NUTZWERT: Abgeltungssteuer in Deutschland

02.12.2008 - Philipp Dyckerhoff 

Die Einführung der Abgeltungssteuer auf Einkünfte aus Kapitalvermögen ist ein Schritt in Richtung Vereinheitlichung der Steuersysteme innerhalb der EU. Sie stellt eine erhebliche Vereinfachung dar, insbesondere in Deutschland ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Die Abgeltungssteuer beträgt in Spanien seit dem 1.1.2007 18 Prozent, in Deutschland wird sie zum 1.1.2009 eingeführt und beträgt 25 Prozent zzgl. Soli und ggfs. Kirchensteuer.

Für konservativ Anleger, die im Wesentlichen Einkünfte aus Zinsen haben, eine gute Nachricht, weil in Zukunft nicht mehr ihr persönlicher Steuersatz zur Anwendung kommt, sondern „nur“ noch pauschal 25 Prozent. Sollte der persönliche Grenzsteuersatz unter 25 Prozent liegen, können Anleger die Differenz zur Abgeltungssteuer über ihre Einkommenssteuererklärung wieder zurückholen. Für Anleger, die langfristig anlegen und deren Rendite im Wesentlichen aus Kursgewinnen besteht, eine schlechte Nachricht, weil die Kursgewinne nach derzeitigem Recht steuerfrei sind, wenn man die entsprechenden Papiere länger als ein Jahr gehalten hatte.

Deutsche in Spanien, die planen wieder nach Deutschland zurück zu gehen, sollten sich noch in diesem Jahr mit dem Thema beschäftigen. Wieder zurück in Deutschland unterliegen sie dann der deutschen Abgeltungssteuer. Geld, das noch in 2008 investiert wird, unterliegt bei Kursgewinnen nicht der Abgeltungssteuer. Wichtig für diejenigen, die einen langfristigen Anlagehorizont haben, deren Anlagestruktur eher dynamisch ist und die einen relevanten Betrag längerfristig anlegen wollen bzw. angelegt haben.

Auch hier gilt: die Vermeidung von Steuern sollte nicht erste Priorität für die Strukturierung eines Portfolios haben – ein solcher, rein steuerlich getriebener Fokus führt immer wieder zu Fehlentscheidungen. Trotzdem sollte man steuerliche Aspekte bei einer ordentlichen Vermögensstrukturierung nicht außer Acht lassen.

Welche Kriterien sind bei der Auswahl einer geeigneten Anlageform für den langfristigen Erhalt der Abgeltungssteuerfreiheit (auf Kursgewinne) wichtig?

(1) Maximierung der Wahrscheinlichkeit, dass man langfristig nicht umschichten muss – bei jeder Umschichtung würde die Abgeltungssteuerfreiheit verloren gehen.

(2) Qualität des Anbieters bzw. Vermögensverwalters – bei schlechter Wertentwicklung schichtet man dann in ein paar Jahren notgedrungen zu einem anderen Fonds- oder Vermögensverwalter um und verliert die Abgeltungssteuerfreiheit.

(1) kann man durch Anlage in Dachfonds erreichen, die in möglichst viele unterschiedliche Anlageklassen investieren können, so genannte Multi-Asset-Fonds oder auch Superfonds. Unter dem „Dach“ kann der Vermögensverwalter dann je nach Marktlage frei gestalten. Die Abgeltungssteuerfreiheit würde erst verloren gehen, wenn man seine Anteile an dem Dachfonds verkauft. Einzelaktien oder Einzelfonds z.B. werden zukünftig also weniger sinnvoll sein: Hier ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man innerhalb weniger Jahre umschichten muss.

(2) Ob die Qualität langfristig stimmt, weiß man leider erst hinterher! Trotzdem sollte man bei der Auswahl folgende Punkte beachten:

- Welche Erfahrungen und welchen Hintergrund haben die Vermögens- bzw. Fondsverwalter?

- Welche Produkte können eingesetzt werden? Wichtig ist, dass die Anlage nicht beschränkt ist auf Produkte aus dem eigenen Haus – bankenunabhängige Anbieter bieten hier häufig einen Vorteil. Welche Anlageklassen kann der Fondsmanager bzw. der Vermögensverwalter wirklich abdecken?

- Wie hoch sind die Kosten? Die Kostenfrage wird häufig überbewertet, gute Leistung kostet etwas. Viel wichtiger als die absolute Höhe der Gebühren – die natürlich eine vernünftige Größenordnung haben sollten – ist die Transparenz: besonders interessant sind solche Angebote, die die so genannten kick backs (Kommissionen, die Vermögensverwalter von Fondsanbietern erhalten, wenn ihr Fonds eingesetzt wird) dem Dachfonds gutgeschrieben werden.

- Welche Einstiegstaktik verwendet der Vermögensverwalter? Jetzt einen größeren Betrag gleich in die Aktienmärkte zu investieren, wäre z.B. nicht sehr geschickt. Ein gestaffelter Einstieg (innerhalb des Dachfonds) macht schon eher Sinn, oder auch die Anlage erstmal in andere Anlageklassen als Aktien.

Fazit: Wenn man Gelder längerfristig angelegt hat, sollte man noch dieses Jahr die Anlagestruktur prüfen und ggfs. nach einer Alternative suchen, die die oben genannten Kriterien berücksichtigt. Viele mögen denken, dass das ja aufgrund der aktuellen Lage der Kapitalmärkte die Realisierung von Verlusten bedeutet. Das ist an sich nicht schlimm, man kauft ja auch günstig wieder ein. Außerdem ist die jetzige Börsenlage für die abgeltungssteuerfreie Anlage sogar ein Vorteil, weil die Wahrscheinlichkeit auf Kursgewinne (und damit Steuerersparnis) durch die recht niedrigen Einkaufspreise langfristig nun sehr viel höher ist, als wenn der DAX heute z.B. bei 8 000 Punkten stehen würde.

Weitere Details zum Thema Abgeltungssteuer siehe bitte hier.

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