HINTERGRUND: Die Karawanne zieht weiter

08.07.2011 - Stefanie Claudia Müller 

Sie sind alleine, eine Frau und wollen mal raus aus Madrid? Dann schauen sie doch mal bei caravanasdemujeres.com rein. Hier hat ein cleverer Spanier Frauen-Karawannen in spanische Dörfer organisiert, die seiner Meinung nach "vom Aussterben bedroht sind". Für nur 20 Euro kann Frau so eine schöne Busfahrt erleben und dann auch noch echte Kerle vom Land kennenlernen, gut essen und wird auch noch zum Tanz eingeladen.

Aber Achtung: Die meisten Mifahrerinnen kommen sehr angeheitert zu der alle zwei Monate samstags organisierten Fahrt ins Grüne. Sie wollen Vergnügen, dafür haben sie sich geschminkt, in Stimmung gebracht. Sie sind fast alle Lateinamerikanerinnen und haben tüchtig was zu bieten.

Zum Beispiel die temperamentvolle Venecia. Die üppige Frau aus der Dominikanischen Republik war eine der ersten, die 1995 mit der „Caravanas de mujeres“ von Madrid in die Dörfer gezogen ist, um einen „richtigen“ Mann kennenzulernen. Statt in einen Bauern oder Handwerker verliebte sich die Lateinamerikanerin jedoch direkt in den Organisator dieser illustren Fahrten, Manolo Gozalo, ein 55jähriger rundlicher Spanier mit gefärbten blonden Haaren. Er arbeitet im Versicherungssektor und sie ist Krankenschwester.

Auch beim heutigen Trip nach Cobos de Fuentidueña bei Segovia findet man kaum Spanierinnen. Rund 55 Frauen begleiten Manolo und Venecia, auch immer Journalisten; „Es gibt 8000 Gemeinden, die unter der Abwanderung in die Stadt leiden. Wir versuchen, sie alle zu besuchen“, sagt Manolo. Und das immer ohne Übernachtung. Es wird nonstop gefeiert und dann geht es wieder zurück nach Madrid. Er scheut keine Mühe, auch internationale Fernsehteams nach Spanien zu bringen, damit sie von diesen Fahrten berichten: „Das ganze soll ja auch dem Tourismus unseres Landes etwas bringen.“

Es ist wie eine Butterfahrt, allerdings a la española. Auf dem Hinweg gibt es Sangria und Tortilla, damit erst einmal Stimmung aufkommt. Seine volbusige Frau Venecia unterhält mit ihrer lauten Stimme die Junggesellinnen im Bus. Ihr Mann fährt mit seinem alten Opel Vectra vor, führt stolz seine Karawanne an. Los geht es immer von Madrid. Damit auch auf der Autobahn Frauen auf ihn aufmerksam werden, steht unter seinem Kofferraum in roten Buchstaben: „caravanasdemujeres.com.

Die Meute hitziger Frauen legt bei Ankunft im Dorf gleich die Kleider ab und springt mit Bikini in den Fluss. Manolo mit seinem weißen beleibten Körper auch. Auf seinen Opel Vectra hat er einen Verstärker gestellt und die Frauen beginnen zu tanzen und zu lachen.

Manolo ist nicht der einzige, der solche fast irrsinnigen Fahrten in Spanien organisiert. Aber er ist vielleicht einer der professionellsten. Er hat eine Vereinigung gegründet, die Asociación de caravanes de mujeres (ASOCAMU), wo die Junggesellinnen Mitglied werden können und dann per sms über neue Fahrten und Veranstaltungen informiert werden. „Sie können immer gerne Freundinnen mitbringen, gerne auch Spanierinnen“, sagt der Geschäftsmann. Er selber fährt nie ohne Venecia: "Das würde sonst komisch rüberkommen."

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