TIPP: Foster-Dokumentarfilm läuft in Spanien an

18.10.2010 - Stefanie Claudia Müller 

Dass Sir Norman Foster eigentlich aus einer armen Arbeiterfamilie in England kommt, dürfte nur einer der Überraschungen des gerade in Spanien angelaufenen Dokumentarfilms "How Much Does Your Building Weigh, Mr. Foster?" sein. Der Stararchitekt bewegt sich nicht nur wie ein gebürtiger Adliger durch sein durchgestyltes Büro, schon seit dem frühen Mannesalter geht er fast unnatürlich aufrecht und strotzt vor Selbstbewusstsein. Auch seine langgezogene Aussprache und die stilisierte Wortwahl läßt eine völlig andere Herkunft vermuten.

Umso beeindruckender ist der Aufstieg dieses genialen Architekten aus einer einfachen Familie zu einem weltweiten Guru. Mit den Millionen, die er jährlich verdient, hat er auch den Platz in der Gesellschaft gefunden, der ihm angeboren scheint: die britische High Society.

Seit seinem Bestehen hat das Büro Foster + Partners über 220 Auszeichnungen und lobende Erwähnungen für herausragende Leistungen erhalten und ist als Sieger aus 50 nationalen und internationalen Wettbewerben hervorgegangen. 1983 erhielt Norman Foster die Royal Gold Medal for Architecture des Royal Institute of British Architects (RIBA), 1994 die Goldmedaille des American Institute of Architects (AIA). Das französische Kultusministerium ernannte ihn 1994 zum Officier de l'Ordre des Arts et Lettres. In Großbritannien wurde er 1990 zum Ritter geschlagen und erhielt 1997 den Order of Merit. 1999 wurde Foster, der in dritter Ehe mit der spanischen Medizinerin und Verlegerin Elena Ochoa verheiratet ist, der 21. Pritzker Architecture Prize zuteil, und im selben Jahr ernannte man ihn zum Peer auf Lebenszeit mit dem Titel "Lord Foster of Thames Bank".

Aber es ist nicht so sehr seine Person, die fasziniert bei dem Film, der vor allem Architekten begeistern dürfte, sondern dass, was sein über die ganze Welt verlinktes Büro in den vergangenen Jahrzehntengeschaffen hat und wie dort Kulturen aus aller Welt zusammen arbeiten: in London, Madrid, Abu Dhabi, Hong Kong und New York. In Abu Dhabi baut diese Allianz der besten Designer und Architekten auf 6 Mio. Quadratmeter Masdar, die weltweit erste emissionsfreie Stadt, die unsere Gesellschaft komplett revolutionieren wird, sollte das Konzept von Foster + Partners aufgehen.

„How Much Does Your Building Weigh, Mr. Foster?" könnte man als Werbefilm für eines der renommiertesten Architekturbüros der Welt verstehen, allein die außerordentliche Kameraführung der spanischen Regisseure Carlos Carcas (co-director) und Norberto López Amado sowie die Filmmusik machen den Film zu mehr. Es ist auch ein Einblick in ein Unternehmen, das in 2009 153,8 Mio. Britische Pfund umsetzte. Vor wenigen Jahren waren es noch ein Drittel davon.

Mit dem schwindenden Einfluss des 75jährigen Genies scheinen die Einnahmen zu steigen. Und trotz seiner sozialen Ader, die Foster in dem Dokumentar-Film immer wieder präsentiert, sollte man nicht vergessen, dass der Chairman des Büros mit 1,7 Mio. Britischen Pfund im Jahr mit Abstand am meisten verdient bei Foster + Partners.

Aber das trübt die Reise durch Gebäude und ihre Entstehung wie zum Beispiel der Flughafen von Beijing Airport, der Reichstag, das Hearst Building in New York oder die höchste Brücke der Welt in in Millau in Frankreich nicht. Die außerordentliche Kameraführung lassen den Schöpfer noch kleiner erscheinen als er ist und seine Werke noch größer. Sie machen den Film zu einer visuellen Reise. Im Kopf bleiben diese faszinierenden Formen: Wendeltreppen, begehbare Dächer, Aus- und Tiefblicke und dieses Licht, mit dem Norman Foster spielt.

Der vor allem deswegen international preisgekrönte Dokumentarfilm startete in Barcelona in den Cines Verdi.

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