel mehr Wasser zu Verfügung steht, liegt der Pro-Kopf-Verbrauch dagegen bei 128 Liter (siehe Tabelle). 

Mariano Blanco von dem spanischen Aufbereitungsunternehmen Aqualia kritisiert auch die in Südeuropa vergleichsweise niedrigen Preise: "In Madrid kostet ein Kubikmeter Wasser gerade mal 0,70 Cents, in Rom 0,25 Cents, in Berlin dagegen 1,75 Euro." Die Spanier empfänden Wasser als billig und gingen damit deswegen nicht sparsam um. Die von der Regierung im Rahmen des nationalen Wasser-Aktionsplan geplanten Preiserhöhungen werden schwierig werden, da gemäß einer Studie des spanischen Forschungsinstitut CIS 51 Prozent der Spanier weiter für subventioniertes Wasser sind und mehr als 20 Prozent sogar der Überzeugung sind, es sollte umsonst sein. Südeuropäer verschwenden Wasser Tab.1 Wasserverbrauch in europäischen Haushalten in Liter pro Kopf und Tag Italien 237 Spanien 164 Deutschland 128 Holland 125 Quelle: Spanisches Unternehmen Aqualia und Universität König Juan Carlos Billig-Wasser Tab.2 Wasserpreis ? / m³ im europäischen Vergleich Rom 0,25 Madrid 0,70 Lissabon 0,88 London 1,00 Brüssel 1,35 Kopenhagen 1,53 Berlin 1,75 Quelle: Spanisches Unternehmen Aqualia und Universität König Juan Carlos

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