NEWS: Ist mein Geld in Spanien noch sicher?

06.06.2012 - Philipp Dyckerhoff 

Immer wieder fragen mich Leute, ob denn ihr Geld in Spanien noch sicher sei. Gerade nach dem ersten staatlichen Eingriff bei einer spanischen Bank am 9. Mai 2012 wird die Unruhe noch größer. Bei Bankia, der viertgrößten spanischen Bank mit über zehn Millionen Kunden, wurde der spanische Staat durch Umwandlung von 4,6 Milliarden Euro Schulden in Aktien der Bankia-Muttergesellschaft BFA größter Aktionär. BFA, zu der auch noch weitere Sparkassen gehören, hatte sich dieses Geld aus dem staatlichen Bankenrettungsfonds Frob geliehen.

Bankia ist wohl der größte Problemfall im spanischen Bankensektor bedingt durch die vielen kritischen Immobilienkredite. Bankia ist aus dem Zusammenschluss der Caja Madrid mit einer Reihe kleinerer Sparkassen hervorgegangen.

Die früher noch viel gelobten spanischen Banken haben wohl sehr viel mehr Probleme als bisher zugegeben. Sie haben zwar die erste Finanzkrise 2008 (scheinbar) recht gut überstanden, aber sie haben unter der eigenen, spanischen Immobilienblase zu „leiden“. Laut spanischer Regierung beläuft sich das Gesamtvolumen der Immobilienkredite spanischer Banken auf 320 Milliarden Euro. Davon werden mit 180 Milliarden Euro mittlerweile mehr als 50 als kritisch eingestuft. Ein wesentliches Problem ist es, dass die Immobilien, die ja selbst als Sicherheiten dienen, mit viel zu hohen Werten in den Büchern der Banken stehen und andererseits die Nachfrage nach Immobilien bei einem großen Überangebot und sinkender Kaufkraft der potentiellen Käufer auch mittelfristig wohl kaum auf die Beine kommen dürfte.

Das alles kann einem schon Angst einflössen. Wie die Euro-Zone in fünf oder zehn Jahren aussieht, kann niemand voraussehen. Politisch gewünscht ist der Euro, aber ist er wirklich volkswirtschaftlich sinnvoll? Werden den daran teilnehmenden Volkswirtschaften dadurch nicht die „Stellschrauben“ genommen, um Korrekturen durchzuführen? Können sehr unterschiedlich funktionierende Volkswirtschaften durch eine gemeinsame Währung auf Dauer zusammen gebunden werden? Wie kann in Gesellschaften, in denen das langfristige Denken nicht unbedingt ausgeprägt ist, das nachhaltige Wirtschaften funktionieren?

Wenn sich Freunde über Geld streiten, kann es sehr unangenehm werden. Leider streiten die befreundeten Euro-Länder immer mehr über Geld. Bleibt nur zu hoffen, dass der Euro, der eigentlich – idealerweise – die EU noch weiter zusammenschweißen sollte, nicht der Auslöser dafür wird, dass die EU-Länder sich – unabhängig von der Währung – weiter voneinander entfernen.

Zurück zu den eigenen Geldern, die sich in den meisten Fällen wohl in kleineren Größenordnungen bewegen als die oben genannten Zahlen. Es gibt sicherlich keine akute Gefahr, wenn man sein Geld bei spanischen Banken angelegt hat, also auch keinen Grund zur Panik. Im Falle des Konkurses einer Bank ist natürlich entscheidend, ob es sich z.B. um eine Aktiendepot handelt, das als Sondervermögen nicht Teil der Bilanz der Bank ist. Anders verhält es sich mit Bankeinlagen, also z.B. Tagesgeldern. Dieses Geld ist Teil der Konkursmasse, allerdings letztlich, zumindest theoretisch, bis zu gewissen Größenordungen durch staatliche Sicherungsmechanismen geschützt. Ob diese allerdings im „worst case“ noch funktionieren würden, ist fraglich. Andererseits würde der Staat bzw. sogar die EU wohl verhindern wollen, dass eine Bank tatsächlich Konkurs geht. Man hat ja bei Lehmann Brothers gesehen, was das für ein Chaos auslösen kann.

Generell ist es sicherlich sinnvoll, bei der eigenen Geldanlage auf verschiedene Pferde zu setzen: Diversifikation als Grundregel der Geldanlage gilt unverändert. Natürlich sollte man dabei einzelne Pferde auch mal tauschen, je nachdem, wie sich die Welt verändert. So spricht auch nichts dagegen, Geld in verschiedenen Ländern anzulegen. Generell dürfte es keinen Nachteil bedeuten, sein Geld nicht in Spanien anzulegen. Jeder, der in Spanien unbeschränkt steuerpflichtig ist, ist dies mit seinem so genannten Welteinkommen. Die Kapitalerträge, die man in anderen Ländern erzielt, muss man also ganz normal in Spanien versteuern. Das macht vielleicht im Einzelfall die Steuererklärung ein bisschen komplizierter, aber mehr auch nicht.

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