NUTZWERT: Das Studium in Spanien ist strukturierter

09.08.2007 - Friederike Müller 

Immer mehr Studenten sind sich bewusst, wie wichtig gute Fremdsprachenkenntnisse für ihre berufliche Zukunft sind. Spanisch nimmt mit über 380 Millionen Muttersprachlern auf dem globalen Arbeitsmarkt an Bedeutung zu. Es bietet sich also an, sein Studium teilweise oder auch ganz im Land der Sonne zu absolvieren. Wer den Sprung in eine neue akademische Welt wagt, sollte sich aber vorher nicht nur mit kulturellen Unterschieden befassen, sondern auch mit einem entsprechend anderen Hochschulsystem. Denn trotz Europäisierungstendenzen in der Hochschulwelt bleiben die Besonderheiten spanischer Hochschulmodelle und Lehrtraditionen erhalten. In Spanien gibt es über 70 staatliche, private, bzw. kirchliche Hochschuleinrichtungen. In Madrid sind es insgesamt 13, davon sind sechs staatlich. Alle Hochschultypen sind kostenpflichtig, wobei die Studiengebühren der öffentlichen Universitäten im internationalen Vergleich gering sind. Je nach Studiengang und Anzahl der besuchten Kurse, liegen sie zwischen 500 und 900 Euro pro Studienjahr. Die Tageszeitung El Mundo veröffentlicht jährlich ein landesweites Hochschulranking nach Fachbereichen auf http://aula.elmundo.es/aula/especiales/2007/50carreras/politicas.html Den ersten Platz der staatlichen Hochschulen belegt dieses Jahr die Universidad Politécnica von Madrid (www.upm.es), die ingenieurwissenschaftliche Studiengänge und Architektur anbietet. Drei weitere der renommiertesten Universitäten befinden sich ebenfalls in Spaniens Hauptstadt. Die Universidad Complutense (www.ucm.es), eine der größten Universitäten in ganz Europa, die Universidad Carlos III de Madrid (www.uc3m.es), die in den letzten Jahren europaweit einen besonders guten Ruf für ihre Ausbildung in Wirtschaftswissenschaften errungen hat und die Universidad Autónoma de Madrid (www.uam.es). Anders als in Deutschland umfasst die akademische Laufbahn in Spanien sowohl die Ausbildung in Forschung und Wissenschaft, als auch die Berufsausbildung. Unter spanische Hochschulen fallen also auch alle Bildungseinrichtungen, die sich in Deutschland in Universitäten, Fachhochschulen und Berufsschulen teilen. Berufe wie Physiotherapeut, Optiker und Krankenpfleger werden an einer Universität erlernt. Die spanischen Universitäten teilen sich in klassische Fakultäten (Facultades), in Universitätsschulen, die sogenannten Escuelas Técnicas/Politécnicas Superiores oder Escuelas Universitarias, in Universitätskollegs (Colegios Universitarios) sowie in künstlerisch-musische Hochschulen. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der angebotenen Studiengänge und Abschlussmöglichkeiten. Der Studienverlauf gliedert sich in Zyklen von zwei bis drei Jahren. Die Universitätsschulen und -kollegs bieten Kurzzeitstudiengänge an, die schon nach einem Zyklus mit einem berufsqualifizierenden akademischen Grad abschließen. Die Absolventen erhalten nach drei Jahren den Titel des Diplomado, des Ingeniero, bzw. Arquitecto Técnico oder des Maestro. Die Studiengänge an klassischen Fakultäten und an technischen Universitätsschulen sind bis auf die fehlende Notwendigkeit einer Abschlussarbeit am ehesten mit dem deutschen Vollstudium zu vergleichen. Die Facultades bieten Langzeitstudiengänge von fünf bis sechs Jahren an, die mit dem Erwerb des Titels Licenciado abschließen. Die mit den deutschen Technischen Hochschulen zu vergleichenden Escuelas Técnicas/Politécnicas Superiores schließen ebenfalls nach dem 2. Zyklus mit dem Titel des Ingeniero/a oder Arquitecto/a ab. Im 3. Zyklus können Studierende nach Abschluss eines Langszeitstudiengangs promovieren. Neben den 148 landesweit akkreditierten Studiengängen können die Universitäten auch eigene Studiengänge (Titulos propios) anbieten. Obwohl das Ministerium für Bildung und Wissenschaft diese Studiengänge offiziell nicht anerkennt, sind sie in der akademischen Welt durchaus geschätzt. Besonders das Angebot an Masterstudiengängen hat dadurch in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen. Eine Übersicht der Studienangebote gibt die Website des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft auf www.mec.es. Informationen zu den Postgraduiertenstudiengängen können auf www.navegadorcolon.org recherchiert werden. Das Studium ist nicht wie in Deutschland in Semester eingeteilt. Das akademische Jahr beginnt Anfang Oktober und endet Mitte Juni. Angehende Studenten können sich also nur im Winter für einen Studienplatz bewerben. Im Januar und Februar sowie im Juni und Juli setzen die Vorlesungen für die Prüfungen aus. Was die Lehrmethoden betrifft, ist das Studium in Spanien sehr viel strukturierter als in Deutschland. Durch vorgeschriebene Stundenpläne mit Kernfächern (Materias Obligatorias) und Pflichtfächern (Materias Troncales) haben Studierende in Spanien sehr viel weniger Freiraum bei der Organisation ihres Studienverlaufs. Eine Spezialisierung nach persönlichem Interesse findet erst während der Promotionsphase statt. In den ersten beiden Zyklen sind Seminare selten, der Unterricht findet vorrangig in Form von Vorlesungen statt. Diese geben den Studierenden einen fundierten Überblick, schließen deren aktive Beteiligung aber aus. Es gibt keine Hausarbeiten und so gut wie keine Referate. Vor allem ist es wichtig mitzuschreiben und das angesammelte Wissen zu speichern, um am Ende des Jahres die Klausur zu bestehen. Erst in der Promotionsphase wird wissenschaftliches Arbeiten und eigenständiges Forschen verlangt. Ein Studium in Madrid ist nicht nur wegen der attraktiven Hochschullandschaft von Vorteil, sondern auch aus sprachlichen Gründen. In den Regionen Katalonien, Galicien oder dem Baskenland werden die Lehrveranstaltungen in der jeweiligen Regionalsprache abgehalten. In der Hauptstadt dagegen wird ein dialektfreies Castellano gesprochen. Auch wenn die Universitäten ab diesem Jahr keine Sprachnachweise mehr verlangen, sollten Studenten vor der Aufnahme eines Teil- oder Vollstudiums bereits über gute Grundkenntnisse verfügen. Weitere Informationen: www.daad.de/studienmöglichkeiten www.e-fellows.net www.pasodecebra.net

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