HINTERGRUND: Bread & Butter - von Berlin nach Barcelona

15.01.2008 - Julia Macher 

King Size lautet das selbstbewusste Leitmotiv der Modemesse Bread & Butter in diesem Jahr: Über tausend Modelabel werden an der Fira Barcelona zeigen, was in der kommenden Saison Trend sein wird in Klubs und Großstädten. Nach knapp 83 000 Besuchen im Januar 2007 sollen es in diesem Jahr noch ein paar mehr werden. „Tradeshow for selected brands“ nennt sich die Messe: Großfirmen wie Zara oder Mango sucht man hier vergebens; Bread & Butter versteht sich als internationale Plattform für urbane Mode jenseits des Massengeschmacks und verkauft nicht nur T-Shirts und Jeans, sondern in erster Linie ein Lebensgefühl – Life Style eben.

Zum sechsten Mal findet die Verkaufsshow in Barcelona statt; ursprünglich stammt das Konzept aus Deutschland. Erfunden hat es der Rheinländer Karl-Heinz Müller, der die Messe gemeinsam mit seinen Geschäftspartner 2003 von Köln nach Berlin gebracht hat, wo die Bread and Butter rasch zu einer der wichtigsten und größten Marketingplattformen der Modebranche wurde. Verzeichnete der Katalog noch im Winter 2003 230 Aussteller, so waren es zwei Jahre später bereits 650. Das Berliner Kabelwerk wurde zu eng, die Messe ging nach Barcelona. Ursprünglich sollte die deutsche Hauptstadt nicht nur als Firmensitz, sondern auch als Messestandort beibehalten werden. Sommer- sowie Wintermesse sollten jeweils sowohl in Barcelona wie auch in Berlin stattfinden. 

Doch das rechnete sich weder für Einkäufer noch für Aussteller, die jeweils doppelte Reisekosten in Kauf nehmen mussten. Die Besucherzahlen fielen in den Keller und die Macher mussten sich für einen Standort entscheiden. Den Ausschlag für Barcelona gaben vor allem die geographische Lage und die logistischen Möglichkeiten der Fira. Die weitläufigen Messehallen am Montjüic bieten genug Platz für die inzwischen über 1000 Aussteller aus aller Welt; bei der jetzigen Ausgabe werden erstmals auch in den Hallen 6 und 7 Stände aufgebaut. Dort gibt es unter anderem einen Vorgeschmack auf die Stoffmesse, die ab Juli 2008 fester Bestandteil der Bread & Butter sein wird. 

In der Fira können bei Bedarf Sektionen in benachbarte Gebäude ausgelagert werden und so nutzen Philipp Plein und Custo Barcelona dieser Tage die stuckverzierten Säle im katalanischen Nationalmuseum MNAC, um dort ihre Kollektionen zu präsentieren. Im Mies van der Rohe-Pavillon zeigt Pepe Jeans seine Modelinie „Andy Warhol Collection.“

Schätzungen zufolge bringen die Modetrendsetter und ihr Gefolge rund achtzig Millionen Euro in die Stadt. Dass die Fira Barcelona in den letzten zwei Jahren ihren Umsatz um zwanzig Prozent auf 128,5 Millionen Euro steigern konnte, führen Analysten auch auf die Bread & Butter zurück. Doch jenseits davon gibt es auch kritische Stimmen. Die stetigen Veränderungen haben kleinere Aussteller verunsichert. Viele Ein- und Verkäufer aus dem deutschsprachigen Raum trauern noch dem alten Standort hinterher. „Die meisten unserer Kunden kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz; für uns wäre es am einfachsten gewesen in Berlin zu bleiben,“ heißt es beispielsweise vom Schweizer Label Alprausch.

Mehr Info: 
Bread & Butter
Tradeshow for selected brands (16.  bis 18. Januar, Fira Barcelona)
Öffnungszeiten: jeweils 10 bis 19 Uhr

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