INTERVIEW: „In der Fotovoltaik hat Spanien noch großes Entwicklungspotenzial“

28.10.2008 - Julia Macher 

General Electric, kurz GE, ist einer der größten Mischkonzerne weltweit, der mit GE Global Research eine eigene Forschungseinrichtung mit Niederlassungen in Asien, Amerika und Europa unterhält. In den Forschungszentren arbeiten Wissenschaftler an innovativen Technologien. Schwerpunkte der 2004 in München eröffneten Einrichtung sind Umwelttechnologien und erneuerbare Energien wie Solar- oder Windenergie. Carlos Härtel leitet das GE Global Research Europe seit 2007. Mit www.barcelonafuerdeutsche.com sprach er über einen Zukunftsmarkt, auf dem sich Spanien große Chancen ausrechnet.

Was sind die Schwerpunkte von GE Global Research beim Thema regenerative Energien?

Wir sind vor allem in den Bereichen Windenergie und Fotovoltaik tätig, wobei solarthermische Themen langsam immer wichtiger werden. Die Fotovoltaik ist schon seit unserer Gründung 2004 ein bedeutendes Standbein, wobei wir uns dort weniger mit Materialfragen und mehr mit Regelungs- oder Systemintegrationsfragen beschäftigen: Wir haben unser Aufgabengebiet quasi „um die Solarzelle herum“ gruppiert. Bei der Windenergie sind wir in allen Bereichen involviert.

Egal ob Fotovoltaik, Windparks oder solarthermische Kraftwerke: alle drei Bereiche boomen in Spanien. Inwieweit ist dabei das Know-How von GE gefragt?

Als Zulieferer von Systemen kommen wir vom GE Forschungszentrum immer dann zum Zuge, wenn unsere Kunden „die Weichen“ stellen, wenn sie wissen möchten, wie Innovationen in ihr Unternehmenskonzept integriert werden können. Und da gibt es auch in Spanien große Stromversorger, die mit uns lernen wollen, was für sie auf dem Markt der regenerativen Energien technisch machbar ist. Konkrete Namen kann ich allerdings nicht nennen.

In Tarifa sind gigantische Windparks entstanden. Bei der Fotovoltaik ist in Spanien die installierte Leistung in nur zwei Jahren um das Fünffache gewachsen. Dieser Tage geht in Andalusien mit Andasol 1 das größte solarthermische Kraftwerk der Welt ans Netz. Wo sehen Sie die größten Chancen für Spanien im Bereich der regenerativen Energien?

Überall, wo Wind weht und die Sonne scheint, sind die Chancen gut. Für Solarenergie ist die Iberische Halbinsel allein auf Grund des Klimas eine ideale Region. Wenn es Deutschland geschafft hat, Solarenergie so zu fördern, sollte es für Spanien ein Leichtes sein, ein Mehrfaches zu erzielen.

„Sonne ernten“ lässt sich zum einen durch Fotovoltaikanlagen, zum anderen durch solarthermische Kraftwerke. Es gibt Forscher, die Solarthermik als die Energieerzeugung der Zukunft betrachten, Fotovoltaik dagegen als zu teuer und ineffektiv abtun.

Ich bin sehr vorsichtig mit solchen Aussagen. Auch die Fotovoltaik hat großartige Zukunftsperspektiven. Bei den Materialien gibt es beispielsweise enorme Einsparpotenziale. Sobald industriell gefertigt wird, was man bisher in kleinen Mengen produziert, senken sich die Kosten. Eine Reduktion der Kosten erreicht man auch, wenn Module nicht mehr „bloß“ zur Stromerzeugung genutzt werden, sondern eine zusätzliche Funktion bekommen - etwa, wenn sie architektonisch integriert werden. Kunststoff können Farbstoffe beigemengt werden, die das Sonnenlicht einfangen und wieder auf fotoaktives Material abstrahlen, so dass durch Fassadenelemente oder Fenster Strom erzeugt wird. Der Vorteil von solarthermischen Anlagen liegt darin, dass man mit bestehender Technologie sehr viel erreichen kann. Allerdings lässt sich damit nur im Großmaßstab Strom erzeugen: Auf ein Haus können Sie kein solarthermisches Kraftwerk setzen - ein Solarpanel schon.

Also mehr eine Frage, ob Strom im großen Maßstab oder dezentral erzeugt werden soll als eine Frage der Technik. Welche Weichen muss die Politik stellen, damit wir mittelfristig nicht mehr von Kohle und Erdöl abhängen?

Wenn Solartechnik in großem Maßstab zur Stromerzeugung eingesetzt werden soll, was meiner Ansicht nach machbar ist, muss ein Markt dafür erzeugt werden - etwa über Einspeisevergütungen oder Subventionen. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass bei allen großen Umstellungen in Technik und Infrastruktur staatliche Programme notwendig waren, um solche Innovationen marktfähig zu machen.

Bisher hat Spanien Strom aus Fotovoltaik-Modulen 25 Jahre lang mit 42 Cent pro Kilowattstunde gefördert. Das hat unter anderem dazu geführt, dass zur Solarenergie-Erzeugung geeignete Flächen zu begehrten Spekulationsobjekten wurden. Ende September lief das Programm aus. Künftig soll differenzierter gefördert werden: Für Strom aus großflächigen Anlagen gibt es weniger Geld als für Strom aus an Fassaden oder Dächern montierten Modulen. Das richtige Signal?

In Ländern mit so guten Sonnenverhältnissen wie in Spanien könnte man eigentlich davon ausgehen, dass es Sinn macht, großflächige Anlagen zu fördern. Aber neben der erwähnten Spekulationsproblematik spielt noch ein anderes Argument eine Rolle: Ist die Fotovoltaik-Technik schon weit genug, um ihren Einsatz im Großmaßstab zu rechtfertigen? Da wünsche ich mir doch etwas mehr Reifung, mehr technologische Entwicklung - und dafür könnte so eine differenzierte Förderung das richtige Instrument sein.

Vom Rohstoff Sonne und Wind hat Spanien ausreichend. Wie sieht es um das technologische Wissen aus? Wie positioniert sich das Land als Forschungsstandort?


Im Bereich der regenerativen Energien, gerade der Solar- und Windenergie, sind mitteleuropäische Unternehmen und Forschungseinrichtungen weiterhin führend - das war einer der Gründe, warum wir München als Standort gewählt haben. Noch hinkt Spanien da etwas hinterher, aber das kann sich rasch ändern - gerade im Bereich der Fotovoltaik: Die Barrieren sind niedrig, die Technologie ist nicht mehr nur in den Händen einiger weniger. Gerade der Bereich der Systemtechnik ist für Innovationen offen - mittelgroßen Unternehmen bietet das eine wunderbare Möglichkeit sich zu profilieren.

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