TIPP: La leyenda negra

01.06.2009 - Paul Stadelhofer 

Mit ihrer spanischen Neuveröffentlichung „La leyenda negra de España – Propaganda en la guerra de Flandes (1566 – 1584)“, zeigt die an der Madrider Universidad Complutense lehrende Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Ingrid Schulze Schneider, dass ein Austausch zwischen den Einzelwissenschaften unabdingbar ist, um ein realistisches Bild von Gesellschaft und Geschichte zu erhalten.

Im Zentrum des 177 Seiten umfassenden Buches steht der Beginn des 80-jährigen Krieges und die dunkle Legende um das Spanien des 16. Jahrhunderts, welche – durch die niederländische Propaganda vorangetrieben – noch in Schillers Drama „Don Carlos“ zum Ende des 18. Jahrhunderts oder Verdis Oper „Don Carlo“, im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, ihre Nachwirkungen zeigte.
Beleg genug dafür, dass die Propagandaarbeit des holländischen Regenten, Wilhelm von Oranien-Nassau, ein Lehrstück war, betrieben nach allen Regeln der Kunst und neusten Technik der Zeit.

Unmengen an erschreckendem Bildmaterial wie künstlerisch hochwertige Briefmarken mit Brandschätzungen oder Embleme, welche den spanischen Regenten beim Paktieren mit Dämonen zeigen, veranschaulichen, weshalb im 16. Jahrhundert europaweit eine antispanische Haltung entstand.

„La leyenda negra de España“ liefert eine umfangreiche Sammlung an Beispielwerken dieser Zeit und während immer noch Heerscharen blind diesen Bildern glauben, demaskiert das Buch diese Darstellungen akkurat als Propagandamaterial der niederländischen Regierung. Zudem bietet Schulze Schneider einen Einblick in die geschichtlichen Hintergründe des 80-jährigen Krieges zwischen Spanien und den Niederlanden, konzentriert sich auf den Zeitraum der Entstehung der antispanischen Haltung in Europa zwischen 1566 und 1584 und veranschaulicht die Funktionsmechanismen der politischen Propaganda, wie sie Wilhelm von Nassau-Oranien meisterhaft realisierte.

Das lenkt den kritischen Blick der Autorin auf die zeitgemäßen Mittel und Methoden der Propaganda, auf deren Mitwirken an der Ausweitung der antispanischen Haltung über Belgien hinaus und auf die Folgen der Propagandaarbeit für die weiteren Ereignisse der Epoche. Darüber hinaus skizziert das Buch die Motive für den künstlerischen und handwerklichen Schaffensprozess der Zeit und die Funktionsweise der öffentlichen Kommunikation.

So schränkt sich die Schilderung Schulze Schneiders auch nicht auf eine einzelne wissenschaftliche Disziplin ein, sondern ermöglicht eine umfassende Reflexion, indem sich die Analyse verschiedene Wissenschaftsgebiete zu nutzen macht. Ein Fokus liegt in dem Werk auf der Geschichte, der Kommunikationswissenschaft, der Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft. Gerade dadurch ist „La leyenda negra de Epaña“ umso bodenständiger und bietet all diesen Fachbereichen eine Erweiterung für deren Betrachtungsweisen.

Da die Autorin sich auch nicht in einer Behandlung des kompletten 80-jährigen Krieges verliert, sondern ihr Augenmerk vornehmlich auf die heiße Phase zwischen 1566 und 1584 lenkt, steht das Buch, mit einzelnen Beispielen sowie Fakten untermauert, auf festen Füßen. Die konkrete Behandlung von Künstlern wie Franz Hogenberg oder Joris Hoefnagel, einzelner Methoden und Medien sowie wiederkehrender Motive, tragen dazu bei.

Da das komplette Buch nur einen Umfang von 179 Seiten hat, die teils sogar umfangreich bebildert sind, ist das Buch auch für eine kurzfristige Recherche hilfreich und stellt mit fundierten Quellen und Fachwissen ein praktisches Referenzwerk für wissenschaftliches Arbeiten dar.

La leyenda negra de España – Propaganda en la guerra de Flandes (1566 – 1584)
Ingrid Schulze Schneider
Editorial Complutense
2008 Madrid
ISBN: 978-84-7491-928-8

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