HINTERGRUND: Das Stierkampfverbot

05.04.2010 - Clementine Kügler 

Die Regionalregierungen von Madrid, Valencia und Murcia wollen den Stierkampf schützen, indem sie ihn per Dekret als ein „Gut von kulturellem Interesse“ (BIC) klassifizieren. Damit soll Diskussionen wie der im katalanischen Parlament vorgebeugt werden. In Barcelona entscheiden derzeit die Abgeordneten, ob der Stierkampf in Katalonien abgeschafft wird, wie es eine Bürgerinitiative mit 180 000 Unterschriften verlangt. 68,8 Prozent der Spanier sprechen sich laut einer Umfrage des Fernsehsenders La Sexta gegen ein Verbot aus.

Abgesehen von der Tatsache, dass bei der Anhörung von Fachleuten beider Seiten im Parlament dem nicht katalanischsprachigen Stierkämpfer und Züchter Joselito die Übersetzung ins Spanische verweigert wurde, was angesichts einer verfassungsmäßig garantierten Zweisprachigkeit eigentlich nicht vorkommen sollte, heizt die Debatte alle Gemüter an.

Als einzigartiges kulturelles Fest, ohne den es gar keine Kampfstiere mehr gäbe, die fünf Jahre lang in Freiheit auf den Weiden lebten, um dann ihrem Instinkt folgend zu sterben, verteidigt der Schriftsteller und Journalist Hermann Tertsch den Stierkampf, und hält den Gegnern vor, sie würden sich ja schließlich gerne den Bauch mit Butifarra vollschlagen, die unter unwürdigen Umständen gemästete und brutal geschlachtete Schweine liefern.

Sterben möchte der Stierkämpfer „El Vitri“, wenn man dieses Symbol der Kultur und Freiheit verböte. Gegen die Rechte der Menschheit verstöße ein Verbot, gegen eine alte Tradition, die gerade in Katalonien stark verankert wäre.
Der Philosophieprofessor der Universität Barcelona, Jesús Mosterín, entgegnete den Befürwortern der Tradition, dass auch die Beschneidungen weiblicher Genitalien als solche bezeichnet würden oder die Entführungen auf Sizilien.

Angesichts der Zensur von Kinofilmen unter Franco fuhren viele Spanier, um Filme zu sehen, in das tolerante Frankreich. Ob sie das nun tun müsste, wenn sie als Stierkampffan in Barcelona wohne, fragt sich die Schriftstellerin Natàlia Molero. Der Präsident der Bürgerplattform Ciutadans, Albert Rivera, befürchtet, dass nach dem Verbot der Stierkämpfe, wohl dann das Angeln und Fischen dran käme.

Wie auch immer die Entscheidung des katalanischen Regionalparlamentes ausfällt, dem spanischen Stierkampf steht ein schwieriges Jahr bevor. Die Regionen Andalusien und Extremadura, die Heimat der fünf Jahre lang friedlich grasenden Kampfstiere, haben einen harten Winter hinter sich mit außergewöhnlich vielen Regenfällen. Darunter leiden die Stiere: Die Hufe würden weich werden, weil die Tiere im Schlamm waten. Sie verlieren ihr Winterfell nicht, fressen nicht, weil das Futter matschig wird, und nehmen deshalb nicht an Gewicht zu. Den Aficionados, den Fans der ersten Stierkämpfe, könnte sich ein trauriges Bild bieten.

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